Stanglalm & Pretul II

Neue steirische Windparks werden wohl gebaut

Steiermark
30.01.2019 20:41
Erstaunlich wenig Interesse zeigte die betroffene Bevölkerung an den Schlussverhandlungen zu den geplanten neuen Windparks Stanglalm und Pretul II im Mürztal. Nach den öffentlichen Debatten am Dienstag und Mittwoch in Krieglach dürfen sich beide Betreiber Hoffnungen auf eine Genehmigung des Landes machen.

Wie berichtet, muss die Windpark Stanglalm GmbH ihr Projekt noch überarbeiten, da es am Dienstag ein umweltmedizinisches Nein gab: Beim nahegelegenen Berggasthof Stanglalm wäre die Lärmbelastung durch neun neue Windräder (neun stehen bereits seit 2013 im Windpark Hochpürschtling) zu hoch. Nachdem Betreiber-Familie Hainzl das Haus jedoch übernommen hat, soll es künftig nur noch als Gastwirtschaft betrieben werden, aber nicht mehr dauerhaft bewohnt sein. Damit dürfte diese Hürde noch fallen.

(Bild: Windpark Stanglalm GmbH)

Landschaftsschutz ist keine Hürde mehr
Gar keine Hürde hingegen bedeutet offenbar das negative Landschaftsschutz-Gutachten – auch nicht im Fall des Windparks Pretul II. Und das, obwohl letzterer zur Hälfte (zwei von vier Windrädern) im Landschaftsschutzgebiet liegt.

Der Grund: 2017 änderte das Land Steiermark das Naturschutzgesetz. Seither können Windpark-Betreiber Landschaftsschäden durch Maßnahmen im „Naturhaushalt“ ausgleichen.

(Bild: Bundesforste)

„Umwelt-Ablasshandel“
Im Fall von Pretul II soll dieser „Umwelt-Ablasshandel“ wie folgt ausschauen: Die Bundesforste als Betreiber lockern die derzeit wie mit dem Zirkel gezogene Waldgrenze für ein natürlicheres Erscheinungsbild auf und ergreifen zudem Maßnahmen zum Wohle von Vögeln und Amphibien.

Das lassen die Gegner nicht gelten: „Maßnahmen für Vögel und Amphibien retten die Landschaft keineswegs“, hält Christian Schuhböck, Generalsekretär von Alliance for Nature, fest. Er hat beim Land die Ablehnung der Windparks beantragt und plädiert dafür, Windräder nur in Gegenden zu errichten, die ohnehin durch Autobahnen oder Hochspannungsleitungen verunstaltet sind. Projekte in intakten Landschaften seien „reine Geschäftemacherei“ der Länder, Gemeinden und Grundbesitzer, die sich wegen der Förderungen darum reißen würden.

Umweltanwältin Ute Pöllinger: „Seit 2017 dürfen Schäden an der Landschaft durch Umwelt-Maßnahmen ausgeglichen werden. Aber Windkraft in den Alpen ist und bleibt hässlich.“ (Bild: Jakob Traby)
Umweltanwältin Ute Pöllinger: „Seit 2017 dürfen Schäden an der Landschaft durch Umwelt-Maßnahmen ausgeglichen werden. Aber Windkraft in den Alpen ist und bleibt hässlich.“

Windpark Steinriegel vertreibt Wanderer
Auch zu den touristischen Folgen der Windkraft kam bei der Verhandlung am Mittwoch ein spannender Zwischenruf. Josef Lehofer, langjähriger Hüttenwirt am Hauereck, erzählte, dass seit der Errichtung des Windparks Steinriegel die Zahl der Wanderer um die Hälfte gesunken sei: „Die Leute finden bei uns keine Ruhe und Erholung mehr.“

Die Schutzhütte am Hauereck liegt derzeit im Winterschlaf. Josef Lehofer übergab den Betrieb bereits an Tochter Barbara, die derzeit neue Pächter sucht. Das könnte aber schwierig werden, weil die Auslastung durch den nahen Windpark Steinriegel zurückgegangen ist. (Bild: Lehofer/zVg)
Die Schutzhütte am Hauereck liegt derzeit im Winterschlaf. Josef Lehofer übergab den Betrieb bereits an Tochter Barbara, die derzeit neue Pächter sucht. Das könnte aber schwierig werden, weil die Auslastung durch den nahen Windpark Steinriegel zurückgegangen ist.
Porträt von Matthias Wagner
Matthias Wagner
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