Gatwick lahmgelegt
Warum finden die Briten den „Drohnen-Mann“ nicht?
Mit einer einzigartigen Störaktion haben noch Unbekannte mehr als 24 Stunden lang den zweitgrößten britischen Flughafen komplett lahmgelegt. Mehr als 100.000 Passagiere waren allein am Donnerstag betroffen. Obwohl Polizei samt Scharfschützen und die Armee im Einsatz sind, fehlt von dem oder den Verantwortlichen für das Drohnen-Chaos noch jede Spur. Die Polizei brachte radikale Öko-Aktivisten als mögliche Drahtzieher ins Spiel - und ein YouTube-Star sagt, er stecke hinter dem „Gatwick-Gate“.
„Flightmare before Christmas“ titelte die „Daily Mail“ in ihrer Online-Ausgabe Freitagfrüh. Thema: das durch Drohnen ausgelöste Flugchaos am Londoner Flughafen Gatwick, der im Süden der Millionenstadt liegt. Obwohl der Flugverkehr Freitagfrüh langsam wieder angelaufen ist, sitzen noch immer Tausende Passagiere fest. 115.000 Reisende waren am Donnerstag betroffen gewesen, nachdem so gut wie alle Starts und Landungen seit Mittwochabend abgesagt worden waren.
Video: Flughafen Gatwick wegen Drohnen geschlossen
„Geplant, maximale Behinderungen in der Vorweihnachtszeit zu bringen“
Seit Donnerstagabend 22 Uhr Ortszeit hat man laut BBC nun aber keine Drohne mehr über dem Flughafen gesichtet. Zuvor waren mehr als 50 solcher Sichtungen in rund 24 Stunden dokumentiert worden. Mindestens zwei Drohnen seien laut Polizei keine Hobby-Fluggeräte gewesen, sondern für den professionellen Einsatz bestimmt. „Das ist eine präzise geplante Aktivität, die darauf ausgelegt wurde, den Flughafen lahmzulegen und maximale Behinderungen in der Vorweihnachtszeit zu bringen“, sagte Gatwick-Geschäftsführer Stewart Wingate. Doch von wem?
Öko-Aktivisten, Terroristen oder ein YouTube-Prankster?
Die Polizei brachte radikale Öko-Aktivisten als mögliche Drahtzieher des Störmanövers ins Spiel. Beweise dafür gibt es laut Medienberichten aber nicht. Ein terroristischer Hintergrund wird vorerst nicht angenommen - es gebe keine Hinweise dafür.
Ein YouTube-„Prankster“ - jemand, der Scherze filmt und ins Internet stellt - deutete inzwischen an, er sei für die „aus dem Ruder gelaufene Aktion“ verantwortlich. Ally Law, der bereits ins britische Big-Brother-Haus und illegal in Themenparks eingebrochen war und dies filmisch dokumentiert hatte, kündigte ein Video an, das alles erklären sollte - doch seine Aussagen werden stark bezweifelt. So sei ein Foto, das er zu einem ersten Posting stellte, sechs Monate alt und stamme aus einer Doku.
Allerdings machen die Begleittexte zu den Postings neugierig: „Leute, das ist aus dem Ruder gelaufen. Es hat alles als unschuldiger Streich angefangen. Ich bin gerade nach Hause gekommen, das Video folgt sogleich.“ Versehen ist das jüngste Posting mit Videoaufnahmen, die angeblich Polizisten im Terminal zeigen, mit #Gatwick. Das Bild wurde betextet mit: „Fliege eine Drohne über dem Flughafen Gatwick. Die Armee ist gekommen. Neues Video folgt bald.“
Warum gelingt es nicht, den oder die Verantwortlichen zu finden?
Wer auch immer dahintersteckt: Vor allem die Briten fragen sich, warum es dem Großaufgebot an Polizei und sogar der Armee noch nicht gelungen ist, den oder die Verantwortlichen hinter dem Drohnen-Chaos ausfindig zu machen. „Wenn das der Weg ist, wie unsere Regierung Drohnen über Gatwick handhabt, mache ich mir Sorgen, wie dies über einem Atomkraftwerk aussehen würde“, sorgt sich ein Twitter-User. Ein weiterer wundert sich: „Wurden Scharfschützen nicht über Jahre trainiert, winzige Objekte aus Kilometern Entfernung zu treffen?“
„Können ja nicht ziellos auf einem Flughafen herumschießen“
Den Kritikern der Vorgehensweise der Polizei kontert aber Steve Barry von der Sussex Police: Es handle sich bei diesem Störmanöver um eine „weltweit unvorhergesehene Situation“, aus der man „lernen muss“. Es gebe „keine einfache Lösung“ - und eines sei klar: „Wir können ja nicht ziellos auf einem Flughafen herumschießen.“
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