2018 war ein Jahr voller Gewalt. In Österreich ereigneten sich Dutzende Bluttaten, davon zahlreiche an Frauen. Vor unserer Haustür sorgten mörderische Terroranschläge für Schrecken und in zahlreichen weiteren Staaten tobten blutige Kriege. Angesichts dieser traurigen Bilanz stellte Moderatorin Katia Wagner im krone.tv-Talk die Frage, ob 2019 friedlicher werden könnte. Im Studio diskutierten am Mittwoch mit Sigrun Roßmanith, Maria Rösslhumer, Werner Tomanek und Franz Lang hochkarätige Gäste. Der Tenor der Runde wurde rasch deutlich: Der Trend zu Gewaltverbrechen werde sich in Österreich auch dieses Jahr fortsetzen. Grundsätzlich bestehe großer Handlungsbedarf bei Gewalt- bzw. Sexualdelikten - besonders die Zunahme von Messerattacken bereitet den Experten Sorge. Oben im Video finden Sie die Highlights, hier gibt es die gesamte Sendung zum Nachsehen.
Mehr als 40 Frauen und Mädchen wurden 2018 in Österreich zu Todesopfern bei Gewaltverbrechen, im französischen Straßburg ermordete ein Terrorist kurz vor Weihnachten fünf Personen und in Syrien wütet weiterhin ein Bürgerkrieg, in dem bereits 500.000 Menschen ihr Leben lassen mussten. Nur einige Beispiele aus dem vergangenen Jahr, das nicht nur bei uns, sondern rund um den Globus ein blutiges war.
Roßmanith: „Auch Frauen mit Messern bewaffnet“
Psychiaterin Sigrun Roßmanith erklärte am Mittwochabend im „Krone“-Studio, dass in Österreich „heutzutage auch schon Frauen mit Messern bewaffnet“ seien: „Es sind mehrere gesellschaftliche Trends vorhanden. Es ist die Revolution der Frauen, sie lassen sich nicht mehr alles gefallen. Frauen aus anderen Kulturen trauen sich mehr, sich zu wehren, und sind nicht mehr Untertanen.“ Das Messer sei auch hier immer griffbereit. Generell neigten Opfer dazu, die Situation falsch einzuschätzen. Oft würden beispielsweise bei Gewaltanwendungen alte Rechnungen hochkommen. „Oft kommt‘s auch zur Verblendung der Opfer. Frauen glauben, der Täter hat sich geändert. Frauen nehmen dann leider zu spät wahr, wie gefährdet sie eigentlich sind.“
„Täter haben keine Streitkultur“
Laut Roßmanith suchen sich Täter ein Opfer in erster Linie deshalb aus, um sich abzureagieren, weil sie einen Frust hätten. Gewalt sei ein Ausdruck der Schwäche. „Täter haben keine Streitkultur, weder die Österreicher, noch Gruppen, die zu uns kommen.“ Die starke Zunahme der Tötungen sei ein Abziehbild der Gewaltbereitschaft der Gesellschaft. Die Täter nur zu inhaftieren sei für Roßmanith zu wenig. „Statt zuzuschlagen müssen sie eine Art der Kommunikation lernen.“
Rösslhumer: „Männer aus Kriegsgebieten haben anderes Frauenbild“
Maria Rösslhumer, Geschäftsführerin des Vereins Autonome Österreichische Frauenhäuser (Mehr Infos: frauenhelpline.at; Frauenhelpline gegen Gewalt: 0800/222555), analysierte: „2014 hatten wir 17 Frauenmorde, 2018 waren es 36 oder mehr. Männer aus Kriegsgebieten haben ein anderes Frauenbild als Österreicher.“ Der Schutz der Frauen werde immer schwieriger, „weil nicht nur der Täter, sondern auch Familienangehörige hier mitwirken, um die Frau zu zerstören“. Rösslhumer betonte: „Morde kündigen sich an. Gefährliche Täter werden angezeigt, aber nicht zur Verantwortung gezogen, dann passiert immer mehr.“
„Hilferufe der Frauen werden nicht ernst genommen“
Rösslhumer mahnte: „Die Hilferufe der Frauen werden nicht ernst genommen.“ Bei häuslicher Gewalt würden sich viele Frauen aus anderen Ländern auch nicht trauen, zur Polizei zu gehen. „Wir brauchen da mehr Unterstützung seitens der Justiz.“ Laut Rösslhumer passieren die meisten Morde dann, wenn sich die Frau vom Ehemann trennen oder in ein Frauenhaus gehen will. Um dem vorzubeugen, brauche es mehr Bewusstseinskampagnen, um Frauen besser zu schützen. Nur jede fünfte Frau wisse, wohin sie sich nach einem Gewaltdelikt wenden kann. „Es muss mehr in die Sicherheit der Frau investiert werden. Jeder Mord an einer Frau ist ein Mord zu viel.“
Tomanek: „Ein Afghane wird nicht plötzlich zum Pazifisten“
Werner Tomanek, Top-Strafverteidiger in Wien, bemerkte, dass die „ethnische Strukturierung bei Häftlingen früher weitaus homogener“ gewesen sei. Ein „importierter Trend“ sei festzustellen. „Ein Afghane wird nicht plötzlich zum Pazifisten, um sich anzupassen. Das ist absurd.“ Dass Frauen jetzt emanzipierter sind, sehe er nicht. Generell seien Täter aus fremden Kulturen das Hauptproblem. „Wir reden hier von Tätern, die nicht sozialisiert sind. Die sind nicht integrationsfähig, sie verachten unsere Kultur.“ Junge Männer aus anderen Kulturkreisen würden bereits früh zur Gewalt erzogen. Gewalt werde dort als „Idealbild des Mannes“ gesehen.
„Haftbedingungen oft besser als Wohnsituation in Herkunftsländern“
Auch die Hemmschwelle der Täter habe sich stark geändert. „Früher war es üblich, dass man bei Amtshandlungen zuerst einmal geredet hat. Heute ist es üblich, dass Beamte bei jeder Amtshandlung schon Schutzwesten tragen, weil die Täter ja bewaffnet sein könnten.“ „Ehrenmorde“ seien etwa ein Phänomen, das es früher nicht gab. Mittlerweile würden einige ausländische Täter auch bewusst eine Haftstrafe in Kauf nehmen, denn die Haftbedingungen in Österreich seien oft besser als die Wohnsituation der Täter in ihren Herkunftsländern.
Lang: „Ausreißer bei Tötungen und Sexualstrafen“
Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamtes, berichtete: Insgesamt werde man 2018 „erstmals unter 500.000 Delikte kommen“ - das sei „seit 15 Jahren niedrigster Wert“. Aber es gebe „Ausreißer bei Tötungen und Sexualstrafen“. „Bei den Morden haben wir es überwiegend damit zu tun, dass sie sich in der jeweiligen Community abspielen.“
„Täglich drei bis vier verletzte Polizisten“
Alarmierend sei auch die steigende Zahl an verletzten Polizisten. Im Schnitt gebe es mittlerweile täglich drei bis vier. Mit dem neuen Gewaltschutzgesetz werde Polizisten viel abverlangt. „Männer aus anderen Staaten sind noch immer sehr erstaunt, dass sich die Polizei Gewaltdelikten überhaupt annimmt.“ Dies zeige auch Wirkung. „2017 hat eine einstellige Zahl an Afghaninnen eine Vergewaltigung gemeldet. Für 2018 wird die Zahl dreimal so hoch sein. Es entwickelt sich ein Emanzipationsprozess.“ Sein Rat an die Opfer von Gewalt: „Nicht wegschauen und wenn nur das geringste Risiko einer Tat besteht, sofort bei der Polizei melden.“
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