Es ist ein in Österreichs Justizgeschichte außergewöhnlicher Prozess: Dem laut 92 Seiten Anklageschrift mutmaßlichen Paten der nigerianischen Drogenmafia droht in Wien lebenslange Haft! Der offiziell in den Niederlanden als Kfz-Mechaniker arbeitende Verdächtige war bei der „Operation Sturmvogel“ ins Netz gegangen.
Wenn nächste Woche im Wiener Landesgericht der etwa 45-jährige Afrikaner - er hat bis zu acht Alias-Namen - vor den Richter tritt, dann urteilen wie bei einem Mordprozess oder einem anderen Schwerverbrechen mit Tötungsdelikt auch Geschworene über Schuld oder Unschuld. Denn dem aus Amsterdam nach Österreich ausgelieferten einschlägig vorbestraften Nigerianer drohen bis zu 20 Jahre oder sogar lebenslange Haft!
Die Staatsanwaltschaft wirft dem Automechaniker nach jahrelangen Ermittlungen im Zuge der „Operation Sturmvogel“ anhand von Telefonabhörprotokollen bzw. Zeugenaussagen vor, Chef des Kokainschmuggels per sogenannten Bodypackern (also im Magen verschluckten Drogenkugeln) zu sein.
„Sicher kein führendes Mitglied“
Für dessen Anwalt Andreas Strobl soll hier hingegen ein Exempel statuiert werden: „Mein Mandant arbeitete in einer Werkstatt in Amsterdam. Er fährt keinen Ferrari und hat keine Luxusvilla. Er wird sich zwar wohl teilweise geständig zeigen, ist aber sicher kein führendes Mitglied der Organisation.“
In der 92-seitigen Anklageschrift sind zumindest acht Schmuggeltouren mit mehr als zehn Kilogramm Suchtgift nach Wien aufgelistet. Die Verdächtigen sollen untereinander mit verschlüsselten SMS in der nigerianischen Stammessprache Igbo kommuniziert haben.
Christoph Budin, Kronen Zeitung
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