„Bank Run“ geplant

So wollen „Gelbwesten“ Macron in die Knie zwingen

Ausland
10.01.2019 11:51

Seit nunmehr acht Wochen überziehen die sogenannten Gelbwesten Frankreich mit ihrer Protestwelle. Nach ersten Zugeständnissen der Regierung von Präsident Emmanuel Macron und einem Abflauen rund um die Weihnachtsfeiertage sind am vergangenen Wochenende die Kundgebungen in zahlreichen Städten des Landes erneut eskaliert. Erstmals drangen Aktivisten in ein Ministerium ein, der Regierungssprecher und seine Mitarbeiter mussten flüchten. Für den „9. Akt“ der Proteste am Samstag werden landesweit 80.000 Polizisten aufgestellt. Doch diesmal könnten weniger die Krawallmacher, sondern vielmehr Zehntausende Bankkunden für Chaos sorgen. Seit Tagen rufen die „Gelbwesten“ nämlich zu einem sogenannten Bank Run auf, der das Finanzsystem der Grande Nation erschüttern soll.

Im Rahmen eines solchen Ansturms kommt es zu massiven gleichzeitigen Bargeldabhebungen durch Konteninhaber. Da Banken nur einen Bruchteil der Vermögen ihrer Kunden in Form von Bargeld parat haben - der Rest wird gewinnbringend investiert -, droht schlimmstenfalls eine Zahlungsunfähigkeit. Mit dieser Aktion hoffen die „Gelbwesten“, die derzeit in sozialen Medien Unterstützer im ganzen Land anzuwerben versuchen, dass Macron weitere Forderungen der Bewegung erfüllt. An vorderster Front steht dabei das Recht des Wahlvolks, Gesetzesvorschläge einzubringen und über neue Gesetze abzustimmen.

Präsident Emmanuel Macron hat den „Gelbwesten“ teure Zugeständnisse gemacht. Nun muss er schauen, woher er das Geld dafür bekommt. (Bild: APA/AFP/POOL/BENOIT TESSIER)
Präsident Emmanuel Macron hat den „Gelbwesten“ teure Zugeständnisse gemacht. Nun muss er schauen, woher er das Geld dafür bekommt.

„Wir holen unser Brot zurück“
„Wir holen unser Brot zurück. Ihr macht aus unserem Zaster großes Geld, nun haben wir genug!“, erklärte der 31-jährige Maxime Nicolle in einem Video (siehe unten), das der Aktivist auf YouTube online gestellt hat und das seitdem im Internet verbreitet wird. Nicolle alias „Fly Rider“ hat sich in den vergangenen Wochen immer wieder mit Kommentaren als einer der „Sprecher“ der Bewegung hervorgetan.

„Wir nehmen unser Geld von unseren Konten und werden damit der Regierung große Sorgen bereiten“, hofft Nicolle auf zahlreiche Unterstützung. Tatsächlich ist das Echo auf diesen und ähnliche Aufrufe bereits sehr groß. Um das eigene Geld zu schützen, liest man auf Twitter auch immer wieder den Vorschlag, in Bitcoins zu investieren. Dies führt natürlich vielerorts zur berechtigten Fragen, wo man in Frankreich mit der virtuellen Währung Lebensmittel und andere Güter des täglichen Bedarfs erwerben könnte. Zudem gibt es für Bitcoins keine staatlich garantierten Spareinlagen wie in französischen Banken.

Finanzexperten bezweifeln Schlagkraft der „Gelbwesten“
Finanzexperten bezweifeln, dass das französische Finanzsystem tatsächlich erschüttert werden kann. Dazu müssten Millionen Sparer ihre Einlagen von den Konten räumen und das sei eher unrealistisch, sagte Nicolas Bazou am Mittwoch gegenüber der Zeitung „Le Monde“. Auch Christopher Dembik, Leiter der makroökonomischen Forschung bei der Saxo Bank, hält die „Stärke“ der „Gelbwesten“ für nicht ausreichend, um solche Massen zu mobilisieren. Allerdings gab er gegenüber dem TV-Sender Franceinfo zu bedenken: „Wir sollten die Angst vor Sparern nicht unterschätzen, wenn solche Gerüchte massiv lanciert werden.“

Nun sollen keine Bankomaten mehr brennen, sondern diesen das Geld ausgehen, wenn es nach zahlreichen Aktivisten der „Gelbwesten“ geht. (Bild: APA/AFP/CHARLY TRIBALLEAU)
Nun sollen keine Bankomaten mehr brennen, sondern diesen das Geld ausgehen, wenn es nach zahlreichen Aktivisten der „Gelbwesten“ geht.

Paris übt Kritik an ausländischer Hilfe für „Gelbwesten“
Neben der populistischen Regierung Italiens vermutet Macrons Kabinett auch noch andere „ausländische Unterstützung“ hinter den Protesten. So meinte Regierungssprecher Benjamin Griveaux am Mittwoch, der russische Sender RT spiele ebenfalls eine wichtige Rolle. „Bekannt ist außerdem das Wohlwollen einiger Propagandainstrumente, von denen ich sage, dass es keine Medien sind“, sagte Griveaux. Einige prominente „Gelbwesten“ sähen diese als die „einzig freien Medien“. Kritiker werfen dem russischen Auslandssender vor, eines der Hauptinstrumente des Kreml zu sein, um seine Sicht der Dinge international zu verbreiten.

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