Eine ÖSV-Läuferin freut sich besonders auf die Rückkehr des Weltcups zum Kronplatz. Vergangenes Jahr war Julia Scheib als 19-Jährige Weltcup-Debütantin trotz Startnummer 48 ins RTL-Finale gestürmt, erst der Ausfall kurz vor dem Ziel verhinderte einen Platz in den Top 20. Die Steirerin gilt als großes Talent, bald sollen endlich Weltcup-Punkte her. Denn die Junioren-Weltmeisterin hat große Ziele…
„Ich weiß, was ich kann“, sagt die selbstbewusste 20-Jährige, die im Vorjahr unmittelbar nach dem Kronplatz Riesentorlauf-Gold bei der Junioren-WM in Davos geholt hatte. Vor Katharina Liensberger, die heute längst im Weltcup etabliert ist. Scheib sieht sich absehbar in ähnlichen Sphären. „Ich zeige im Training permanent, dass ich sehr schnell Ski fahren kann. Es ist nur eine Frage der Zeit, irgendwann bringe ich‘s auch ins Ziel“, ist Scheib überzeugt. Dann soll es kein Halten mehr geben. „Ich sehe mich in den nächsten Jahren in den Top-10 oder Top-5 im Riesentorlauf. Ich weiß, was ich draufhabe. Das trau‘ ich mich zu sagen.“
Scheib stammt wie die aus Kumberg bei Graz kommende Landsfrau Cornelia Hütter aus keiner typischen Skiläufer-Gegend. Frauental an der Laßnitz liegt bei Deutschlandsberg und damit in der hügeligen und außeralpinen Weststeiermark. Deutschlandsberg ist auch die Heimat von Kabarettist und Musiker Paul Pizzera, den Scheib natürlich bewundert. „Ein super Künstler und echt lustig“, so Scheib, die lieber Linkin Park, Foo Fighters oder Green Day hört als Techno oder Rap. Angesteckt fürs Skifahren wurde Scheib von ihren Eltern Sylvia und Herbert. „Skirennen im Fernsehen anschauen war bei uns daheim Pflicht“, erinnert sich Scheib an ihre Kindheit. „Es war immer klar, dass ich das auch machen mag.“ Mit zehn wechselte sie an die Ski-Hauptschule nach Schladming, dort beendete sie dann auch die Handelsschule und ist daher Handelskauffrau. Angepeilt wird aber eine Ausbildung zur Polizistin in Salzburg.
Erstes Idol von Scheib war Hermann Maier, heute ist es eher Marcel Hirscher. „Er hat die komplette Körperbeherrschung.“ Sie selbst könne sich am meisten von Mikaela Shiffrin abschauen. „Ihre zentrale Position am Ski. Sie fährt ohne viel Kraftaufwände“, sagt die fokussierte Rennläuferin des SC Atus Frauental, die auch eine Mentalbetreuerin hat. Der Riesentorlauf ist Scheibs Hauptdisziplin, von dort weg tendiert die leidenschaftliche Tennisspielerin („Ich versuche möglichst viele Matches von Dominic Thiem zu sehen“), die auch gerne Boulder klettert, aber zu Super-G und Abfahrt und nicht zum Slalom. „Sie ist für die Zukunft eine klassische Drei-Disziplinen-Fahrerin, muss sich aber körperlich weiterentwickeln“, so Jürgen Kriechbaum.
Der ÖSV-Damenchef sieht bei Scheib Talent und auch sehr viel Ehrgeiz. Einmal sei sie in Lenzerheide ausgeschieden und habe ihm dann am Pistenrand versprochen, alles zu tun, um ganz hinauf zu kommen, erinnert sich Kriechbaum schmunzelnd. Die Erinnerung an Kronplatz im Vorjahr könne diesmal helfen. „Sie soll aber zu hohe Erwartungshaltungen beiseiteschieben und sich auf ihre Performance konzentrieren. Ergebnisdenken bringt nichts, vor allem nicht bei den Jungen.“
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