Das Jahr 2019 ist noch jung, dennoch sind heuer bereits vier Frauen in Österreich ermordet worden. Was die Hintergründe der schrecklichen Welle der Gewalt sind, was sich in den Köpfen der Täter abspielt und was passiert, wenn man den Hinterbliebenen der Opfer die Todesnachricht überbringen muss, beantwortet im krone.tv-Livetalk der Notfall- und Kriminalfallpsychologe Wolfgang Marx, dem zufolge „Österreich das EU-Land ist, in dem relativ gesehen die meisten Tötungsdelikte an Frauen geschehen“.
Vier Frauenmorde - drei in Niederösterreich und einer in Wien - binnen acht Tagen lautet die erschütternde Bilanz des blutigen Jahresauftaktes, der einem Kriminalpsychologen wie Marx stressige Einsätze unter „potenziell traumatisierenden Situationen mit Hinterbliebenen“ bereitet. In der aktuellen Mordserie sieht er „eine Zuspitzung in den vergangenen Tagen“, verweist aber auch darauf, dass „wir seit 2012 wieder eine Zunahme an Tötungsdelikten sehen“.
„Delikte im familiären Umfeld“ gehören eingedämmt
Häufig würden in der Statistik Mord und Totschlag zusammengezählt. „Wenn man alle unnatürlichen Todesursachen zusammenfassen, die durch Gewalteinwirkung entstehen, dann würden wir auf noch höhere Zahlen kommen.“ Marx zufolge sei es notwendig, präventive Maßnahmen zu setzen und Warnhinweise zu geben, damit „diese Delikte gerade im familiären Umfeld eingedämmt werden“, denn von dort „geht die größte Gefahr aus, wenn sich aufgestauter Hass entlädt“.
Marx wünscht sich mehr Experten
Auf die Frage, ob die gesetzlichen Voraussetzungen für Gewaltprävention in Österreich ausreichend und zeitgemäß sind, sagte der Psychologe: „Gerade bei den Wegweisungen wird natürlich etwas gemacht. Sinnvoll wäre aber auch, mehr Experten auszubilden, die Situationen richtig einschätzen und relevante Maßnahmen treffen.“ Vieles würde sich alleine anhand der Vorgeschichten zu Kapitalverbrechen schon erkennen lassen, „und da könnte man präventiv was machen!“
Österreich EU-Land mit meisten Tötungsdelikten an Frauen
In der Tatsache, dass es sich bei den Tätern durchwegs um Männer handelt und die Verbrechen hauptsächlich innerhalb der Familie stattfinden, sieht Marx nichts Außergewöhnliches. Früher sei die Dunkelziffer bei Gewaltdelikten höher gewesen, heute sei man - auch medial - sensibler geworden und es werde mehr angezeigt. Insgesamt liege die Zahl der Getöteten in Österreich „unter dem EU-Durchschnitt“, in Relation zur Einwohnerzahl sei Österreich aber „jenes EU-Land mit den meisten Tötungsdelikten an Frauen“.
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