Vorerst nur Material
US-Rückzug aus Syrien hat offiziell begonnen
Trotz des Protests und anders lautender Kommentare aus republikanischen Reihen, die sogar von einem Überdenken des von Präsident Donald Trump unerwarteten Truppenabzugs aus Syrien sprachen, hat die US-Armee am Freitag mit dem Rückzug offiziell begonnen. Aus Sicherheitsgründen würden keine Angaben zum Zeitplan, zu konkreten Orten oder Truppenbewegungen gemacht, erklärte Oberst Sean Ryan, der Sprecher der US-geführten Anti-IS-Allianz. Allerdings wird zunächst lediglich Material abtransportiert, wie es aus dem Pentagon heißt.
„Wir ziehen in diesem Stadium keine Soldaten ab“, sagte ein Mitarbeiter des US-Verteidigungsministeriums, der nicht namentlich genannt werden wollte. Die oppositionsnahe Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte hingegen berichtete, dass rund zehn gepanzerte Fahrzeuge und weitere Maschinen von der US-Basis Rmeilan in der ostsyrischen Provinz Al-Hasaka abgezogen worden seien. Es handle sich dabei um die ersten Truppen, die Syrien seit Trumps Ankündigung vor Weihnachten verlassen, erklärte die in Großbritannien ansässige Organisation, die sich auf ein Netzwerk von Aktivisten vor Ort stützt. Der Pentagon-Mitarbeiter sprach hierbei allerdings von regulären Truppenbewegungen, die nichts mit dem Abzug zu tun hätten.
Trump verspricht „vorsichtigen“ Abzug
Die Erklärung der von den USA angeführten Anti-IS-Koalition erfolgte weniger als einen Monat nach der überraschenden Ankündigung von US-Präsident Donald Trump, alle 2000 US-Soldaten aus dem Bürgerkriegsland abzuziehen, da der Kampf gegen die Terrormiliz Islamischer Staat gewonnen sei. US-Verteidigungsminister Jim Mattis trat daraufhin aus Protest zurück. Angesichts von Kritik seiner Berater und Verbündeten schränkte Trump inzwischen seine Ankündigung ein und erklärte, der Abzug werde „vorsichtig“ und in „angemessenem Tempo“ vollzogen. Es wurde befürchtet, dass ein überstürzter Abzug der IS-Miliz erlauben würde, sich erneut zu sammeln. Zudem ist insbesondere Israel besorgt, dass die USA mit einem voreiligen Abzug dem Iran und Russland das Feld in Syrien überlassen würden.
Franzosen und Briten bleiben vorerst
Die US-geführte Anti-IS-Koalition unterhält mehrere Stützpunkte in Syrien. Ob die ebenfalls in Syrien eingesetzten französischen und britischen Spezialkräfte nach einem Abzug der US-Truppen im Land bleiben, ist unklar. Noch kontrolliert die IS-Miliz mehrere Dörfer an der Grenze zum Irak sowie Teile der weitläufigen Badija-Wüste. Trump hat versichert, dass die USA den Kampf von ihren Stützpunkten im Irak fortführen würden. Nach Ansicht von Beobachtern hat die Ankündigung zum Abzug bereits das Kräfteverhältnis verändert. „Der Schaden ist angerichtet. Vor Ort ist die Ankündigung zum Abzug so, als wäre er bereits erfolgt“, sagte der Syrien-Experte Fabrice Balanche.
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