Masern-Epidemie an Grazer Klinik! Ein 15-Jähriger, der vor zwei Wochen mit Masern in die Grazer Kinderklinik kam, hat nach bisherigem Wissensstand zwölf Kinder angesteckt. Darunter ist auch ein fünf Monate altes Baby, dem es laut Klinikvorstand Ernst Eber aber „sehr gut“ gehe. Die Gefahr, dass es in den nächsten Tagen zu weiteren Ansteckungen kommt, ist groß!
Alle zwölf Kinder, die erkrankt sind, seien an 11. Jänner in der Klinik gewesen, an dem der 15 Jährige - ohne zu wissen, dass er Masern hat - die Ambulanz aufgesucht und dort drei Stunden verbracht hatte. Eber: „Das Baby war erst zwei Stunden nach dem Buben dort, es gab keinen direkten Kontakt.“
Jeder, der sich mit ihm in dieser Zeit sowie rund zwei Stunden danach im Wartebereich aufgehalten hat, gilt als Kontaktperson und hat im Falle einer nicht vorhergegangenen Impfung ein hohes Risiko sich angesteckt zu haben. Da viele Eltern mit ihren noch kleinen Kindern und teilweise auch mit Säuglingen dort waren, die noch nicht geimpft werden dürfen, kam es zu Ansteckungen. Unter ihnen sind etwa drei erst vier Monte alte Babys, so Fachbereichsleiterin Marianne Wassermann-Neuhold.
Weitere Fälle erwartet
Da die Inkubationszeit 21 Tage beträgt, werden im Laufe der Woche noch weitere Masern-Fälle erwartet. Erst am Montag waren sechs dazugekommen, wodurch es am Dienstag rund ein Dutzend waren. Noch nicht eingerechnet sind jene Fälle, die möglicherweise durch die Mitnahme des Virus in Kinderarztpraxen übertragen wurden. Das könne passiert sein, da Eltern zunächst ja nichts von der Ansteckung ihrer Kleinen wussten. Tatsächlich seien manche mit ihren offenbar bereits infizierten Kindern in anderen Ordinationen gewesen, sagte die Wassermann-Neuhold.
Da bei Säuglingen keine Impfungen vorgenommen werden können, müssen nun eine Reihe von Babys vorsorglich mit Immunglobuline - der sogenannte passiven Impfung - in der Kinderklinik behandelt werden. Wie viele deswegen stationär aufgenommen wurden, konnte am Dienstag seitens des LKH nicht genau beziffert werden, da man auch wegen der anlaufenden Grippewelle und Krankenständen alle Hände voll zu tun habe.
Im Verdachtsfall nicht sofort zum Arzt
Wassermann-Neuhold appellierte an Eltern, sich selbst und auch ihre Kinder impfen zu lassen - gerade weil damit Ansteckungen bei Säuglingen vermieden werden können. Sollte es zu einem Masern-Verdacht kommen, sollen Patienten keinesfalls volle Ambulanzen und Ordinationen aufsuchen, sondern vorher anrufen und sich erkundigen.
Impfung „gut verträglich“
Masern sind eine weltweit verbreitete Infektionskrankheit, die durch das Masern-Virus übertragen wird. Es handelt sich hierbei um eine der ansteckendsten Erkrankungen überhaupt: Praktisch jeder nicht-immune Mensch, der Kontakt mit einem Masern-Kranken hat, steckt sich mit dem Erreger an. Babys sind besonders gefährdet, weil sie erst ab dem neunten Monat geimpft werden können. Auch Klinikvorstand Ernst Eberwill den Eltern die Angst vor der MMR-Impfung (steht für Mumps Masern Röteln) nehmen, sie sei „gut verträglich“. Die Durchimpfungsrate, die idealerweise bei 95 Prozent liegen sollte, liegt in der Steiermark nämlich nur bei 89 Prozent.
Weitere Infektion in Tirol
Auch in Tirol wurde am Dienstag bei einer Frau aus dem Bezirk Kufstein ein Fall von Masern diagnostiziert. „Die Patientin befindet sich am Bezirkskrankenhaus Kufstein unter Quarantäne in ärztlicher Betreuung“, sagte Bezirkshauptmann Christoph Platzgummer. Im Raum Wörgl wird zudem eine zweite, davon unabhängige Masernerkrankung eines Mannes vermutet. Ob es gar einen zusammenhang mit der Epidemie in Graz gibt, ist noch unklar.
krone.at/Ernst Grabenwarter, Kronen Zeitung
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