Während andere Frauen über 40 in der Traumfabrik behandelt werden, als wäre ihr Verfallsdatum abgelaufen, kann Streep sich vor Angeboten kaum retten. Zuletzt landete sie mit ihrem hinreißenden Auftritt in der Kinoadaption des ABBA-Musicals "Mamma Mia" einen Kassenschlager - der Film spielte weltweit mehr als 600 Millionen Dollar (430 Millionen Euro) ein. Ihre Rollen als zickige Mode-Chefin in der Bestsellerverfilmung "Der Teufel trägt Prada" (2007), als verbitterte Nonne in dem Gesellschaftsdrama "Glaubensfrage" (2008) und nun in "Julie & Julia" (2009) trugen ihr die drei bisher letzten Oscar-Nominierungen ein. Gewonnen hat sie ihn zweimal - für eben "Kramer gegen Kramer" als Nebendarstellerin und als Hauptdarstellerin für "Sophie's Entscheidung" (1982).
Was Streep zu einer Klasse für sich macht, ist nach Einschätzung der Kritiker ihre unglaubliche Wandlungsfähigkeit. Oft spielt sie starke, eigenwillige und verletzliche Frauen. Aber auch in heiteren oder komischen Rollen ist sie überzeugend. "Ich mag einfach die Vielfalt", sagte sie einmal bei einem Deutschlandbesuch. "Für mich ist das wie ein gutes Essen, da braucht man ein Stück Fleisch, aber auch Gemüse, Nudeln - und Rote Grütze."
"Jenseits von Afrika", "Die Brücken am Fluss" & Co.
Zu ihren populärsten Filmen gehört das Liebesdrama "Jenseits von Afrika" (1985). Als dänische Schriftstellerin Tania Blixen findet sie hier in dem von Robert Redford gespielten Großwildjäger Denys Finch Hatton die Liebe ihres Lebens. Auch das Melodram "Die Brücken am Fluss", in dem sie als spröde Farmersfrau eine leidenschaftliche Affäre mit Clint Eastwood hat, und die Bestsellerverfilmung "Das Geisterhaus" sind längst Klassiker der Filmgeschichte.
Meryl heißt eigenlich Mary Louise
1949 als Kind wohlhabender und kulturell interessierter Eltern im US-Bundesstaat New Jersey geboren, hatte die kleine Mary Louise ("Meryl") Streep schon früh einen Hang zur Schauspielerei. Sie fand sich, so erzählt sie später, dick und hässlich - und das spornte sie an. Noch während des Studiums in New York beginnt sie mit der Theaterarbeit und wird bald auch für den Film entdeckt. Bereits ihre erste Hauptrolle in dem Vietnam-Drama "Die durch die Hölle gehen" (1978) an der Seite von Robert de Niro wird für einen Oscar nominiert.
Den internationalen Durchbruch bringt "Kramer gegen Kramer", für das Holocaust-Drama "Sophies Entscheidung" erhält sie 1983 ihren zweiten Oscar. Seither vergeht kaum ein Jahr ohne eine wichtige Auszeichnung. Erst in den 90er-Jahren gibt es einige Flops und Durchhänger, aber mit der Romanverfilmung "The Hours" schafft sie 2002 ein furioses Comeback.
Bei ihren Kollegen ist Streep für ihre Professionalität, aber auch für eisernen Arbeitswillen und beispiellosen Perfektionismus bekannt. So trieb sie für die Komödie "Der Teufel trägt Prada" mit ihren exakten Modevorstellungen die Kostümbildnerinnen an den Rand der Verzweiflung. Für den Film "Music of the Heart" nahm sie Geigenunterricht. Und für "Sophies Entscheidung" lernte sie polnisch, um den Akzent der jungen polnischen KZ-Überlebenden richtig nachmachen zu können.
"Ich weiß nicht, was ich ohne meinen Mann tun würde"
Ihr Privatleben hält Meryl Streep so gut es geht unter Verschluss. 1978 starb ihr damaliger Lebensgefährte John Cazale mit 42 Jahren an Knochenkrebs - sie pflegte ihn nach den letzten gemeinsamen Dreharbeiten bis zu seinem Tod. Der Bildhauer Don Gummer, mit dem sie bis heute verheiratet ist, half ihr über den Verlust hinweg. "Ich weiß nicht, was ich ohne meinen Mann tun würde", sagte sie. "Ich wäre tot, wenn ich ihn nicht getroffen hätte, zumindest emotional."
Das Paar hat vier inzwischen erwachsene Kinder, die Familie lebt in New York und im ländlichen Connecticut - fernab von der Glitzerwelt Hollywoods. Und trotz aller Popularität und ihren inzwischen mehr als 50 Filmen wird Streep immer wieder von Selbstzweifeln geplagt. "Bei jeder Rolle kriege ich kalte Füße und frage mich: Warum wollen mich die Leute überhaupt sehen? Wieso glaube ich, dass ich schauspielen kann?" Ein Glück, dass sie sich dann doch immer wieder einen Schubs gibt.
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