Julen stürzte in Tod

Spanien hat über eine Million illegale Bohrlöcher

Ausland
26.01.2019 18:13

Nachdem es nun traurige Gewissheit ist, dass der kleine Julen das Brunnendrama nicht überlebt hat, trauert ganz Spanien. Der 107 Meter tiefe Brunnenschacht, in den das Kind gestürzt war, war auf der Suche nach Wasser ohne Genehmigung gegraben worden. In Spanien keine Seltenheit: Der Umweltorganisation Greenpeace zufolge gibt es im ganzen Land mehr als eine Million solcher illegalen Löcher, spanische Medien sprechen sogar von einer noch viel höheren Dunkelziffer.

Das Schicksal von Julen, der im Süden Spaniens in einem tiefen Schacht gesucht wurde, hielt knapp zwei Wochen lang sein Heimatland und auch die halbe Welt in Atem. Hunderte Einsatzkräfte hatten unermüdlich gearbeitet, um den zweijährigen Buben aus dem 107 Meter tiefen Brunnenschacht im Ort Totalan zu bergen. Am Freitag gelang es ihnen endlich, zu dem Kind vorzudringen - sie konnten jedoch nur noch seine Leiche bergen.

Brunnenschacht auf Suche nach Wasser illegal gegraben
Julen und auch die Eltern und die Nachbarn des Kleinen, die durch eine schier unendliche Hölle der Gefühle getrieben wurden, sind indirekt Opfer des spanischen Dürre-Dramas. Der 107 Meter tiefe Brunnenschacht, in den der Bub am 13. Jänner bei einem Familienausflug stürzte, war laut Behördenangaben auf der Suche nach Wasser gegraben worden - ohne Genehmigung.

In Spanien ist das keine Seltenheit. Im Gegenteil: Nach Schätzung der Umweltorganisation Greenpeace gibt es im ganzen Land mehr als eine Million solcher illegaler Löcher. Die Zeitung „El Mundo“ schrieb, in Wirklichkeit seien es viel mehr. Und „jene Bohrungen, die nicht zum Erfolg führen, werden mehr schlecht als recht zugedeckt“.

Seit Jahren regnet es wegen Klimwandel zu wenig
Seit Jahren regnet es in Spanien aufgrund es Klimawandels zu wenig. Flüsse trocknen aus, vor allem im Süden und im Landesinneren gibt es immer mehr steinwüstenähnliche Landschaften. Besitzer von Grundstücken und Fincas beauftragen deshalb sogennante Poceros, erfahrene „Löchergräber“, mit Bohrungen, die oft in wahren Nacht- und Nebelaktionen nur bei Mondlicht durchgeführt werden. Im Volksmund heißen diese Schächte deshalb „Mondscheinlöcher“.

Der erfahrene „Pocero“ Antonio Jesus Peralvarez, der für seine Arbeit 2000 bis 4000 Euro kassiert, nahm im Gespräch mit „El Mundo“ kein Blatt vor den Mund. „Meine Aufgabe ist es, das Loch zu bohren. Um die Abdeckung kümmert sich auch bei legalen Bohrungen der Auftraggeber. Zumal der oft nach einigen Tagen wieder schauen will, ob Wasser herauskommt.“ Normal sei es, die Öffnung des Loches „mit einem großen Stein zuzudecken, den ein Kind nicht aufheben kann“.

Julens Vater, der arbeitslose Marktverkäufer Jose Rosello, räumte ein, dass das Unfall-Loch mit der nur 25 Zentimeter breiten Öffnung auf dem Grundstück des Freundes einer seiner Cousinen offenbar nicht ausreichend gesichert war: „Es war mit einigen Steinen zugedeckt, die sie (die Cousine und der Freund) draufgelegt haben.“ Niemand habe diese Steine entfernt. „Aber die Steine waren wahrscheinlich nicht ganz fest. Julen ist wohl draufgetreten und durchgerutscht.“ Der Zweijährige war sehr schlank, er wog nur elf Kilogramm.

Appell an illegale Brunnengräber: „Jetzt ist es Zeit!“
Auf einer Pressekonferenz nach der traurigen Gewissheit über Julens Tod appellierte ein Sprecher der Regionalregierung an alle illegalen Brunnengräber: „Ich bitte alle, die einen illegalen Brunnen gebaut haben, eindringlich: Jetzt ist die Zeit, diesen zu verschließen. Mir ist das so wichtig, dass das, was mit Julen passiert ist, nie wieder passiert. Deshalb mein Aufruf.“

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