Beim Vorratsstadl angekommen, beginnt er das Tor auszuschöpfen. Als es sich öffnen lässt, strahlt Reinhart, als hätte er eben einen Schatz ausgegraben: „Dieses Heu habe ich selbst geerntet. Hochwertiges Raufutter ist wichtige Nahrungsgrundlage für den harten Winter.“ Mit einem Sack bringt er das Futter zur ersten Krippe. „Die Tiere brauchen im Winter nicht Mengen an Futter. Wichtig ist, dass ihnen regelmäßig frisches Heu zur Verfügung steht.“
Aktuell stellt das die Jäger vor eine große Herausforderung: Die Fütterungen sind teils nur schwer erreichbar oder die Zufahrten lawinengefährlich. „Heute muss ich die Wege zu den oberen Fütterungen ausfräsen. Zu unserem Revier gehört nämlich nicht nur diese Fütterung. Weiter oben betreuen wir noch zwei. Auch dem benachbarten Jäger helfe ich beim Räumen.“
Nicht der leichte Weg
Der 54-Jährige marschiert nun zielstrebig weiter zur nächsten Futterstelle, der rund ein Hektar großen Fütterung am Fuße des Solstein. Dabei nimmt er keinen der bereits ausgetretenen Wege, sondern wühlt sich einmal mehr durch die Schneemassen. Warum? „Ich möchte den Tieren Pfade austreten, damit sie zumindest hier Kräfte sparen können“, erklärt er.
„Das Wild ist für den Winter gut gerüstet. Es fährt ihre Vitalfunktionen herunter und bewegt sich wenig. Gerne bleiben die Tiere auch in der Nähe der Fütterung, diese stehen nämlich an lawinensicheren Orten. Ohne uns würden noch mehr Tiere den Winter nicht überleben.“
Waldbewohner freuen sich über Nahrung
Dass heute mehr los ist als sonst, haben die Tiere scheinbar gemerkt. Sie trauen sich nicht aus dem Wald heraus. Am Weg zur Fütterung haben uns ein paar Rehe aber schon neugierig gemustert. Speziell Rehe, Hirsche und Gämsen, aber auch viele andere Waldbewohner, freuen sich über Nahrung.
Jagd liegt in den Genen
Die Begeisterung für die Jagd und den Kreislauf der Natur kommt bei Reinhard nicht von ungefähr. Schon sein Vater und sein Opa waren Jäger. „Als Bub bin ich im Winter schon zum Füttern mitgegangen“, erklärt Reinhart, der nicht nur Jäger, sondern auch selbstständiger Installateur, Vater von drei Kindern und Landwirt ist. Nur Dank der großen Unterstützung seines Vaters (79) bekommt er das alles unter einen Hut.
„Unter der Woche übernimmt mein Vater die Fütterung, gemeinsam mit einem Freund. Drei bis vier Stunden sind sie da oft unterwegs. Das würden nicht viele in seinem Alter schaffen.“ Mit Sohn Josef geht das Jagdfieber nun schon in die vierte Generation über.
Lea Singer, Kronen Zeitung
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