Chaos in Libyen
Kreml setzt auf früheren Haider-Freund
Im von Milizen dutzendfach zersplitterten nordafrikanischen Libyen steht offenbar der Sohn und „Kronprinz“ des gestürzten Diktators Muammar al-Gaddafi, Saif-al-Islam („Schwert des Islam“), vor einem erstaunlichen Polit-Comeback. Nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis aufgrund einer Generalamnestie im Vorjahr möchte der zweitälteste Sohn Gaddafis bei der Präsidentenwahl im kommenden Frühjahr antreten und hofft auf Unterstützung aus dem Kreml.
Laut „Moscow Times“ würde Russland tatsächlich eine führende Rolle des Gaddafi-Sohns unterstützen, wenn es ihm gelänge, das erdölreiche Land zu vereinen. Nun soll Saif al-Islam Russland um Unterstützung gebeten haben. Dazu der russische Vize-Außenminister Michail Bogdanow: „Wir schließen niemanden von einer politischen Rolle aus. Saif al-Islam hat die Unterstützung von zwei Stämmen, und das sollte in einen politischen Prozess einfließen.“
Russland hat bisher so wie Ägypten und die Golfstaaten auf den Herrscher von Ost-Libyen (Hauptstadt Bengasi), „Marschall“ Chalifa Haftar, gesetzt. In West-Libyen (Hauptstadt Tripolis) sitzt der von der UNO gestützte Regierungschef Fayiz al-Sarradsch praktisch als Geisel rivalisierender Milizen fest, die um die Hauptstadt kämpfen.
Saif al-Islam war ein Freund des verstorbenen Kärntner Landeshauptmanns Jörg Haider und lebte auch in Österreich. Nach dem Sturz seines Vaters war der zweitälteste Gaddafi-Sohn inhaftiert und gefoltert worden. Er wurde 2015 wegen Kriegsverbrechen während des bewaffneten Aufstandes gegen das Gaddafi-Regime in Libyen zum Tode verurteilt. Doch von einer Vollstreckung wurde abgesehen.
Kurt Seinitz, Kronen Zeitung/krone.at
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