Familie im Unklaren

Neue Details zum Tod von Horst Skoff sickern durch

Kärnten
17.02.2010 12:54
Eineinhalb Jahre danach herrscht vielfach noch immer Ungewissheit über den Tod von Kärntens Tennisstar Horst Skoff. Laut offizieller Version sei er eines natürlichen Todes gestorben, Fremdverschulden habe es nicht gegeben. Die Familie will das aber nicht so recht glauben. Neue Details sickern durch.

Ein dicker Spalt in seiner Stirn, die Augenpartie brutal verschwollen, die Lippen zerschlagen, der Körper dunkelblau, zerschunden und zermartert.

Den letzten Blick, den Bernhard Boschitz vor eineinhalb Jahren auf Halbbruder Horst Skoff werfen durfte, wird er nie wieder vergessen können. "Und unsere Familie wird die offizielle Variante keinesfalls glauben. – Herzversagen? Horst ist unter Garantie keines natürlichen Todes gestorben", ist Boschitz überzeugt.

Er will keine Skandale anheizen. Er will nicht für neue Wunden sorgen. Er möchte nur eines: Klarheit. "Vielleicht kann dann zumindest irgendwer aus unserer Familie abschließen und Horst auch seelisch zur Ruhe kommen lassen!"

Wer hat Horst Skoff gefunden?
Beim Gespräch mit der "Krone" wird deutlich, dass kaum ein Kriminalroman mehr Fragen aufwerfen kann, als das Ableben von Kärntens bestem Tennisspieler, dem Ausnahme-Typen Horst Skoff. Fakten kommen ans Licht, die der Öffentlichkeit niemals bekannt geworden sind. Bis heute konnte (oder wollte) die deutsche Polizei nicht aufklären, wer Horsts geschundenen Körper in Hamburg gefunden hatte. Der anonyme Anrufer wurde niemals ausgeforscht.

Die Gerüchte – wonach Horst bei einer Domina in einem Abbruch-Haus gewesen sein soll –  scheinen frei erfunden. Würde eine Domina einen Menschen derart verunstalten, ja fast zu Tode foltern? Neigungen in diese Richtung waren nie bekannt.

Der Fundort, der seinen Angehörigen in München gezeigt wurde, scheint völlig unglaubwürdig. Der Hausmeister hatte Boschitz und seine Frau kurz nach Horsts Ableben in das niemals versiegelte, verlassene Fitness-Center gelassen: "Alles war mit einem hellblauen Spannteppich ausgelegt, nirgends waren auch nur die geringsten Blutspuren zu sehen gewesen. Und mein Bruder musste richtig viel Blut verloren haben!"

"Ich hätte ihn so gerne noch gespürt"
Das Krankenhaus hatte die Familie erst Samstagmittag verständigt, aber bereits Donnerstag war Skoff  – lebend! – eingeliefert worden. "Ich hätte ihn so gerne noch gespürt, hätte die besten Ärzte der Welt kommen lassen, um ihn vielleicht doch noch zu retten", ist Boschitz nach wie vor verzweifelt. Aber kurz bevor er an diesem Samstag, dem 7. Juni 2008, in das Flugzeug nach Deutschland klettern konnte, bekam er die Todesnachricht.

"Man hat sich keine Mühe gemacht"
Die deutsche Polizei wollte Horsts Familie aus Hamburg die ganze Zeit über so schnell wie möglich los werden. "Jeder zweite Satz an uns war: Steigen Sie in einen Flieger retour, Sie können hier nichts bewirken. – Man hat uns auch keinerlei Informationen gegeben. Und der eigentliche Skandal: Man hat sich überhaupt keine Mühe gemacht! Horsts Tasche hatten sie nie untersucht. Wir bekamen diese im Krankenhaus von einem Pfleger. Die Polizei hatte gar keine Ahnung, dass er eine Tasche bei sich hatte", erinnert sich Boschitz.

Teile seiner Kleidung waren darin penibel zusammengelegt. Alle Kreditkarten waren noch da, auch alle Ausweise. Nur das Bargeld (Horst hatte immer sehr viel dabei) war weg.

Als Boschitz und seine Frau dann wirklich die Heimreise angetreten hatten, wurde eiligst – nur zwei (!) Stunden nach Abflug – in einer Pressekonferenz verlautbart, dass Skoff eines natürlichen Todes gestorben sei, die Ermittlungen damit zu Ende wären.

"Der Zorn und die Trauer suchen uns nach wie vor ständig heim. Viele Privatdetektive, die angeblich Infos haben, hatten sich uns daraufhin angeboten, aber die waren alle nur auf unser Geld aus", so Boschitz.

Warum Skoff nach Hamburg gereist ist, wurde erst jetzt so richtig klar: Früher hatte er dort in der deutschen Bundesliga Tennis gespielt. Bekannte aus alten Zeiten wollte er für sein großes Projekt in Klagenfurt-Welzenegg gewinnen. Dort plante er seine Tennis-Akademie im großen Stil – mit Centercourt, Tribünen, perfekter Infrastruktur.

Horsts Bio-Landwirtschaft in Kühnsdorf wurde verpachtet. Jeden Tag besucht die 78-jährige Mutter im Heimatort die Grabstätte auf dem Friedhof.

"Wollen Sie wissen, wer ihn umgebracht hat?" 
Und genau dort kam es vor einiger Zeit zu einer mysteriösen Begegnung. Am Grab wurde sie von zwei großen Männern, die hörbar nicht aus der Österreich stammten, angesprochen: "Sind Sie die Mutter von Horst Skoff? Wollen Sie wissen, wer ihn umgebracht hat?" Die Antwort blieben sie ihr dann jedoch schuldig und ließen die Frau unter Tränen  zurück. Und mit dem Todes-Rätsel, das so sehr schmerzt. 

Die Mutter hatte am Todestag sehnsüchtig auf Horstis Rückkehr gewartet, ihm sein Lieblingsessen vorbereitet, doch er sollte nie wieder kommen.

Seine Familie und seine vielen Fans werden ihn immer im Herzen tragen. Auf Kärntens Tennisplätzen wird er bei jedem Ballwechsel zu spüren bleiben. Nur die Politik hat nach den medienwirksamen Fotos voll Trauer an seinem Grab nur wenige Tage danach auch gleich die Tennis-Akademie mitbegraben. Nicht eine kleine Gasse, keinen Park hat man nach dem ehemaligen Weltklasse-Athleten benannt. Das schmerzt!

Aber nichts tut so weh wie die Ungewissheit. Nicht immer kann die Zeit die Tränen trocknen.

von Max Mahdalik, "Kärntner Krone"

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