Brisante Studie vor dem am Dienstag stattfindenden Gipfel der Handelsriesen mit Ministerin Elisabeth Köstinger: Auch Böden sind massiv mit Mikroplastik verseucht!
Wenn das nicht Wasser auf die Mühlen der heimischen Umweltschützer ist! Denn Wissenschaftler warnen jetzt eindringlich davor, dass unser Ackerland und fruchtbare Felder noch mehr als die Gewässer massiv mit Mikroplastik belastet sind. Spezifische Zahlen für Österreich müssen zwar erst erhoben werden, doch allein in Spanien sind etwa 120.000 Hektar Anbauflächen mit alles verseuchendem Plastikmulch bedeckt. Ähnlich viel sind es in Frankreich. Für die globale Kunststoffindustrie noch allemal ein sattes Geschäft: Denn der Weltmarkt für landwirtschaftlichen Kunststoff wird auf 7,5 Milliarden US-Dollar geschätzt.
„Bewusst mehr als bedenklicher Stoff ausgesät, um Billigst-Nahrung zu erzeugen“
„Doch das verbrauchte und teils kontaminierte Plastik wird in der Landwirtschaft sogar direkt Düngemitteln beigemischt, um die kontinuierliche Abgabe der Wirkstoffe zu gewährleisten. Ähnliches wird auch für Pestizide praktiziert. Es wird bewusst ein sehr bedenklicher Stoff gleichsam ausgesät, nur um Billigst-Nahrung zu erzeugen. Im Dünger aus einer deutschen Biogasanlage wurden etwa bis zu 900 Stück Kunststoff pro Kilogramm entdeckt. Und die Zehntausenden Siloballen tragen ebenfalls nicht zur Verringerung der Plastikflut bei“, warnt Greenpeace-Aktivist Jens Karg, der jetzt an Ministerin Köstinger appelliert, nicht nur Handelsriesen, sondern auch die Agro-Industrie ins Visier zu nehmen. Auch wenn das ihre ureigenste Klientel sei.
Beim Plastiksackerl-Gipfel gibt es laut Naturschützern einen weiteren Punkt, der angesprochen werden muss: Denn nicht verwertbare Nahrungsmittel aus den Supermärkten werden meist samt Verpackung geschreddert, um sie in Klärwerken oder Biogas-Anlagen als Substrate beizumengen! „Die Mühe, Fleisch oder andere Produkte aus den Folien zu lösen, macht sich ja kaum jemand“, so Öko-Agrarexperte Oschischnig.
Doch es gibt auch Positives: In der supermodernen Recyclinganlage in Müllendorf im Burgenland wurden allein 2018 mehr als eine Milliarde PET-Flaschen wiederverwertet. Lob - unter anderem für „Krone“-Leser - kommt von Geschäftsführer Christian Strasser: „Gesammelt wurden zuletzt 25.400 Tonnen PET-Plastik.“ Vermeiden wäre aber dennoch besser gewesen.
INTERVIEW: „Gefahr für unser aller Gesundheit“
Eindringlich warnt Helmut Belanyecz vom Kuratorium für Fischerei und Gewässerschutz auch vor Mikroplastik im Agrarbereich.
„Krone“:Herr Helmut Belanyecz, jedem fallen die hässlichen Siloballen auf, die überall in der Landschaft herumkugeln. Über die Gefahren dieses Plastiks macht sich kaum jemand Gedanken?
Helmut Belanyecz: Das ist leider nur allzu wahr! Die Belastung für die Natur und damit für die Gesundheit des Menschen hat auch dadurch eine Dimension erreicht, die nicht in den Griff zu bekommen ist.
Sie warnen längst davor, dass unsere Flüsse, Seen und selbst kleinste Bacherl massiv verseucht sind?
In der Donau schwimmen schon mehr Mikroplastik-Teilchen als Fische. In deren kleinen Körpern finden unsere Angler regelmäßig Kunststoffreste.
Chemie im Wasser?
Wir sprechen von bis 100.000 chemischen Verbindungen. Die allermeisten sind für uns unsichtbar.
Was hat das kostbare Nass mit der Landwirtschaft zu tun?
Sehr viel! Denn selbst im Biodünger finden sich Mikrogifte, die letztlich in die Gewässer gelangen. Nach dem lobenswerten Plastiksackerlverbot muss sich unsere Ministerin Köstinger endlich auch die Agro-Industrie zur Brust nehmen.
DATEN & FAKTEN:
Mark Perry, Kronen Zeitung
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