Hofreitschule-Streit

Was verstehen Sie von Lipizzanern, Frau Klima?

Österreich
20.01.2019 15:55

Um die neue Leiterin der Spanischen Hofreitschule ist ein böser Streit ausgebrochen. Die Bestellung sei „Postenschacher“, der Ex-Kanzlergattin fehle jeder fachliche Background, ätzte der Beirat, und trat geschlossen zurück. Im Interview mit Conny Bischofberger antwortet Sonja Klima (55) ihren Gegnern.

„Ich hab noch mein Burli gebürstet“, erklärt Sonja Klima, als wir sie am Samstagvormittag im Marchfeld zum „Krone“-Interview treffen, und gibt ihrem „Jadro“, einem weißen spanischen PRE-Hengst, ein Stück Zucker.

Die zwei Airedale-Terrier „Aramis“ und „Rasmus“ weichen auch nicht von ihrer Seite. Vor dem Kamin, im Wohnzimmer des 13 Hektar großen Gestüts, kann man erst erahnen, wie pferdeverliebt diese Frau ist. Afrikanische, chinesische, indische und südamerikanische Pferdefiguren, Pferde auf den Sofakissen, Pferdebilder, Pferdekalender, sogar der Schuhlöffel hat einen Pferdekopf.

Am Freitag hat der Aufsichtsrat der im Staatsbesitz befindlichen Spanischen Hofreitschule Ex-Kanzlergattin Sonja Klima zur Nachfolgerin von Elisabeth Gürtler gewählt. Seither hagelt es Proteste.

(Bild: Zwefo)

„Krone“: Frau Klima, Sie haben es an die Spitze einer österreichischen Kulturinstitution geschafft. Wie ist das Gefühl am Morgen danach?
Sonja Klima: Wunderbar. Als ich in der Früh munter geworden bin, konnte ich es zuerst noch gar nicht richtig glauben. Mein zweiter Gedanke war: Ich werde mein Bestes geben, damit wieder Ruhe einkehrt. Ich sehe meine Bestellung wirklich mit Demut. Ich bin aber auch erstaunt, welche Wellen das geschlagen hat.

Gibt es Ihnen nicht sehr zu denken, wenn der ganze Beirat aus Protest gegen Sie zurücktritt?
Ich kann niemanden aufhalten, und wenn man mit mir nicht zufrieden ist, dann ist es vielleicht besser, diese Leute treten zurück. Ich sehe das nicht als große Katastrophe. Man kann Menschen ersetzen. Ich finde bestimmt sehr kompetente Berater, die mich gerne unterstützen und gerne an meiner Seite sind. Ich habe da schon sehr viele Angebote.

(Bild: Zwefo)

Zu Ihren Gegnern zählt auch Elisabeth Max-Theurer, immerhin die Präsidentin des Österreichischen Pferdesportverbandes, Olympiasiegerin und Ex-Dressurreiterin.
Ich schätze Sissy Max-Theurer sehr, ich habe sie immer bewundert, sie war für mich ein großes Vorbild. Tolle Reiterin, tolle Tierschützerin, toller Mensch. Darum bin ich sehr traurig, dass das so passiert ist.

„Das ist kein Charity-Job. Ich wundere mich, dass Frau Klima sich das zutraut“, erklärte sie. Was verstehen Sie von Lipizzanern?
Frau Theurer kann sich gerne wundern. Aber ja, ich traue es mir zu, denn sonst hätte ich mich nicht beworben. Ich weiß sehr genau, was ich kann, und ich weiß auch, was ich nicht kann. Sie haben ja gesehen, wie ich mit Pferden umgehe, ich kann reiten, seit ich ein Kind bin, ich reite auch Rennpferde und fahre Trabrennen. Aber natürlich bin ich keine Grand-Prix-Reiterin und auch keine Dressur-Reiterin. Das wurde aber auch nicht gesucht, dafür habe ich ja meine Bereiter.

Der Beirat spielte die Ergebnisse einer geheimen Abstimmung nach dem Hearing den Medien zu. Angeblich waren Sie bei diesem Hearing nur die Zweitgereihte. War es eine politische Besetzung?
Ich kenne die Punktezahl nicht, weil es wie Sie sagen eine geheime Abstimmung war. Dass die Ergebnisse rausgespielt wurden, sagt doch schon alles. Warum sollte es eine politische Besetzung gewesen sein, wenn es eine Ausschreibung gab, ich mich beworben habe, ins Hearing kam und der Aufsichtsrat es so entschieden hat?

(Bild: Zwefo)

Sie haben im Wahlkampf Johanna Mikl-Leitner unterstützt. Es könnte ein „Geschenk“ der ÖVP gewesen sein …
An solche Geschenke glaube ich nicht. Ich bin Niederösterreicherin und kenne und schätze Johanna Mikl-Leitner schon sehr lange. Aber ich habe niemals mit ihr über meine Bewerbung gesprochen. Außerdem bin ich seit 14 Jahren parteiunabhängig. Obwohl ich in den letzten Tagen abwechselnd als Rote, als Schwarze und sogar als Freundin von Philippa Strache bezeichnet worden bin.

Waren Sie in der Zeit, als Sie die Frau von Bundeskanzler Viktor Klima waren, SPÖ-Parteimitglied?
Ja, damals schon. Ich habe aber Viktor Klima nicht geheiratet, weil er Politiker oder ein „Roter“ war, sondern weil ich ihn geliebt habe. Er hätte von mir aus auch sonneblumengelb sein können. (Lacht)

Kann man - verzeihen Sie das Wortspiel - in einem so vergifteten Klima wie es jetzt offenbar herrscht gute Arbeit leisten?
Ich bin überzeugt davon, dass sich die Intrigen und der Unmut bald legen werden. Mir ist es wichtig, dass sich alle wohlfühlen, dass wir gut zusammenarbeiten, vom Stallburschen bis zu den Bereitern. Hier auf meinem Gestüt hängt ein Schild, darauf steht: „Die Seele des Stalles sind meine Mitarbeiter“. Das werde ich auch bei der Spanischen Hofreitschule so halten.

(Bild: Zwefo)

Stichwort Intrigen: Wie erklären Sie sich diesen ungewöhnlich starken Gegenwind?
Ehrlich gesagt, ich habe darauf noch keine Antwort gefunden. Ich habe mir das jetzt tagelang überlegt. Warum lehnt mich ein Personenkreis ab, der mich noch gar nicht persönlich kennengelernt hat? Warum wollen sie nicht das Positive sehen? Als Ex-Frau eines Verkehrs-, Finanz- Kulturministers und Bundeskanzlers weiß ich, wie man repräsentiert. Bei „Ronald McDonald“ habe ich an einem Abend 1 Million Euro Spendengelder gesammelt. Ich weiß, wie man ein Unternehmen führt. Aber am wichtigsten ist doch, dass die Einzigartigkeit der Weltmarke und die Errungenschaften in der hohen Reitkunst beibehalten und mit dem bewährten Team in die Zukunft geführt werden.

Könnte es auch Angst vor Veränderung sein, die Ihre Gegner antreibt?
Gut denkbar. Vielleicht wollen da einige das Rad der Zeit zurückdrehen. Aber das würde bedeuten, dass die Spanische Hofreitschule zu einem Steuervernichtungs-Zuschussbetrieb wird. Ich aber will sie öffnen. Meine Vision ist, dass jedes Kind und jeder Mensch in Österreich einmal in der Spanischen Hofreitschule gewesen sein soll.

Hat Ihr Ex-Mann eigentlich schon gratuliert?
 Nein. Wir haben keinen Kontakt mehr zueinander. Das ist ja auch schon Jahrzehnte her. Es ist schon lustig, immer wieder darauf reduziert zu werden, mit wem man vor ewigen Zeiten verheiratet war.

(Bild: Zwefo)

Sie haben sich nach Ihrer Scheidung erfolgreich eine Marke aufgebaut. Ist Charity-Lady ein Kompliment oder eine Beleidigung für Sie?
Weder noch. Aber ich war Geschäftsführerin eines internationalen Konzerns. Würde man den Geschäftsführer eines internationalen Konzerns Charity-Sir nennen? Als Frauen müssen wir darauf achten, dass uns etwas mehr Respekt entgegengebracht wird.

Haben Sie auch Respekt für Ihre Gegner?
Sie wissen ja, wie das mit den Feinden ist. Es ist besser, man kennt seine Feinde, als sie sitzen in den eigenen Reihen und bekämpfen dich dort. Aber natürlich wäre es mir lieber gewesen, sie hätten das Gespräch mit mir gesucht, als mir das alles über die Medien auszurichten. Ich bin, um auf Ihre Frage mit dem Respekt zu kommen, jederzeit offen für eine Auseinandersetzung.

(Bild: Zwefo)

Kanzlergattin und Pferdenärrin
Geboren am 27. Mai 1963 als Sonja Holzinger in Baden bei Wien. 1995 heiratet die Volksschullehrerin den späteren Bundeskanzler Viktor Klima, der heute in Argentinien lebt. 2004 lässt sich das Paar scheiden. Von 2009 bis 2014 ist Sonja Klima Präsidentin des Badener Trabrennvereins, seit 2010 Geschäftsführerin der Ronald-McDonald-Kinderhilfe. In Marchegg, NÖ, betreibt sie gemeinsam mit ihrem Lebensgefährten, dem Kunst- und Kulturmanager Dr. Josef Kirchberger, ein Gestüt mit Ausbildung und Zucht von derzeit 50 Pferden.

Conny Bischofberger, Kronen Zeitung

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