Ministerium gestürmt
Tote und Geiselnahme bei Angriff in Kabul
Bei einem der schwersten Anschläge in der afghanischen Hauptstadt Kabul in diesem Jahr sind mindestens 43 Menschen getötet worden. Zehn weitere Menschen seien bei der Attacke auf das Bauministerium und weitere Regierungsbüros verletzt worden, sagte ein Sprecher des afghanischen Gesundheitsministeriums am Dienstag. Zu dem Anschlag vom Montag bekannte sich zunächst niemand. Vor dem Ministerium für öffentliches Bauwesen war am Montagnachmittag (Ortszeit) eine Autobombe detoniert, ein Attentäter hatte sich in die Luft gesprengt. Danach stürmten drei Angreifern nahe gelegene Gebäude des Ministeriums für Arbeit, Soziales, Märtyrer und Behinderte. Von diesen aus feuerten die Angreifer auf weitere Regierungsgebäude in der Umgebung.
Mehr als 350 Menschen konnten schließlich nach stundenlangem Feuergefecht befreit werden. Bei den meisten Opfern handelte es sich um Zivilisten. Regierungsmitarbeiter rannten um ihr Leben, einige sprangen aus Fenstern, um sich in Sicherheit zu bringen. Hunderte Menschen waren in den Gebäuden eingesperrt, während sich die Angreifer über Stunden Schusswechsel mit den Sicherheitskräften lieferten.
Menschen, die offensichtlich in den Regierungsgebäuden festsaßen, posteten im sozialen Netzwerk Facebook: „Sie töten alle. Ich weiß nicht, was ich tun soll? Es gibt kein sicheres Versteck“, schrieb ein Nutzer. Man solle für ihn beten, bat der Mann. Es war der tödlichste Anschlag in Kabul seit einem Selbstmordanschlag im November mit mindestens 55 Toten.
22. Anschlag im Jahr 2018
Bisher bekannte sich niemand zu dem Anschlag. Es handelt sich um den 22. große Anschlag in der afghanischen Hauptstadt in diesem Jahr. Dabei starben insgesamt mehr als 500 Menschen. Den Großteil der Anschläge reklamierte die Terrormiliz Islamischer Staat für sich. Erst am Sonntag wurden in Afghanistan der Verteidigungs- und Innenminister ausgetauscht. Die Sicherheitslage hatte sich in den vergangenen Monaten weiter verschlechtert. Die afghanische Regierung kontrolliert nur noch wenig mehr als die Hälfte der Bezirke des Landes. Weitere 30 Prozent sind umkämpft.
Täglich Tote bei Gefechten mit den Taliban
Asadullah Khalid und Amrullah Saleh, die das Verteidigungs- und Innenressort bis zu ihrer Bestätigung im Parlament geschäftsführend übernehmen, gelten als Anti-Taliban-Hardliner. Beide haben in der Vergangenheit bereits den Geheimdienst NDS geleitet. Sie kritisierten in den vergangenen Monaten aber auch die Kriegsführung unter Präsident Ashraf Ghani stark. Die radikalislamischen Taliban setzen den Sicherheitskräften der Regierung stark zu, Militärkreisen zufolge sterben im Durchschnitt täglich 35 Soldaten und Polizisten in Gefechten und Anschlägen.
Am Donnerstag waren zudem Berichte in US-Medien erschienen, wonach die US-Regierung die Hälfte ihrer 14.000 Soldaten aus Afghanistan abziehen wolle. Die bisher unbestätigten Berichte hatten für Unruhe bei der afghanischen Regierung, Bevölkerung sowie bei den NATO-Bündnispartnern gesorgt, die ebenfalls Soldaten in Afghanistan stationiert haben. Gleichzeitig laufen Bemühungen, den Krieg politisch zu beenden. Dazu gab es jüngst mehrere Direktgespräche zwischen den USA und Vertretern der Taliban.
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