Der steirische Bass-Bariton Thomas Tatzl feierte am Donnerstag einen großen Karriere-Schritt: Mit Schuberts „Winterreise“ debütierte der Sänger am Teatro alla Scala di Milano. Die „Krone“ hat sich mit dem gebürtigen Aflenzer über große Träume, das Ankommen im Opern-Olymp und das Zurückkehren in die steirische Heimat unterhalten.
„Krone“: Zunächst einmal: Gratulation! Es singt ja nicht alle Tage ein Steirer an der Mailänder Scala. Wie fühlt man sich dabei?
Thomas Tatzl: Man hat Häuser wie die Scala natürlich schon als Ziel am Horizont, vor allem als Anfänger, aber das fühlt sich immer sehr weit weg an. Wenn man dann da ist, ist es aber eigentlich nur ganz normales Arbeiten. Ich würde mich an einem kleineren Haus nicht weniger anstrengen als hier. Ich versuche, nicht so sehr darüber nachzudenken, wo ich gerade bin, sonst wird man nervös, sondern versuche einfach, mein Bestes zu geben.
Am Programm steht Schuberts „Winterreise“ als Ballett. Wie waren die Proben?
Sie waren sehr gut. In diesem Fall ist es eine sehr spezielle Produktion, weil ich als Sänger nur von einem Pianisten begleitet werde. Das ist viel intimer und näher an der Musik, als man es zum Beispiel mit einem Orchester ist. Der Orchestergraben wird erhöht, auf der Bühne tanzt das Ballett, das sehe ich meistens nicht, weiß aber, wie die Choreografie aussieht. Zur „Winterreise“ habe ich eine besondere Verbindung, es ist einfach unbeschreiblich, wie tief man darin eintauchen kann. Danach steht noch eine zweite Produktion an der Scala an, ich singe den Harlekin in der Neuproduktion von „Ariadne auf Naxos“, dirigiert von Franz Welser-Möst.
Sie singen oft Opern, aber auch Liederabende und Konzerte. Haben Sie Vorzüge? Und wohin wollen Sie sich weiterentwickeln?
Ich bin gerade an einem Punkt, wo ich mir dieselbe Frage stelle. Ich habe aber das Gefühl, im Bereich Lied gerade so weit verwurzelt zu sein wie noch nie. Hier habe ich nicht nur stimmlich, sondern auch vom Ausdruck her zurzeit große Möglichkeiten. Das hängt auch mit Alter und Reife zusammen. Hier gibt es noch viel Spielraum, um mich weiterzuentwickeln. Das wichtigste ist aber trotzdem die Abwechslung.
Ist das der Höhepunkt Ihrer Karriere?
Ich kann sagen, dass es immer kontinuierlich nach oben gegangen ist. Es hat sich schön aufgebaut. Etwa mein Debüt an der Wiener Staatsoper 2017 - das war auch eines dieser Dinge, die ich immer als Ziel vor Augen hatte. Zu meinem Debüt ist sogar ein Fan-Bus aus Aflenz gekommen und hat mich unterstützt.
Sie sind in der Obersteiermark aufgewachsen. Was haben Sie mitgenommen, was Ihnen heute zugutekommt?
Ich weiß nur, dass ich eine schöne Kindheit hatte. Die Musik war eine Befreiung, das war immer meines. Ich war immer sehr heimatverbunden; auch Graz mag ich sehr gerne. Woran ich mich sehr genau erinnern kann, ist eine Vorstellung von „Le nozze di Figaro“ an der Grazer Oper. Damals war mir nicht sicher, ob ich professionell Musik machen möchte. Nachdem ich das gesehen habe, habe ich den Schritt zur Ausbildung zum Opernsänger gewagt.
Wann steht der nächste Steiermark-Termin an?
Am 18. Mai singe ich in Händels „Messias“ bei den Kulturspitzen in Aflenz. Ich freue mich schon sehr!
Interview: Hannah Michaeler
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