„Ein Vorzeigeschüler war ich nie, aber mich haben immer Dinge sehr interessiert. Und die Möglichkeit, Dinge kennenzulernen, war zu meiner Zeit exklusiv den Lesern von Büchern vorbehalten“, erzählt Windinger.
Konträr zum Besuch eines naturwissenschaftlich-mathematischen Gymnasiums entschied sich der gebürtige Salzburger für das Studium der Politikwissenschaft und Kunstgeschichte entschieden. Journalist wollte er werden. Oder Nachrichtentechniker. Mit dem Doktorratsabschluss verschlug es den 55-Jährigen aber 1991 in die Politik. Dort arbeitete er als ÖVP-Clubsekretär 13 Jahre für die Fraktion des späteren Bürgermeisters Josef „Pepi“ Dechant, der von vier abtrünnigen SPÖ-Politikern ins Amt gehievt wurde. „Für mich als politischer Theoretiker war es spannend zu sehen, wie es in der Praxis zugeht.“
Er war sich allerdings immer bewusst, dass die politische Arbeit nicht für die Ewigkeit ausgerichtet ist. Ein Wechsel in die Stadtbibliothek war für ihn „aufgelegt“. Doch damals war noch nicht klar, dass es eine neue Stadtbibliothek geben würde, die mit 5000 Quadratmetern doppelt so groß werden sollte als die alte im Schloss Mirabell. Und das im Außenbezirk Lehen.
Helmut Windinger greift täglich selbst zum Buch
Mit dem vollen Vertrauen und der Unterstützung des ehemaligen Leiters Hans Lettner wurde das Projekt umgesetzt. Sogar die Positionierung der Steckdosen entschieden Windinger und sein 28-köpfiges Team selbst. „Ich habe in meinem Leben noch nie ein Haus gebaut und werde es auch nicht mehr tun“, witzelt der „Herr der Bücher“.
Wenig überraschend also, dass er täglich eines der 68.000 Bücher, die in den Regalen seiner Bibliothek stehen, in Händen hält – „leider nicht während der Arbeitszeit“. Zu den Büchern kommen CDs, DVDs und digitale Medien – insgesamt 200.000 Werke. Ein Drittel ist ständig entliehen.
Das bevorzugte Genre des zweifachen Familienvaters: Sachbücher, „weil ich so neugierig bin.“ Im Moment ist er mit einer 1200-Seiten-Schwarte zur Renaissance von Bernd Röck beschäftigt.
Anders als seine Bibliothekars-Kollegen kann er sich mit Fußball weniger identifizieren. Doch: „Als kurz nach der Eröffnung hier im Haus das 75-Jahre-Fest der Austria stattfand und ein Gründungsmitglied mit extremer Rührung aufs einstige Spielfeld schaute, war ich schon sehr beeindruckt.“
Am 9. Jänner, dem zehnten Jahrestag der Eröffnung, findet ab 10 Uhr ein Jubiläumsfest statt. https://buch.stadt-salzburg.at
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.