Nach der Bluttat an einer 40 Jahre alten Frau im niederösterreichischen Amstetten werden immer mehr grausame Details bekannt. So soll Senol D. insgesamt bis zu 38 Mal vor den Augen der drei gemeinsamen Kinder auf seine Ehefrau eingestochen haben. Der 37-Jährige war schon lange vor der Bluttat kein unbeschriebenes Blatt mehr. Immer wieder gab es Beschwerden von Anrainern über den Mann, der mit seinem radikalen Verhalten seine Mitmenschen belästigte. Auch auf Facebook tauschten sich schon vor Wochen besorgte Bürger über den Beschuldigten aus. Insgesamt lagen über 30 Anzeigen wegen Ordnungsstörungen gegen den 37-Jährigen vor, für weitere Handlungen waren der Polizei jedoch die Hände gebunden …
„So, jetzt hat er seine Frau erstochen“, postet eine Facebook-Userin trocken in einer Gruppe, in der sich Amstettner regelmäßig austauschen. Offenbar war der 37-Jährige mit türkischen Wurzeln in seiner Heimatgemeinde vielen bekannt. Einige Tage vor Weihnachten war sein aufdringliches Auftreten auf dem örtlichen Adventmarkt öffentlich diskutiert worden.
„Polizei kann nix machen“
„Wir waren gerade am Adventmarkt in Amstetten und tranken einen Glühwein, als ein Mann ausländischer Abstammung auf uns zu kam und zweimal sagte ‚Schütt das weg, schütt das weg‘ und einen Zettel in der Hand hielt auf dem ALLAH stand“, postete ein User. Unter dem Beitrag sammelten sich dann zahlreiche Kommentare von Amstettnern, die ähnliche Begegnungen mit dem Mann schildern. „Polizei wurde zwar öfters gerufen, kann aber nix machen“, so eine Userin.
Es blieb bei Anzeigen
Tatsächlich seien der Polizei bis zu einem gewissen Grad die Hände gebunden gewesen. Im Rahmen der Möglichkeiten sei man zwar „konsequent gegen sein Verhalten eingeschritten“, so Polizeisprecher Johann Baumschlager am Mittwoch, doch der Tatbestand reichte nicht aus, um den Mann festzunehmen. Insgesamt lagen seit Sommer 2018 mehr als 30 Anzeigen gegen Senol D. vor, der laut Polizei als „islamistischer Fundamentalist“ anzusehen sei. Da sich der 37-Jährige jedoch nie aggressiv zeigte, oder gewalttätig wurde, lag kein weiterer strafrechtlich relevanter Tatbestand vor und es blieb bei den Anzeigen.
„Da muss erst wieder was passieren“
„Da muss erst wieder was passieren, dass sie was machen. Leider“, postete eine Userin in der Facebook-Gruppe vor zwei Wochen. Am Dienstag griff Senol D. zu einem Küchenmesser und stach in dem gemeinsamen Haus in Greinsfurth auf seine 40 Jahre alte Ehefrau Aurelia S. ein - vor den Augen der drei von vier Kindern im Alter zwischen einem Jahr und 18 Jahren. Wie Karl Wurzer von der Staatsanwaltschaft St. Pölten am späten Mittwochnachmittag bekannt gab, rammte der Mann - nicht wie bisher angenommen dreimal - sondern sogar bis zu 38 Mal das Messer in den Körper seiner Frau - sie erlag ihren schweren Verletzungen.
Senol D. wurde von der Cobra festgenommen. Mit der Polizei sprach er bislang „kein Wort“, so Baumschlager. Die Anklagebehörde habe ein neurologisch-psychiatrisches Gutachten in Auftrag gegeben, so Wurzer. Der Sachverständige soll die Zurechnungsfähigkeit des 37-jährigen Verdächtigen klären sowie die Frage, ob eine geistige oder seelische Abartigkeit höheren Grades vorliege. Der Mann wurde in die Justizanstalt St. Pölten eingeliefert, die Staatsanwaltschaft hat die U-Haft beantragt.
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