Vor dem Akademikerball

Brandanschlag und Hitlergruß bei Donnerstagsdemo

Wien
25.01.2019 16:05

Das kann ja heiter werden: Mit einem Brandanschlag und einem mutmaßlichen Hitlergruß ist es schon im Vorfeld des Akademikerballs in Wien zu höchst fragwürdigen Vorkommnissen gekommen. So schossen Demonstranten im Zuge der jüngsten Donnerstagsdemo mit Pyrotechnik auf das Lokal der Burschenschaft Gothia - eine am Haus befestigte Fahne geriet dabei in Brand. Später tauchten dann Bilder im Netz auf, die ein Gothia-Mitglied beim Hitlergruß zu zeigen scheinen. Der auf den Bildern zu sehende Mann will nur gewunken haben, wie er am Freitag betonte. Der Fotograf des Bildes meinte indessen, der Mann habe wohl provozieren wollen. Das Wiener Landesamt für Verfassungsschutz und Terrorismusbekämpfung prüft den Fall. FPÖ-Generalsekretär Christian Hafenecker drohte im Fall einer Bestätigung der Vorwürfe mit dem Parteiausschluss.

Auf den Bildern ist zu sehen, wie ein junger Mann offenbar im Haus der Burschenschaft Gothia mit erhobener Rechter am Fenster steht und dabei vom Nachbarhaus aus beobachtet wird. Aufgenommen wurden die Bilder laut einem israelischen Journalisten, der sie via Twitter verbreitete, bei der Donnerstagdemo am Tag vor dem Akademikerball vor dem Haus der Burschenschaft in Wien.

Mann am Foto: „Habe keinen Hitlergruß gezeigt“
Bei der Burschenschaft gab man sich zu der Causa verschlossen, wollte auf telefonische Nachfrage der Austria Presse Agentur nicht kommentieren, ob es sich bei dem abgebildeten Mann um ein Mitglied der Verbindung handelt, und legte sofort wieder auf: „Dazu kann ich keine Auskunft geben. Vielen Dank, wiederhören.“ Der auf dem Foto abgebildete Mann selbst wies die Vorwürfe am Freitag zurück. „Ich habe keinen ,Hitlergruß‘ gezeigt. Das Foto entstand, als ich - durch die Schmähungen und Angriffe auf das Haus der Burschenschaft provoziert - den Demonstranten zugewunken habe“, hieß es in einer E-Mail. Es handle sich um eine Momentaufnahme mit dem Ziel, ihn zu diskreditieren. Er lehne NS-Gedankengut ab.

(Bild: Daniel Weber, krone.at-Grafik)

Fotograf spricht von missverständlichem Winken
Ob es sich bei der Geste tatsächlich um einen Hitlergruß gehandelt hat oder nicht, wollte der Fotograf Daniel Weber, der die Bilder aufgenommen hatte, nicht beurteilen. Entstanden sind die Fotos seinen Angaben zufolge, als die Demonstration am Donnerstag gerade im Begriff war weiterzuziehen und sich Demonstranten und Burschenschafter gegenseitig provoziert hätten. Bei der Geste habe es sich um ein missverständliches Winken gehandelt: „Das war ein Winken, das ich so nicht machen würde.“

Pilz nimmt Innenminister Kickl in die Verantwortung
Peter Pilz von der Liste Jetzt erinnerte indessen daran, dass mit Alexander Höferl einer der wichtigsten Mitarbeiter im Kabinett von Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) Mitglied der Burschenschaft Gothia sei. Er forderte Kickl auf, sich von Höferl zu trennen, und will nun via parlamentarischer Anfrage in Erfahrung bringen, was Höferls Sicherheitsüberprüfung im Innenministerium in Bezug auf diese rechtsextreme Burschenschaft ergeben habe.

FPÖ: „Vorwurf bei Neujahrstreffen auch widerlegt“
FPÖ-Generalsekretär Hafenecker drohte im Fall einer Bestätigung der Vorwürfe mit dem Parteiausschluss des Mannes. Zuvor forderte Hafenecker aber eine „lückenlose Aufklärung“ anhand von Videomaterial. „Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen uns, dass bei Standbildern oftmals ein komplett konträres Bild erzeugt wird“, so Hafenecker mit Blick auf die via Social Media verbreiteten Fotos. „Daher sind auch im gegenständlichen Fall Bewegtbilder notwendig, um eine objektive Einschätzung treffen zu können.“ Auch beim FPÖ-Neujahrstreffen habe der Verdacht, ein Besucher habe gegen Ende der Veranstaltung einen Hitlergruß gezeigt, nämlich mit Video- und Tonmaterial widerlegt werden können.

Zuvor Zwischenfall vor Gothia-Lokal
Schon zuvor war es im Zuge der Donnerstagsdemo im Vorfeld des Akademikerballs zu einem brandgefährlichen Zwischenfall vor dem Lokal der Burschenschaft Gothia in der Schlösselgasse gekommen. Linke Demonstranten schossen mittels Pyrotechnik auf das Gebäude, wodurch eine am Haus befestigte Fahne Feuer fing, wie die Polizei bestätigte. Ansonsten verlief die Demonstration ruhig, so ein Sprecher der Wiener Polizei.

„Die Gewaltbereiten sind auf der Straße“
Scharfe Kritik an den Demonstranten übte der Vorsitzende des Pennälerrings und Organisator des am Freitag stattfindenden freiheitlichen Akademikerballs, Udo Guggenbichler: Offensichtlich seien „die Gewaltbereiten auf der Straße“ und man könne der „Ruhe vor dem Sturm“ vor dem Ball nicht trauen, so der Landtagsabgeordnete. „Besonders die SPÖ müsste sich daran erinnern können, dass in der Zwischenkriegszeit auf Gemeindebauten geschossen wurde - wehret den Anfängen“, so der Burschenschafter.

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