Chats über Anschlag

Flughäfen ausgespäht: Spur zur Salafisten-Szene

Ausland
21.12.2018 13:06

In Deutschland und Frankreich verdichten sich die Hinweise, dass die Ausspähversuche an den Flughäfen in Stuttgart und Paris womöglich im Zusammenhang mit der „Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat“ zusammenhängen. Während an mehreren Flughäfen Deutschlands die Sicherheitsvorkehrungen enorm verstärkt wurden, fanden am Freitag laut Medienberichten Razzien in den Bundesländern Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg statt. Die Polizei fahndet nach vier verdächtigen Personen - unter ihnen ein Vater und sein Sohn - mit Kontakten in die deutsche Salafistenszene. Bei den Ausspähversuchen am Flughafen in Stuttgart hatten die mutmaßlichen Islamisten besonders die Abläufe bei der Fluggastkontrolle im Blick.

Eine Spur, die die Ermittler derzeit verfolgen, führt in die Grenzstadt Aachen. Nach Informationen der Deutschen Presse-Agentur ist vergangene Woche am größten Flughafen Frankreichs, dem Pariser Airport Charles de Gaulle, ein Transporter mit Aachener Kennzeichen aufgefallen. Das Auto, ein Mercedes Sprinter, soll einem Salafisten marokkanischer Abstammung gehören, der mehrere ähnliche Fahrzeige besitzt und den die Behörden in Nordrhein-Westfalen schon länger kennen. Er konnte dem Vernehmen nach fliehen, bevor ihn die französische Polizei stoppen und befragen konnte.

Polizei-Sondereinsatzkräfte am Stuttgarter Flughafen (Bild: EPA)
Polizei-Sondereinsatzkräfte am Stuttgarter Flughafen
Haben dschihadistische Terroristen einen Anschlag auf den Stuttgarter oder einen anderen Flughafen im deutsch-französischen Grenzgebiet geplant? (Bild: EPA)
Haben dschihadistische Terroristen einen Anschlag auf den Stuttgarter oder einen anderen Flughafen im deutsch-französischen Grenzgebiet geplant?

In Chat-Protokollen ist von Anschlag auf Flughafen die Rede
An der Ausspähaktion am Flughafen Stuttgart, von der es Video-Aufnahmen gibt, war den Angaben zufolge auch ein Sohn des Salafisten beteiligt. Das soll einem Beamten der nordrhein-westfälischen Polizei bei der Auswertung aufgefallen sein. Auf die Spur gekommen sind die Ermittler den Männern laut „SWR“-Informationen auch durch Hinweise marokkanischer Sicherheitsbehörden. Diese hätten verdächtige Chat-Nachrichten abgefangen und übermittelt. Darin sei von einem Anschlag auf einen Flughafen im deutsch-französischen Grenzgebiet als Rache für die westliche Politik die Rede. Unter anderem heißt es da: „Sie führen Krieg gegen den Islam, meine Brüder und ich sind hier, um sie zu bekämpfen.“ Auf die Frage „Werde ich alleine sein?“ lautet die Antwort: „Nein, wir sind mehrere!“

Massive Polizeipräsenz am Stuttgarter Flughafen nach verdächtigen Vorkommnissen im Sicherheitsbereich (Bild: EPA)
Massive Polizeipräsenz am Stuttgarter Flughafen nach verdächtigen Vorkommnissen im Sicherheitsbereich

Im Zusammenhang mit den mutmaßlichen Ausspähversuchen am Stuttgarter Flughafen sind am Freitag Wohnungen in Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg durchsucht worden. Die Staatsanwaltschaft ermittle gegen vier identifizierte Beschuldigte wegen des Verdachts der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, sagte der Sprecher der Stuttgarter Staatsanwaltschaft, Heiner Römhild, am Freitag. „Aktuell laufen da Wohnungsdurchsuchungen. Derzeit wurde noch niemand in Untersuchungshaft genommen.“ Durchsucht wurden laut seinen Angaben zwei Objekte in Nordrhein-Westfalen und eines in Baden-Württemberg.

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer verwies auf die anhaltend hohe Terrorgefahr in Deutschland, warnte aber vor „Alarmismus“. Wachsam zu sein, sei die beste Prävention.

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