Wahre Hungerkünstler

Walhaie fressen oft Wochen oder gar Monate nichts

Wissenschaft
21.01.2019 14:52

Mit einer Länge von bis zu zwölf Metern sind Walhaie die größten Fische der Erde. Trotzdem ist bis dato wenig über die Tiere bekannt. Wie japanische Forscher jetzt herausgefunden haben, können Walhaie wochen- oder gar monatelang hungern - und sie fressen wohl mehr Pflanzen als bislang angenommen.

Ein Team um Alex Wyatt von der Universität Tokio hatte die bereits etablierte Analyse von Gewebeproben um Bluttests erweitert. Die Forscher entnahmen rund zehn Milliliter Blut - etwa zwei Teelöffel - aus einer Brustflosse des jeweiligen Tieres. „Ähnlich wie bei Blutuntersuchungen beim Arzt können wir die Gesundheit von Walhaien basierend auf ihren Blutbestandteilen einschätzen“, erklärt Wyatt.

(Bild: AFP/Aqua Planet Jeju)

Die Wissenschaftler überwachten Wachstum, Ernährung und Gesundheit von drei in einem Aquarium lebenden Walhaien und von zwei Tieren, die in einem mit einem Netz umspannten Meeresareal leben. Zusätzlich nahmen sie Proben von acht wildlebenden Walhaien vor der Küste Okinawas, die sich in Fischernetzen verheddert hatten. Den Ergebnissen der Bluttests zufolge hatten einige der wildlebenden Tiere seit Wochen oder Monaten nicht gefressen. „Vielleicht fanden sie kein Futter, vielleicht fressen sie einfach nicht, wenn sie lange Strecken zurücklegen“, so Wyatt.

(Bild: thinkstockphotos.de)

Seetang im Magen gefunden
Ein weiteres Ergebnis der Studie: Alle getesteten wildlebenden Haie hatten offenbar bedeutende Mengen an Pflanzen und Algen gefressen. „Das ist eine überraschende und widersprüchliche Entdeckung, da allgemein angenommen wird, dass Walhaie sich streng von Lebewesen der höheren Ebenen der Nahrungskette ernähren“, sagt Wyatt. „Trotzdem wurden Walhaie mit Seetang im Magen gefunden. Pflanzen zu fressen, könnte Sinn machen, wenn Fressgelegenheiten so selten werden wie unsere Bluttests andeuten.“

(Bild: AFP/Ricardo Valezuela)

Die bis zu etwa zwölf Meter langen und gut 20 Tonnen schweren Tiere leben in warmen tropischen und subtropischen Meeren, im Golf von Mexiko ebenso wie vor den australischen Weihnachtsinseln. Sie ernähren sich überwiegend von Plankton und anderen Kleinstlebewesen, die sie aus angesaugtem Wasser filtrieren. Schätzungen zufolge können die friedlichen Giganten über 100 Jahre alt werden. Sie sind lebendgebärend: Die Jungen schlüpfen schon im Bauch der Mutter aus dem Ei. Über das Aufwachsen der Jungtiere ist bisher kaum etwas bekannt.

(Bild: thinkstockphotos.de)

Bestände haben deutlich abgenommen
Im Jahr 2016 wurde der Walhai auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion (IUCN) als stark gefährdet eingestuft. „Man kann nicht sagen, wie viele Tiere es gibt“, erklärt der Meeresbiologe Philipp Kanstinger vom Internationalen WWF-Zentrum für Meeresschutz. „Man weiß nur, dass die Bestände weltweit sehr abgenommen haben, über die letzten 75 Jahre mehr als 50 Prozent.“ Zu den Gründen zählten der Tod als Beifang, gezielte Fischerei, Zusammenstöße mit Booten, Meeresverschmutzung und Massentourismus.

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