Kritik von Experten

Eberau als Standort für Asylzentrum nicht geeignet?

Burgenland
11.02.2010 10:50
Auf Einladung des ORTE Architekturnetzwerkes NÖ hat eine Expertenrunde am Mittwochabend in St. Pölten über die Hintergründe des Asyl-Erstaufnahmezentrums Eberau diskutiert. Dabei kamen "planerische Fehlleistungen" zur Sprache. Angemessenes Bauen für Asylsuchende brauche geeignete infrastrukturelle Rahmenbedingungen.

Walter Chramosta, Konsulent für Wettbewerbswesen, bekrittelte bei Eberau die Verschleierung der öffentlichen Bauherrschaft und die Umgehung des Vergaberechts. Von Projektbeginn an sei klar ersichtlich, "dass mehrere Dinge falsch gelaufen sein müssen und gravierende Probleme vorherrschten."

Offener Brief an Fekter bisher unbeantwortet
Nach Einschätzung von Georg Pendl, Präsident der Kammer der Architekten und Ingenieurkonsulenten, zeuge die derzeitige Situation in Österreich von einer "Verlotterung der drei Ebenen Gemeinden, Länder sowie Bund". Weiters wies er auf einen offenen Brief an Innenministerin Maria Fekter (VP) hin, der bisher unbeantwortet geblieben sei.

Historikerin: Architektur erinnere an "NS-Wohnhäuser"
Die Historikerin Barbara Feller brachte schockiert zum Ausdruck, was bereits öffentlich beanstandet worden war: Dass nämlich das geplante Asylerstaufnahmezentrum von Eberau an die Militär- und Lager-Architektur des Dritten Reichs erinnere. "Die Planung gleicht jener von NS-Wohnhäusern der damaligen Aufseher". Ihr fehle die Strategie hinter dem Bauvorhaben, so Feller. Darüber hinaus wurde ihrer Meinung nach eine Auseinandersetzung mit den Bedürfnissen der Asylsuchenden völlig verabsäumt.

Asylzentrum "kann in kleinen Dorf nicht funktionieren"
James K. Skone, der seine Diplomarbeit über ein mögliches Wiener Asylzentrum geschrieben hat, betonte die Wichtigkeit des Standortes. Ein Asylaufnahmezentrum "kann in einem kleinen Dorf nicht funktionieren". Er wies auf die Vorteile einer Großstadt hin, da "nur die volle Nutzung der Infrastruktur garantiert, dass ein Asylzentrum human und effizient existieren kann". Wien habe im Verhältnis zu einem kleineren Ort mehr Bewohner mit Migrationshintergrund, die "den Neuankömmlingen bei der Integration helfen können".

Eberau auch aus medizinischer Sicht ungeeignet
Moderator Peter Huemer sprach in diesem Zusammenhang das Bewegungsverbot für Asylwerber an. Die Runde war sich einig, dass dies in einer Gemeinde mit nur unzureichender ärztlicher, psychologischer und rechtlicher Hilfe unmöglich realisierbar sei. Eberau sei als infrastrukturschwächere Gemeinde deshalb kein geeigneter Standort, so die Konklusion von Chramosta.

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