Der niederösterreichische Flüchtlingsverein „menschen.leben“ ist pleite: Am Donnerstag wurde am Landesgericht Wiener Neustadt ein Antrag auf Eröffnung eines Konkursverfahrens gestellt. Der Verein, in dessen Aufsichtsrat unter anderem ORF-Manager Pius Strobl sitzt, hat knapp 1,8 Millionen Euro Schulden. Betroffen sind rund 280 Arbeitnehmer.
Der Verein, in dessen Aufsichtsrat neben Strobl auch die frühere Landtagsabgeordnete Erika Adensamer und der frühere Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Herbert Anderl, sitzen, wurde 2006 gegründet und unterstützt in mehreren Bundesländern Asylwerber, Migranten, Jugendliche und Kinder mit Projekten und Maßnahmen in den Bereichen Flüchtlingsbetreuung und psychologische Betreuung, Bildung und Integration, Jugendarbeit und Kindergärten. 83 Bestandsobjekte wurden laut dem Alpenländischen Kreditorenverband (AKV) angemietet, die zum Teil jedoch bereits gekündigt wurden.
Zur Insolvenzursache hieß es von Creditreform, dass vorzeitig geschlossene Projekte aufgrund einzuhaltender Kündigungsfristen nach wie vor laufende Kosten verursachen. Im Zuge der Flüchtlingskrise im Jahr 2015 habe der Verein mit Sitz im niederösterreichischen Baden expandiert.
Rund 280 Arbeitnehmer betroffen
Die seitens des Landes Niederösterreich eröffneten Standorte durch andere Träger haben laut AKV für den Verein zu einem unvorhersehbaren Verlust von Einnahmen in Höhe von rund 600.000 Euro geführt. Da die finanzierende Bank den Kreditrahmen gesperrt habe, sei keine ausreichende Liquidität mehr vorhanden. Betroffen sind rund 280 Dienstnehmer, deren Ansprüche bis inklusive November 2018 bezahlt wurden.
„Das verkraftet man nicht finanziell“
Vom insolventen Verein „menschen.leben“ hieß es am Donnerstag, man habe die sinkenden Flüchtlingszahlen zwar einkalkuliert, unbegleitete Minderjährige seien vom Land Niederösterreich aber bereits ab Ende August in andere Quartiere verlegt worden. „Das verkraftet man nicht finanziell“, so der Verein. Kritisiert wurde „unterbliebene Kommunikation“ durch die zuständige Abteilung des Landes, betont wurde jedoch gleichzeitig, dass es vonseiten des Vereins „keine Schuldzuweisung“ gebe.
Man hoffe nun, dass die anderen Aktivitäten wie drei Kindergärten in Wien, Deutschkurse und Jugendarbeit weitergeführt werden können. Das sei aber Entscheidung des Masseverwalters.
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