Vorsicht, FPÖ:

Wir sind Österreicher, mit Verstand – und Herz

Österreich
06.01.2019 15:45

Die FPÖ hat sich rund um den Jahreswechsel auf die Caritas und deren Präsidenten Michael Landau eingeschossen. Von „Profitgier“ im Zusammenhang mit Flüchtlingen und „Asylindustrie“ war die Rede. Die freiheitlichen Attacken gegen die katholische Hilfsorganisation sorgten wenig überraschend für zahlreiche Reaktionen im ganzen Land, die Causa würde gar der politischen Kultur schaden, hieß es zuletzt. In einem Kommentar mahnt krone.at-Chefredakteur Richard Schmitt jetzt die FPÖ zur Vorsicht, denn: Wir sind Österreicher mit Verstand - und Herz.

Hunderte Retweets und Likes, Dutzende zustimmende Kommentare auf der Social-Media-Plattform Twitter, dazu viele Mails als Reaktion auf nur zwei Sätze. Für zwei kurze Sätze mit eigentlich selbstverständlichem Inhalt: dass die Caritas als Hilfsorganisation gute Arbeit leistet. Und ihr Präsident, Monsignore Michael Landau, einer der feinsten Menschen dieses Landes ist.

Seit den Nachkriegsjahren haben wir uns als gute, manchmal grantelnde, nicht immer ganz so fleißige, doch überaus erfolgreiche, aber immer sehr anständige Mitteleuropäer gefallen.

Und jetzt greift in Österreich eine Partei eine kirchliche Institution an? Attackiert eine Hilfsorganisation, deren ehrenamtliche Mitarbeiter bei Temperaturen unter null Grad auf offener Straße Suppe an Obdachlose ausschenken, attackiert Hospizhelfer, die den von all ihren Lieben verlassenen Sterbenden tröstend die Hand halten, attackiert Freiwillige, die Hunderte Asylwerber versorgen, die mit Nichts in unserem reichen Land gestrandet sind?

Das geht zu weit. Auch wenn der Generalsekretär der Caritas oft ungeschickt und manchmal ziemlich unsympathisch politisiert, ist diese Hilfsorganisation der wichtigste Botendienst unserer Nächstenliebe.

Die FPÖ sollte vorsichtiger sein: Diese Härte, diese große Aggressivität kommt in unserem Land nicht gut an. Das weiß auch der Bundeskanzler, der Caritas-Präsident Landau als Freund schätzt. Der Humanist weiß das, weil er sehr gerne und oft den Österreichern außerhalb der Wiener Politik- und Social-Media-Blase zuhört.

Bundeskanzler Sebastian Kurz und Michael Landau, Präsident von Caritas Österreich, im Dezember 2018 im Rahmen der Veranstaltung „Punsch & Maroni“ in Wien (Bild: APA/HANS KLAUS TECHT)
Bundeskanzler Sebastian Kurz und Michael Landau, Präsident von Caritas Österreich, im Dezember 2018 im Rahmen der Veranstaltung „Punsch & Maroni“ in Wien

Und wenn FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache nicht ein total herzloser Politiker ist, dann wird auch er vermutlich darüber nachdenken, wie seine Parteifreunde über die starke Hilfsorganisation der katholischen Kirche sprechen. Und darüber, dass es für eine breite Mehrheit der Österreicher längst unverständlich ist, dass jungen Asylwerbern verboten sein soll, als Lehrlinge zu arbeiten.

Das dazu schon oft von Regierungspolitikern gebrauchte „Gesetz ist Gesetz“-Argument ist uns ein bisserl zu preußisch. Mit diesem Sager auf den Lippen wurde ja auch in der Geschichte unserer Heimat bekanntlich schon eine Menge verbrochen.

(Bild: APA/HERBERT PFARRHOFER, stock.adobe.com, krone.at-Grafik)

Gscheite Politiker könnten jetzt dazulernen: Sie könnten abwägen, ob mit einem neuen Lehrlings-Erlass das Risiko eines weiteren Asyl-Zuzugs mehr wiegt als Menschlichkeit. Sie könnten sich nun entscheiden, ob sie weiterhin mit harten Attacken gegen die Caritas einer kleinen ultrarechten Gruppe gefallen wollen, aber damit Hunderttausende Familienväter, Frauen, Mütter und Großeltern irritieren.

Der typische Österreicher wird sich jedenfalls bei der nächsten Wahl entscheiden. Mit viel Verstand - und noch mehr Herz.

Richard Schmitt, Chefredakteur krone.at

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