Film-Doku

“Schwarz auf Weiß” – Rassismus im Kleingarten

Kino
10.02.2010 14:12
"Vielleicht werde ich ja angenehm überrascht", sagt Günter Wallraff, während ihm in dicken Schichten dunkelbraune Farbe ins Gesicht geschmiert wird. Unwahrscheinlich, das weiß man schon. Maskiert als Somalier Kwami reiste Wallraff ein Jahr lang durch seine Heimat Deutschland. Dass die versteckte Kamera unter seinem bunten Hemd dabei einen hautnahen Film über Alltags-Rassismus gedreht hat, überrascht wenig.

Die Gefahr, dass Wallraff als angepinselter Schwarzer mehr Vorurteile inszeniert als aufzeigt, ist dem Projekt immanent. Denn was für eine Rolle ist es genau, die ein 67-jähriger deutscher Aufdeckungs-Journalist annimmt, wenn er "den Fremden", deutlich gekennzeichnet durch seine Hautfarbe, geben will? Wir finden es nicht heraus, denn über die Hautfarbe hinaus will kaum jemand Kwami näher kennenlernen. Feindseligkeit kann ein Blick sein, ein Abrücken, ein Rausreden, oder gar eine offene Drohung. Meistens aber: eine Weigerung.

Nicht Mitglied werden dürfen - im Hundesportverein, im Kleingartenverein, im Nachtclub, am Campingplatz - das ist die häufigste Erfahrung von einem idealtypisch "Integrationswilligen". Stets freundlich, in gutem (manchmal fast unverstellt muttersprachlichen) Deutsch bittet Wallraff um Auskünfte, besichtigt Mietwohnungen und goldene Uhren, macht eine Bootsfahrt und möchte vom zuständigen bayrischen Amt wissen, was man tun muss, um einen Jagdschein zu machen. 

Angst vor dem Fremden
Flugs wird er mit der Polizei bedroht. Wenn er später seine - weißen - Mitarbeiter an die gleichen Stellen mit den gleichen Anliegen schickt, entlarven sich nicht nur ihm genannte Mitgliedsbeiträge als dreifache Übertreibungen, der Angst vor dem Fremden, der hier "einfach nicht hinpasst", wird auch ganz ungeniert Ausdruck verliehen.

Auf Konfrontation legt es Wallraff nicht an - ihn interessieren nicht die Gewaltbereiten, ob handgreiflich oder verbal, auch wenn er manchmal nicht an ihnen vorbeikommt. Er spürt die Gosse nicht in der Gosse auf, sondern am frisch gemähten Freizeit-Rasen. Ganz nach der Methode, die Wallraff als Undercover-Reporter berühmt gemacht hat, lässt er den Missstand, den er darstellen möchte, auf seinen eigenen Leib niederprasseln. Regisseure Pagonis Pagonakis und Susanne Jäger machten daraus eine leise, unkommentierte Collage für die Bildungs-Leinwand.

Das sagt "Krone"-Kinoexpertin Christina Krisch zum Film: Ein Test in Sachen Integration. Denn der schwarze Mann ist perfekt maskiert und in Wirklichkeit der Undercover-Journalist Günter Wallraff. Getarnte Seitenblicke als Spiegel unserer Zeit. Fakt ist, dass das von Fremdkulturen überrollte Europa keine Zeit für eine entspannte "Melting-Pot-Atmosphäre" hatte. Der einzelne bekommt dies zu spüren. Ein Lernprozess steht an - auf beiden Seiten.  

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