Etwa 80 Jahre nachdem sechs Millionen Juden während der Nazizeit ermordet wurden, zeigt nun eine Eurobarometer-Umfrage, dass 47 Prozent der Österreicher Antisemitimus hierzulande nach wie vor für ein Problem halten. Dem stehen 46 Prozent gegenüber, die darin kein Problem sehen. Europaweit betrachtet sieht die Mehrheit der EU-Bürger den Antisemitismus als Problem in ihrem jeweiligen Land, an der Spitze steht Schweden - dort halten gar 81 Prozent den Antisemitismus für ein Problem, nur 17 Prozent für keines. Auf der anderen Seite der 28 EU-Staaten steht Estland, wo nur sechs Prozent ein Problem erblicken, und 86 Prozent keines. 33 Prozent der EU-Bürger glauben auch, dass der Antisemitismus in den letzten fünf Jahren zugenommen hat.
Auch heute noch sind europäische Juden in ihrem Alltag mit Antisemitismus konfrontiert. Vandalismus, Beleidigungen, Drohungen und sogar Gewaltverbrechen würden ein sorgenfreies jüdisches Leben in der EU unmöglich machen, so das Fazit des zweiten Antisemitismus-Berichts der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), der Anfang Dezember in Brüssel vorgestellt wurde. Die aktuelle Eurobarometer-Umfrage zeigt, dass 50 Prozent der EU-Bürger gewalttätige Angriffe auf Juden als Problem sehen, in Österreich sind es 38 Prozent.
Wobei auch diese Sichtweise nicht ganz von der Hand zu weisen ist, denn laut einer Studie des Jüdischen Weltkongresses hat sich der Hass auf Juden besonders im Internet massiv ausgebreitet. Gegenüber dem Eurobarometer gaben EU-weit 36 Prozent der Befragten an, dass der Antisemitismus in den vergangenen fünf Jahren zugenommen hat. 39 Prozent glauben, dass er gleich geblieben ist und nur zehn Prozent sind der Ansicht, dass er weniger geworden ist. Auch hier glauben die Schweden mit 73 Prozent am stärksten, dass der Antisemitismus stärker geworden ist. In Österreich sind es 33 Prozent. In Bulgarien und Malta sind es laut Eurobarometer-Studie nur je zwei Prozent.
49 Prozent der Österreicher halten Holocaust-Leugnung für ein Problem
Die Leugnung des Holocaust wird in der EU von 25 Prozent als „sehr wichtiges Problem“ und von 28 Prozent als„ wichtiges Problem“ angesehen. In Österreich halten die Holocaust-Leugnung 20 Prozent für ein „sehr wichtiges Problem“ und 29 Prozent für ein „wichtiges Problem“. Wiederum liegt Schweden mit 60 Prozent („sehr wichtig“) und 19 Prozent („wichtig“) an der Spitze. Malta ist hier mit zwei Prozent („sehr wichtig“) und vier Prozent („wichtig“) am anderen Ende der Skala.
Mehr als zwei Drittel der Europäer (68 Prozent) glauben, dass ihre Bevölkerung nicht über die Geschichte, die Sitten und Bräuche ihrer jüdischen Gemeinden informiert seien. 24 Prozent fühlen sich informiert. In Österreich halten sich 38 Prozent für informiert und 51 Prozent für nicht oder nicht gut informiert. Österreich ist an zweiter Stelle hinter Litauen (42 Prozent informiert - 48 Prozent nicht). Auf der anderen Seite sehen sich in Malta nur fünf Prozent informiert und 89 Prozent nicht.
Gesetzeslage ist in Österreich gut bekannt
Österreich liegt mit 69 Prozent an der Spitze der EU, was die Kenntnis der Bürger über ein Gesetz gegen die Leugnung des Holocaust in ihrem Land betrifft. Der EU-Durchschnitt liegt bei 42 Prozent. Schlusslicht ist Zypern mit nur fünf Prozent.
Insgesamt wurden für die Studie 27.643 Personen in allen EU-Staaten zwischen 3. und 20. Dezember 2018 befragt.
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