Aufruf zur Scheinehe?
Mittelmeer-NGO wirbt für Heirat mit Migranten
Die Seenotretter der deutschen Hilfsorganisation Mission Lifeline holen fast täglich Menschen aus dem Wasser, die von rücksichtslosen Schleppern in kaum seetauglichen Booten über das Mittelmeer geschickt werden. Doch in ihrer Rolle sind die Helfer keinesfalls unumstritten. Immer wieder steht der Vorwurf im Raum, die NGOs würden mit ihren Hilfseinsätzen die Flüchtlinge dazu verleiten, erst recht in See zu stechen, um nach Europa zu gelangen. Jetzt sorgt Mission Lifeline mit einem Tweet für Aufsehen, in dem die Organisation dafür wirbt, Ehen mit Migranten einzugehen, damit diese ein Bleiberecht erhalten.
Fast täglich brechen Migranten von der Küste Afrikas auf, um über das Mittelmeer nach Europa zu gelangen - eine Seereise mit nicht selten tödlichem Ausgang. Mission Lifeline betreibt das Rettungsschiff Lifeline, eines jener Schiffe, die Migranten in Seenot aus dem Meer retten. Was danach kommt, wird allerdings oft zum Politikum. So saß die Lifeline im Sommer 2018 tagelang auf See fest, an Bord 224 Migranten, weil weder Italien, noch Malta dem Schiff das Anlegen in einem ihrer Häfen gestatteten. Kapitän Claus-Peter Reisch (57) steht derzeit in Malta wegen angeblich falscher Registrierung eines Schiffes vor Gericht.
Tweet wirbt für Ehen mit Migranten
Doch nun sorgen die Retter für Aufregung. Auf Twitter wirbt die NGO recht unverhohlen für die Eheschließung mit Migranten - nicht zuletzt, um diesen ein Bleiberecht zu verschaffen: „Ihr seid noch nicht verheiratet? Vielleicht verliebt Ihr Euch zufällig in einen Menschen, der*die hier noch kein Bleiberecht hat. Könnte passieren, oder? Bleibt offen!“ Die Reaktionen bleiben naturgemäß nicht aus, einige User warnen vor illegalen Scheinehen.
„An Dummheit kaum zu überbieten“
„Solche Postings lassen vermuten, dass es eben doch Teil einer größeren Agenda ist“, schreibt ein Twitter-Nutzer in Anspielung auf die Vorwürfe einer regelrechten „Asylindustrie“, die gerne von Politikern des rechtsgerichteten Lagers auf den Tisch gebracht werden.
Die Hilfsorganistionen verwehren sich gegen solche Vorwürfe. Derartige Tweets lassen die Retter allerdings ungewollt ins Fahrwasser der Unseriösität abdriften. Eine Userin bringt es auf den Punkt: „Ich unterstütze eure Arbeit von ganzem Herzen! Dieser Tweet jedoch ist an Dummheit kaum zu überbieten.“
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