4 Tote in 8 Tagen

Frauenmorde: „Derartige Serie hatten wir noch nie“

Wien
16.01.2019 06:00

Erneut ist es in Österreich zu einer schrecklichen Bluttat gekommen, in dessen Folge eine Frau ums Leben kam. Mutmaßlich von ihrem eigenen Bruder wurde die 25-jährige Eyerus E. am Wiener Hauptbahnhof mit einem Messer angegriffen und mit mehreren Stichen niedergestreckt. Für die junge Frau kam jede Hilfe zu spät. Der Verdächtige wurde festgenommen. General Franz Lang, Direktor des Bundeskriminalamts, ist bereits seit mittlerweile 40 Jahren im Dienst – Frauenmorde in dieser Dichte sind aber auch ihm neu.

„Krone“: Herr Lang, wie erklären Sie sich die jüngste Gewaltwelle an Frauen?
General Franz Lang: Das hat viele Gründe. Unter anderem die Flüchtlingssituation. Viele erkennen, dass sie keine Aussicht auf Asyl haben, ohne Perspektive sind – und so staut sich Frust, Aggression. Es sind auch deutlich mehr Messer auf den Straßen im Umlauf. Hinzu kommt, dass Frauen durch Integration selbstbewusster werden, sich trauen, sich zu trennen.

Können Sie sich in Ihrer langen Karriere an eine derartige Serie erinnern?
Nein, so eine Serie an Frauenmorden in einer derartigen Dichte haben wir noch nie gehabt.

Der Direktor des Bundeskriminalamts, Franz Lang (Bild: Martin A. Jöchl)
Der Direktor des Bundeskriminalamts, Franz Lang

Wie kann man den blutigen Trend stoppen?
Viele Männer sind bei Wegweisungen völlig überrascht - verstehen nicht, wieso. Man muss ihnen klarmachen, dass Gewalt gegen Frauen harte Konsequenzen hat. Dafür braucht es aber auch die Justiz. Anhand des Mordfalles in Wiener Neustadt sieht man ebenfalls, dass das Zusammenspiel der Behörden bei Männern mit krimineller Vorgeschichte ausbaufähig ist.

Die Spurensicherung am Tatort (Bild: APA/EINSATZDOKU/LECHNER)
Die Spurensicherung am Tatort
(Bild: Einsatzdoku.at)

Amstetten, Krumbach, Wiener Neustadt und Wien
Seit Anfang des Jahres erschütterten bereits vier Bluttaten, die mit dem Tod der durchwegs weiblichen Opfer endete, das Land. Drei von ihnen wurden in Niederösterreich verübt. Vor einer Woche wurde in Amstetten eine 40-Jährige mutmaßlich von ihrem Ehemann mit 38 Messerstichen regelrecht hingerichtet, nur einen Tag später eine 50 Jahre alte Frau in der Marktgemeinde Krumbach getötet - ebenfalls mit einem Messer. Die Verdächtigen sind in Haft.

Polizeieinsatz an einem Tatort (Bild: Crepaz Franz, krone.at-Grafik)
Polizeieinsatz an einem Tatort
Einsatzkräfte am Tatort in Krumbach (Bild: APA/Einsatzdoku.at)
Einsatzkräfte am Tatort in Krumbach

Über jenen 19-Jährigen, der in der Nacht auf Sonntag die 16 Jahre alte Manuela K. erwürgt und deren Leiche in einem Park in Wiener Neustadt unter einem Laubhaufen versteckt haben soll, ebenfalls die U-Haft verhängt worden. In der Nacht auf Dienstag starb eine 25-Jährige am Wiener Hauptbahnhof - mutmaßlich durch die Hand ihres eigenen Bruders, der im Streit mit einem Messer mehrmals auf sie einstach.

Kronen Zeitung/krone.at

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