Haiti-Beben

Regierung: Zahl der Toten auf 212.000 gestiegen

Ausland
05.02.2010 09:09
Die Zahl der bei dem Erdbeben in Haiti getöteten Menschen hat sich auf 212.000 erhöht. So viele Leichen seien in der Hauptstadt Port-au-Prince und außerhalb inzwischen geborgen worden, sagte Regierungschef Jean-Max Bellerive am Donnerstag (Ortszeit) dem US-Sender CNN. Und immer noch würden unter den Trümmern vereinzelt Leichen entdeckt. Erst am Mittwoch hatte der Regierungschef die offizielle Statistik auf mehr als 200.000 Tote korrigiert von zuvor 170.000.

Mehr als 300.000 Menschen seien bei dem Beben am 12. Jänner verletzt worden, sagte Bellerive dem Sender weiter. Die meisten hätten inzwischen medizinische Hilfe erhalten. Angesichts der Tatsache, dass schon vor dem Erdbeben in Haiti zahlreiche Menschen obdachlos waren, sei nun davon auszugehen, dass etwa zwei Millionen Haitianer kein festes Dach über dem Kopf hätten. Der arme Karibik-Staat zählt insgesamt etwa neun Millionen Einwohner.

Immer noch Orte ohne Helfer
Die Zahl der Toten und schwer Verletzten könnte sogar noch weiter steigen. Denn obwohl die Hilfsaktionen auf vollen Touren laufen, gibt es immer noch Orte, an denen kein Helfer war. "Man stößt immer wieder auf solche Camps", schildert die österreichische Rot-Kreuz-Mitarbeiterin Andrea Reisinger die Situation an Ort und Stelle. "Es gibt einfach so viele Betroffene, dass immer noch Hilfe gebraucht wird. Die Situation ist wirklich schlimm und zwar weil das Zentrum der Hauptstadt getroffen wurde. Die größte Einkaufsstraße existiert einfach nicht mehr, da gibt es einfach gar nichts mehr", erzählte Reisinger. "Das einfach alles darniederliegt, das ist das Schlimmste." 

Bei der Tsunami-Katastrophe 2004 hätten die Helfer auf bestehende Infrastrukturen, beispielsweise in Sri Lankas Hauptstadt, zurückgreifen können. Durch den völligen Zusammenbruch des wirtschaftlichen und sozialen Lebens in Haiti habe die Lieferung der Hilfstransporte und die Organisation der Erstmaßnahmen zu Beginn Tage gedauert. Vor allem außerhalb der Hauptstadt Port-au-Prince gebe es weiterhin ländliche Bereiche, die man nur schwer erreiche, so Reisinger, die bis Mittwoch als eine der ersten Helfer im Bebengebiet im Einsatz war. Die bisher von Ärzten, Nahrung- und Wasser-Lieferungen abgeschnittenen Opfer hätten sich mittlerweile selbst zu Camps organisiert, würden provisorische Hütten aus Schilf und Gras bauen und einen Leiter ernennen.

In wenigen Monaten beginnt die Regenzeit
"Wenn man sich ansieht, wo in Zukunft die Probleme liegen werden, ist die Einrichtung von Notunterkünften besonders wichtig", betonte Reisinger. "In wenigen Monaten beginnt die Regenzeit." Noch würden viele im Freien unter Moskitonetzen schlafen, halbwegs Schutz gebende Gebäude würden dringend gebraucht.

Noch lange nicht getan ist es aber auch mit der Arbeit der medizinischen Hilfskräfte. "Ich war vor einer Woche im Feldspital. Da kommen immer noch Leute hin, die unversorgt sind", erzählte Reisinger. Manche würden aus Angst vor einer Amputation viel zu spät einen Arzt aufsuchen. Seuchenausbrüche gebe es glücklicherweise noch nicht, diesen müsste jedoch durch die Versorgung mit Trinkwasser und die Errichtung von Sanitäranlagen weiter proaktiv vorgebeugt werden. Mit dieser Aufgabe sind unter anderem sieben österreichische Rot-Kreuz-Kräfte beschäftigt, die sich seit etwa einer Woche in der Stadt Leogane um mehr als 100.000 Einwohner kümmern.

Bei Essensausgaben kommt es laut Reisinger nach wie vor zu Ungerechtigkeiten. Es gebe viele Organisationen mit verschiedenen Verteilsystemen, erklärte die Helferin. Beim wahllosen Austeilen kämen nur die Stärksten zum Zug. Wichtig sei es daher, die Leute zu registrieren und kontrolliert Hilfsgüter weiterzugeben.

Impfprogramm für 700.000 Kinder gestartet
In Haiti ist indes für 700.000 Kinder eine Impfaktion angelaufen, die vor lebensgefährlichen Krankheiten schützen soll. In den überfüllten Notunterkünften von Port-au-Prince, wo das Erkrankungsrisiko am größten ist, erhielten die ersten Buben und Mädchen Impfschutz gegen Masern, Diphtherie, Tetanus und Keuchhusten. 

"Diese Krankheiten sind insbesondere für Kleinkinder unter fünf Jahren, die zusätzlich auch oft noch unterernährt sind, eine tödliche Gefahr", betonte Unicef am Dienstag. Die Impfkampagne soll Schritt für Schritt auf andere Landesteile ausgeweitet werden. Nach und nach sollen auch ältere Kinder und Erwachsene gegen Diphtherie und Tetanus geimpft werden.

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