„Absolute Resignation“
Julen war „nach freiem Fall vermutlich sofort tot“
Nachdem es nun traurige Gewissheit ist, dass der kleine Julen das Brunnendrama nicht überlebt hat, trauert ganz Spanien. Fast zwei Wochen lang hatten Hunderte Einsatzkräfte unermüdlich gearbeitet, um den zweijährigen Buben aus dem 107 Meter tiefen Brunnenschacht im Ort Totalan im Süden des Landes zu bergen. Am Freitag gelang es ihnen endlich, zu dem Kind vorzudringen - sie konnten jedoch nur noch seine Leiche bergen. Jetzt kommen langsam Details der Tragödie ans Licht.
Der Kleine war vor zwei Wochen bei einem Ausflug mit seiner Familie in das Loch gefallen. Der Delegierte der Madrider Zentralregierung in Andalusien, Alfonso Rodriguez Gomez de Celiz, war in der Nacht auf Freitag bei der Bergung von Julens Leiche vor Ort und meinte gegenüber einem Reporter der deutschen „Bild“-Zeitung: „Der Bub ist vermutlich im freien und schnellen Fall den Schacht hinuntergestürzt. Darauf deutet die Stellung des Körpers hin. Julen war vermutlich auf der Stelle tot. Aber erst müssen die Untersuchungen und die Autopsie abgewartet werden.“
„Es herrschte absolute Resignation und Schweigen“
Zum dramatischen Moment der Wahrheit, als das leblose Kind in dem Brunnenschacht, der illegal gegraben worden war, gefunden wurde, sagte er: „Es waren 50 bis 60 Personen da, Arbeiter, Feuerwehrleute, Sanitäter. Als klar war, dass Julen tot ist, herrschte absolute Resignation und Schweigen. Wir fühlen uns den Eltern sehr nahe. Ihr Schmerz ist unser Schmerz, ihre Trauer ist unsere Trauer.“
Der Politiker versprach, dass die Behörden gegen jene Person, die den Schacht unerlaubterweise ausgehoben hatte, vorgehen werden: „Bis jetzt stand das im Hintergrund. Nun werden wir Ermittlungen einleiten und die Verantwortlichkeit klären.“ Außerdem appellierte er: „Ich bitte alle, die einen illegalen Brunnen gebaut haben, eindringlich: Jetzt ist die Zeit, diesen zu verschließen. Mir ist wichtig, dass das, was mit Julen passiert ist, nie wieder passiert.“
Psychologische Betreuung für Eltern
Die Eltern des Buben, Jose und Victoria, werden weiterhin von Psychologen betreut. Der arbeitslose Marktverkäufer und die Mitarbeiterin einer Fast-Food-Kette hatten bereits 2017 einen Sohn verloren: Julens älterer Bruder Oliver starb mit drei Jahren bei einem Strandspaziergang an Herzversagen.
Große Anteilnahme in ganz Spanien
„Ganz Spanien teilt die unendliche Traurigkeit von Julens Familie“, twitterte am Samstag Ministerpräsident Pedro Sanchez. König Felipe VI. sprach der Familie des Buben sein „tief empfundenes Beileid“ aus. Auch Persönlichkeiten wie etwa Hollywoodstar Antonio Banderas, der sich „erschüttert“ zeigte, versuchten, in den sozialen Netzwerken den Eltern Trost zuzusprechen.
Bergung unter schwierigsten Bedingungen
Bis zuletzt war die Hoffnung nicht aufgegeben worden, das Kind doch noch lebend zu finden. Seit Donnerstagabend hatten erfahrene Bergarbeiter unter schwierigsten Bedingungen vom Grund des Parallelschachts aus einen vier Meter langen horizontalen Tunnel zum Brunnenschacht gegraben, um zu Julen vorzudringen. Sie konnten dabei 36 Stunden lang nur kniend oder liegend in Zweierteams arbeiten und kämpften sich mit Spitzhacken und Presslufthämmern durch den Felsen. Doch vergebens, in der Nacht kam die traurige Botschaft: Der Bub ist tot.
An den Bergungsarbeiten waren insgesamt mehr als 300 Retter beteiligt. Experten erklärten, normalerweise seien für eine solche Rettungsaktion, bei der insgesamt 40.000 Tonnen Erde abgetragen wurden, Monate nötig. Einen vergleichbaren Notfall in einer solchen Tiefe habe es weltweit noch nie gegeben.
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