Obwohl die Zahl der Gebührenzahler in den letzten Jahrzehnten massiv gestiegen und der ORF dank jährlich über 600 Millionen Euro vom Gebührenzahler einer der reichsten TV-Sender Europas ist, sinkt seine tatsächliche Reichweite dramatisch. Aktuelle Teletest-Marktforschungszahlen zeigen, dass der ORF in den letzten 20 Jahren rund die Hälfte seiner Reichweite verloren hat. Die GIS-Gebühren sind durch die Inflationsanpassung derweil deutlich gestiegen.
Laut offizieller Zählung des Gebühren Info Service (GIS), der die ORF-Rundfunkgebühr eintreibt, haben im Jahr 2017 - die Zahlen für 2018 wurden noch nicht veröffentlicht - 3,62 Millionen Österreicher den Betrieb einer Rundfunkempfangseinrichtung gemeldet. Das sind - wohl eine Folge des Trends zum Single-Haushalt - 750.000 GIS-Zahler mehr als noch im Jahr 2000.
610 Millionen Euro von 3,31 Millionen GIS-Zahlern
Rund 310.000 Angemeldete sind gesetzlich - etwa wegen zu niedrigem Einkommen - gebührenbefreit, die restlichen 3,31 Millionen haben 2017 906,2 Millionen Euro bezahlt. Davon gingen rund ein Drittel an Bund, Länder und in die Kunstförderung und knapp 610 Millionen Euro an den ORF. Inklusive Werbeerlösen kommt der ORF auf Einnahmen von über einer Milliarde Euro. Die Höhe der GIS-Gebühr steigt mit der Inflation, die Gebührenzahler müssen also jedes Jahr eine höhere Gebühr bezahlen.
Zum Vergleich: 1998 zahlte der durchschnittliche Haushalt - die tatsächliche Höhe variiert nach Bundesland - nach via Wikipedia veröffentlichter GIS-Zählung jährlich 215,24 Euro GIS-Gebühr. Zehn Jahre später waren es 263,57 Euro. Und heute zahlt ein Haushalt mit TV-Gerät in Wien, wo ebenso wie in Niederösterreich, Kärnten und der Steiermark eine relativ hohe Landesabgabe kassiert wird, 315,96 Euro Rundfunkgebühr im Jahr. In Oberösterreich, wo es keine Landesabgabe gibt, sind es 251,16 Euro. Bezahlt wird entweder alle zwei, sechs oder zwölf Monate.
ORF hat 50 Prozent Marktanteil in 20 Jahren verloren
Angesichts der Summen, die von den Gebührenzahlern zum ORF fließen, dürfte es viele umso mehr erstaunen, wie sich der Marktanteil entwickelt hat. Der ist, das zeigen am Donnerstag im „Standard“ veröffentlichte Teletest-Zahlen, seit 1998 nämlich massiv abgestürzt - von 61 Prozent für ORF 1 und 2 im Jahr 1998 auf 30,2 Prozent 2018. Rechnet man Spartensender wie ORF Sport Plus oder den Infokanal ORF 3 hinzu, sind es 32,9 Prozent - immer noch sehr wenig im Vergleich zu vor 20 Jahren.
Die Dezember-Marktanteile der TV-Sender (Quelle: Arbeitsgemeinschaft Teletest):
Eine Zahl, die im ORF inmitten einer Zeit des medialen Wandels die Alarmglocken schrillen lassen sollte. Immerhin fragt sich eine wachsende Zahl der Österreicher im Zeitalter von Streaming-Anbietern wie Netflix oder Amazon Prime, wieso sie für eine Leistung, die sie oft gar nicht in Anspruch nimmt, jährlich Hunderte Millionen Euro Gebühren zahlen und nicht einfach auf andere Angebote - Internetanschlüsse sind GIS-befreit, Start-ups verkaufen GIS-freie Fernseher ohne TV-Tuner - umsteigen soll.
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