Was war das für ein Slalom-Spektakel am Dienstagabend beim „Nightrace“ in Schladming. Und was war das für eine Machtdemonstration von Marcel Hirscher! Rund 45.000 Fans peitschten den Salzburger Ski-Star zu seinem 68. Weltcup-Sieg. Unfassbare 1,21 Sekunden Vorsprung fuhr Hirscher mit zwei Traumläufen auf den Zweitplatzierten Alexis Pinturault (FRA) heraus. Platz drei ging an den Schweizer Daniel Yule. Der dreifache Schladming-Sieger Henrik Kristoffersen fädelte im zweiten Lauf ein, Manuel Feller und Kitz-Sieger Clement Noel schon im ersten. Hirscher ist bereit für die WM in Aare!
„Trinkt‘s eins mit für mich“
„Danke, Schladming“, sagte Hirscher im Zielraum-Interview und forderte die über 45.000 Zuschauer auf: „Trinkt‘s eins mit für mich!“ Im Interview mit dem ORF-Fernsehen sprach er davon, wieder ein sicheres Gefühl und Wohlbefinden mit seinem Material gefunden zu haben. „Es geht nicht einmal um einen Zentimeter, aber für mich macht es die Welt aus, es ändert recht viel. Ich bin froh diesen Zentimeter gefunden zu haben.“ Zweitbester Österreicher wurde vor wie immer zahlreichen VIP-Gästen Marco Schwarz als Fünfter, Marc Digruber belegte den siebenten Platz. Christian Hirschbühl wurde wie am Samstag in Kitzbühel Zehnter, Michael Matt verbesserte sich im zweiten Durchgang auf den 13. Platz. Johannes Strolz machte als 20. Weltcup-Punkte, Manuel Feller schied mit Startnummer eins bereits im ersten Durchgang aus.
Anfängerfehler
„Ich habe neue Schuhe angezogen, die ich gestern das erste Mal gefahren bin. Das war eine sehr gute Entscheidung, der zweite hat sehr gut gepasst“, zeigte sich Schwarz zufrieden. „Klassisch verbremst“, haderte hingegen Hirschbühl nach vielversprechenden Zwischenzeiten. Im unteren Teil des Kurses auf der Planai habe er „schon wieder eine Sekunde“ verloren. „Das soll nicht vorkommen, das sind Anfängerfehler.“ Matt berichtete von Grip-Problemen, sein zweiter Lauf sei „nicht einmal“ Schadensbegrenzung gewesen.
Zehnter Erfolg
Für Hirscher war es der 68. Weltcup-Sieg und der zehnte in diesem Winter. Mehr schaffte er nur in der vergangenen Saison 2017/18. Da erreichte er am Schluss 13, und das könnte sich in diesem Jahr neuerlich ausgehen. Die nächste Siegchance bietet sich am Sonntag mit dem Riesentorlauf von Garmisch-Partenkirchen, den Hirscher bereits drei Mal gewonnen hat.
Traumläufe
Der Weltcup-Spitzenreiter legte mit Startnummer sechs einen entfesselten ersten Lauf hin. Dabei schaute auch ihm auch Bundespräsident Alexander Van der Bellen auf die Füße. 0,99 Sekunden trennten Hirscher von Yule, Pinturault lag genau eine Sekunde hinter dem Annaberger. „Es war eine Freude, dass ich wieder richtig attackieren können habe“, meinte Hirscher nachher. Zuletzt hatte der 29-Jährige dreimal im ersten Abschnitt einen mehr oder weniger großen Rückstand aufgerissen.
Noel fädelt ein
Direkt vor ihm hatte Noel, der Sieger der Klassiker in Wengen und Kitzbühel, nach sechs Fahrsekunden eingefädelt. „Mein Ski hat ein bisschen zu früh gegriffen, der Schnee war wirklich ein bisschen speziell aggressiv“, erklärte der 21-jährige Franzose, der sich danach für eine halbe Stunde in den für die Teams reservierten Räumlichkeiten verkroch. „Ich bin natürlich enttäuscht, aber das wird vorbeigehen. Ich bin meistens nicht lange enttäuscht. Wenn man anfängt, mehrere gute Rennen zu fahren, dann tut ein Rennen mit null Punkten weh, besonders in Schladming.“
Zweitbester Österreicher zur Halbzeit war Hirschbühl auf Platz sieben, Digruber und Schwarz lauerten dahinter auf den Rängen zehn und elf. Matt kam im ersten Durchgang überhaupt nicht auf Zug und wurde auf Platz 20 zurückgereicht. Sein Rückstand auf Hirscher: 2,66 Sekunden. Im zweiten ließ Hirscher nicht locker und legte noch eine Laufbestzeit nach. „Ich muss Marcel wirklich gratulieren. Es war ein unglaublicher erster Lauf“, betonte der geschlagene Pinturault.
Feller frustriert
Feller, der am Sonntag in Kitzbühel wegen eines Einfädlers disqualifiziert worden war, flog im oberen Abschnitt von der Piste, nachdem er stark in Rücklage geraten war. „Übertrieben war es nicht. Ich habe einfach ein Tor zu früh auslassen und wollte da schon Tempo machen wieder zum langen Zug hin, das ist sich einfach nicht ausgegangen“, stellte der Tiroler klar. „Schade, dass das genau bei den zwei coolsten Rennen im Jahr passiert“, ergänzte Feller. „Ich weiß nicht, was es jetzt braucht, um den Jänner zu vergessen.“
Ergebnisse vom Nightrace in Schladming:
Weltcup-Gesamtwertung nach 27 Rennen:
1. Marcel Hirscher (AUT) 1216
2. Alexis Pinturault (FRA) 732
3. Henrik Kristoffersen (NOR) 671
4. Dominik Paris (ITA) 550
5. Vincent Kriechmayr (AUT) 515
6. Beat Feuz (SUI) 513
7. Aleksander Aamodt Kilde (NOR) 505
8. Marco Schwarz (AUT) 500
9. Mauro Caviezel (SUI) 440
10. Aksel Lund Svindal (NOR) 419
Weiter:
11. Max Franz (AUT) 408
18. Matthias Mayer (AUT) 350
19. Manuel Feller (AUT) 316
21. Michael Matt (AUT) 273
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