„Es geht wieder bei null los!“ - Lange konnte Wengen-Sieger Vincent Kriechmayr nicht das Leben auf Wolke 7 genießen, die Eis-Streif holte ihn gnadenlos in den Abfahrer-Alltag zurück. Erschüttern konnte das den Oberösterreicher nicht. Im Gegenteil: Am Samstag will er den Klassiker-Fluch nach 10 Jahren besiegen.
2009 war der Schweizer Olympiasieger Didier Defago der bislang letzte Abfahrer, der mit Siegen in Wengen und Kitzbühel binnen einer Woche das Klassik-Double gewinnen konnte. Vor zehn Jahren! Der letzte Österreicher? Stephan Eberharter im Jahr 2002.
Nun will der nach Vincent van Gogh benannte Kriechmayr das Bild vom Klassiker-Fluch übermalen. Mit schillernden Glücksfarben auf der eisweißen Streif.
„Es ist normal für einen Sieger, dass er beim nächsten Rennen zu den Favoriten gezählt wird. Aber da gibt es einige“, schränkt Vincent ein. Nachsatz: „Aber ich gehöre dazu, stimmt!“
Zumal dem Oberösterreicher der Höllenritt über den Hahnenkamm richtig taugt. Im Vorjahr war er in Kitzbühel nur um fünf Hundertstel am Abfahrts-Podium vorbeigeschrammt. „Ich war gut auf dem Weg, bis zum Fehler im letzten Abschnitt.“
Heute genießt der 27-Jährige den Ruhetag in Kitzbühel, lässt die Ski im Keller. Nicht so sehr aus Respekt vor der Streif, sondern vor den kommenden (WM-)Wochen. Den Jubel des vergangenen Wochenendes in Wengen hört Kriechmayr ohnehin schon nicht mehr. Ein Feier-Bier bei der Siegerehrung - damit hat er den großen Triumph auch schon abgehakt, den Fokus auf die Streif gerichtet.
„Lieber gute Kanten“
Die berühmteste Abfahrtsstrecke der Welt würde sich die volle Aufmerksamkeit mehr als verdienen, meint „Vinc“: „Man muss das letzte Hemd riskieren, wenn man vorne dabei sein will.“ Und da nützen einem selbst die Flügel, die Erfolg ja verleiht, nur wenig: „Auf der Streif sind mir gute Kanten lieber.“
Georg Fraisl, Kronen Zeitung
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