Besonders in Ostösterreich rafft ein gefährliches Vogel-Virus vor allem Amseln und Drosseln dahin. Gabor Wichmann, Geschäftsführer von BirdLife Austria, spricht im krone.tv-Talk von einem „alarmierenden Wert“, den die aktuelle Vogelzählung enthüllt hatte. Die betroffenen Tiere werden erst kahl, apathisch und hören schließlich auf, zu fressen.
40 Prozent weniger Amseln wurden innerhalb der vergangenen drei bis vier Jahre gezählt. Schuld daran ist das Usutu-Virus: für infizierte Tiere ein Todesurteil, denn man kann medizinisch nichts für die betroffenen Vögel tun. „Das Einzige, was man hoffen kann, ist, dass die Amseln resistent dagegen werden“, erklärt Wichmann den Ernst der Lage. Das habe auch bei den letzten großen Ausbrüchen in den Jahren 2001 und 2005 zu einer Besserung geführt. „Wir hoffen, dass das wieder passiert“, so der Vogelexperte.
Wer eine tote Amsel, beispielsweise im eigenen Garten, entdeckt, kann den Vogelforschern aktiv helfen. Wenn man den Kadaver an BirdLife Österreich schickt (in einem Päckchen per Post beispielsweise), kann untersucht werden, ob tatsächlich das Usutu-Virus für den Tod des Tieres verantwortlich ist. Alternativ gibt es auch einen Abholdienst, der angefordert werden kann - ein Anruf bei BirdLife genügt.
40 Prozent weniger Feld-, Wiesen- und Ackervögel innerhalb von 20 Jahren
Noch etwas anderes können Gartenbesitzer tun, um den Vögeln zu helfen: „Was jeder Einzelne machen kann, ist, seinen Garten oder sein Umfeld so zu gestalten, dass mehr Amseln darin brüten können“, erklärt Wichmann. Das Vogelsterben sei auch ein vom Menschen verursachtes Problem: „Der Strukturverlust durch weniger Büsche, weniger Bäume, größere Felder, mehr Pestizideinsatz - Insektenrückgang ist in aller Munde -, das ist das größte Problem, das aktuell in der Vogelwelt herrscht.“ 40 Prozent der Feld-, Wiesen- und Ackervögel seien dadurch in den vergangenen 20 Jahren verschwunden.
Gesetzliche Bestimmungen, um diese dramatische Entwicklung zu vermeiden, gebe es nicht: „Es ist natürlich so, dass die Landwirtschaft ein sehr komplexes Thema ist“, erklärt der Vogelexperte. „Wir wollen natürlich billige Nahrungsmittel, wir wollen Nahrungsmittelsicherheit, was dazu führt, dass die Maschinen größer werden, die Landwirtschaft industrialisiert wird.“ Der Verlierer sei dabei die Natur. Man müsste seinen eigenen Konsum überdenken, um das zu ändern.
Der Vogel, der am häufigsten in Österreich vorkommt, ist der Spatz. In 45 Prozent der Gärten wurde bei der Winterzählung der Vögel ein solches Exemplar entdeckt. „Die Jahre davor hat die Kohlmeise gewonnen“, so Wichmann. „Heuer war allerdings ein sehr starkes Fichten- und Buchenmastjahr. Das heißt, alle Meisen haben vermutlich genug Nahrung in den Wäldern gefunden und sind dann weniger zu den Futterhäuschen gekommen.“ Das Ranking könne nächstes Jahr daher völlig anders aussehen.
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