Orbans „Wunderwaffe“

Insider packt aus: Wie Soros zum Feindbild wurde

Ausland
17.01.2019 09:55

Es sind explosive Insider-Infos, die der israelische Politberater George Birnbaum jüngst gegenüber einem Schweizer Magazin auspackte - und sie sollten vor allem in Ungarn einschlagen: Birnbaum sprach nämlich erstaunlich frei von der Leber weg über die Konstruktion des Feindbildes George Soros, das sich von Israel aus über Ungarn im Lauf der Zeit zum „Exportschlager“ in einschlägigen Kreisen der westlichen Welt entwickelte. Alles begann 2008, als sich der damalige ungarische Ex-Premier Viktor Orban in seinem Drang zurück an die Macht an seinen „alten Freund“, Israels Regierungschef Benjamin Netanyahu, wandte.

„Der Fidesz-Kampagnenberater packte aus“, titelten ungarische Medien Anfang der Woche. Birnbaum, engster Mitarbeiter des inzwischen verstorbenen Arthur Finkelstein, berichtete im Schweizer Blatt „Das Magazin“ unter der Überschrift „Der böse Jude“, wie sie im Auftrag von Orbans rechtskonservativer Partei Fidesz die Kampagne gegen den ungarischstämmigen US-Milliardär Soros aufgebaut hätten - und wie das Feindbild Soros zu Orbans „Wunderwaffe“ wurde.

„Finkelsteins Patentrezept“ überrollt ungarische Sozialisten
In seinem Streben zurück an die Macht erhoffte sich Orban 2008 Unterstützung von Netanyahu. Und dieser zeigte sich großzügig: Er vermittelte seine Polit-Gurus Finkelstein und Birnbaum an Orban. Erste Hilfe leisteten sie noch im selben Jahr bei einem Referendum, das Fidesz gewann und sich damit für die Parlamentswahlen 2010 gut positionierte. Dabei seien die regierenden Sozialisten nach „Finkelsteins Patentrezept“ überrollt worden.

Hand drauf: Orban (li.) und Netanyahu (Bild: DEBBIE HILL/POOL/AFP)
Hand drauf: Orban (li.) und Netanyahu

Das Rezept ist denkbar einfach: Jede erfolgreiche Kampagne brauche einen Gegner. Dafür seien aber weder die Sozialisten noch die rechtsradikale Jobbik-Partei geeignet gewesen, so Birnbaum - es habe eine konkrete Person gebraucht, gegen die die Wähler aufgebracht werden konnten. Vor diesem Hintergrund habe Finkelstein seine „geniale Idee“ gehabt, den US-Milliardär George Soros zum neuen Feindbild zu machen.

Soros im vergangenen November auf Besuch bei Kanzler Sebastian Kurz ... (Bild: APA/BUNDESKANZLERAMT/DRAGAN TATIC)
Soros im vergangenen November auf Besuch bei Kanzler Sebastian Kurz ...

„Monster Soros“ wird geboren
„In diesem Moment wird das Monster George Soros geboren“, heißt es in dem Artikel. Ein Multimilliardär, so mächtig und weltweit vernetzt, dass sich die ganze Nation hinter Orban versammeln müsste, um ihn zu besiegen: In Soros hatte Finkelstein sein ideales Hassobjekt gefunden. „Der perfekte Gegner ist einer, den du wieder und wieder schlägst und der nie zurückschlägt“, sagt Birnbaum.

... und als Hassobjekt einer Fidesz-Kampagne (Bild: ATTILA KISBENEDEK/AFP)
... und als Hassobjekt einer Fidesz-Kampagne

Für Orban sei die Anti-Soros-Kampagne, gepaart mit Verschwörungstheorien, laut denen Soros Millionen Migranten nach Europa holen wolle bzw. geholt habe, sowohl innen- als auch außenpolitisch sinnvoll und höchst erfolgreich gewesen. Und schließlich habe sich das „Produkt“ Soros quasi von allein vermarktet und sei von Ungarn aus um die Welt gewandert.

Loading...
00:00 / 00:00
Abspielen
Schließen
Aufklappen
Loading...
Vorige 10 Sekunden
Zum Vorigen Wechseln
Abspielen
Zum Nächsten Wechseln
Nächste 10 Sekunden
00:00
00:00
1.0x Geschwindigkeit
Loading
Kommentare

Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.

Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.

Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.

Kostenlose Spiele
Vorteilswelt