Anfang Jänner kam es durch einen Fehler an einem Netzregler an der deutsch-österreichischen Grenze beinahe zum flächendeckenden Stromausfall, von Experten auch Blackout genannt. Die Katastrophe konnte abgewendet werden, doch die Bevölkerung fragt sich seither: Wie real ist die Gefahr durch einen Blackout? Welche Folgen hätte der totale Stromausfall? Und welche Maßnahmen ergreifen die Netzbetreiber, um sich davor zu schützen? krone.tv hat bei E-Control-Vorstand Andreas Eigenbauer nachgefragt.
Frequenzschwankungen, wie sie jüngst an der deutsch-österreichischen Grenze aufgetreten sind, „kommen nur sehr selten vor, zuletzt vor etwa zehn Jahren“, berichtet Eigenbauer. Von einem Ernstfall will er im Zusammenhang mit den jüngsten Ereignissen nicht sprechen. „In dem Fall reagierte die Abschaltautomatik. Die hat Verbraucher in Frankreich abgeschaltet, um die Bilanz wiederherzustellen.“
Generell sei das österreichische Stromnetz sehr gut gegen Pannen abgesichert. „Wenn eine Hauptkomponente ausfällt, muss die Versorgung unterbrechungsfrei gewährleistet werden können“, beschreibt Eigenbauer seine Vorgaben. Kritisch werde es erst, wenn es an mehreren zentralen Stellen zu Ausfällen komme.
Uhren gingen wegen Energieversorger-Streit falsch
Doch es muss keine Panne sein: Auch politische Verstrickungen können gerade in kleinen Ländern schnell zu Problemen mit der Stromversorgung führen. Ein gutes Beispiel dafür: Ein Streit zwischen den Energieversorgern Serbiens und des Kosovo hatte erst vor rund einem Jahr zu einer Unterversorgung im Stromnetz geführt. Ein Blackout blieb zwar aus, die Unterversorgung zog jedoch zahlreiche elektrische Uhren in ganz Europa in Mitleidenschaft. Sie gingen wegen der ungewöhnlichen Frequenzabweichungen allesamt um bis zu sechs Minuten nach.
Ein Ernstfall drohte durch den Disput zwischen Serben und Kosovaren nach Einschätzung des Experten aber nicht. „Das kann man ausgleichen und mit Kraftwerksleistung aus anderen Mitgliedsstaaten abdecken“, weiß Eigenbauer.
Blackouts durch Hacker gab es bereits
Zum Blackout kann es aber nicht nur durch Fehler oder Streitereien kommen, sie können prinzipiell auch mutwillig herbeigeführt werden. Hacker, womöglich im staatlichen Auftrag, könnten durch einen Angriff auf die Netzbetreiber mutwillig Störungen herbeiführen und so in ganzen Landstrichen oder Staaten einen Blackout herbeiführen. Die aufklärerische Vorarbeit dafür werde längst geleistet, warnen Experten der deutschen Bundesregierung.
Eine Machtdemonstration Russlands gab es bereits. Zwei große Stromausfälle beim Energieversorger Ukrenergo, die in der Ukraine 2015 und 2016 Hunderttausende Einwohner trafen, gingen nach Einschätzung der betroffenen Firma auf russische Hacker zurück. Diese seien seit Monaten in den Systemen gewesen und hätten diese ausgekundschaftet, bevor sie zuschlugen, hatten die Ukrainer berichtet.
In Österreich sieht man sich durch Hacker weniger gefährdet. Eigenbauer: „Ich kenne hierzulande keine Fälle mit Hackern. Wir versuchen, unsere technische Ausführung so zu wählen, dass es nicht hackbar ist.“ Hundertprozentige Sicherheit könne man zwar nie gewährleisten, letztlich seien technische Pannen aber das größere Risiko.
Österreich gilt nicht als optimal vorbereitet
Ob er nun durch einen technischen Fehler, eine Naturkatastrophe oder einen Cyber-Angriff ausgelöst wird: Die Folgen eines Blackouts für eine Gesellschaft sind in jedem Fall problematisch. Wie gut sich Österreich dagegen gerüstet hat, hat erst kürzlich das Nachrichtenportal „Addendum“ erforscht. Das Fazit: Österreich ist auf einen echten Blackout, also einen großflächigen Stromausfall von mehr als zwölf Stunden, kaum vorbereitet.
Wenn der Strom ausfällt, ist es nämlich nicht nur dunkel. Die Kommunikation bricht zusammen, Aufzüge bleiben stecken, Ampeln fallen aus, es gibt Verkehrsunfälle. Schon nach wenigen Tagen gehen vielen Menschen die Lebensmittel aus, Einsatzkräfte und Spitäler sind überlastet. Normalerweise hofft man in solchen Situationen auf die Hilfe von Staat, Polizei und Bundesheer. Laut „Addendum“-Recherchen sind allerdings weder die Polizei noch das Bundesheer mangels Wasser-, Nahrungsmittel- oder Treibstoffreserven in der Lage, ihre Handlungsfähigkeit aufrechtzuerhalten.
Selbst der Behördenfunk könnte im Blackout-Fall kaum aufrechterhalten werden. So reicht die Batterieversorgung der Zentrale im Süden Wiens lediglich für 24 Stunden. Die Durchhaltefähigkeit anderer Sendestationen wird ebenfalls auf solch einen Zeitraum geschätzt, offizielle Bestätigung dafür gibt es aber keine. Spätestens nach 24 Stunden müssten also Notstromaggregate bereitstehen.
Bei der E-Control sieht man sich dagegen vergleichsweise gut auf den Ernstfall vorbereitet. „Wir machen jährlich Übungen und haben klare Vorgaben vom zuständigen Ministerium“, sagt Eigenbauer. Auf technischer Ebene habe man sich mit Krisenhandbüchern auf fast alle Eventualitäten vorbereitet.
Wie man sich auf einen Blackout vorbereitet
Weil der Staat die Versorgung der Bevölkerung im Blackout-Szenario nicht sicherstellen könnte, sind die Bürger selbst dazu aufgerufen, sich zu wappnen. Von Behördenseite werden die Österreicher bei jeder Gelegenheit darauf aufmerksam gemacht, genügend Wasser- und Lebensmittelreserven in den eigenen vier Wänden zu lagern, um sich selbst bei einem tagelangen Stromausfall versorgen zu können.
„Wir müssen die Menschen dafür sensibilisieren, dass es diese Gefahren nicht nur im Fernsehen oder weit weg gibt“, meinte General Othmar Commenda, der frühere Generalstabschef des Bundesheeres, vor einigen Monaten bei einem Vortrag in Linz.
Die vom Zivilschutzverband - er rief erst kürzlich wegen der extremen Schneefälle wieder dazu auf, Vorräte anzulegen - empfohlenen Dinge, die man zu Hause einlagern sollte:
Kommentare
Da dieser Artikel älter als 18 Monate ist, ist zum jetzigen Zeitpunkt kein Kommentieren mehr möglich.
Wir laden Sie ein, bei einer aktuelleren themenrelevanten Story mitzudiskutieren: Themenübersicht.
Bei Fragen können Sie sich gern an das Community-Team per Mail an forum@krone.at wenden.