Das Thema Masern wird die Steiermark noch länger beschäftigen: Es gibt mittlerweile 14 gemeldete Fälle, am LKH Graz wurden bereits 50 Babys vorsorglich gegen die Krankheit behandelt, Dutzende Schüler müssen zuhause bleiben. Die Experten erwarten sich weitere Erkrankte. Der Ruf nach einer Impfpflicht wird lauter.
Auslöser war ein 15-Jähriger, der am 11. Jänner mit Masern die Ambulanz der Kinderklinik besuchte. Seitdem versuchen die Ärzte, die Verbreitung in den Griff zu bekommen.
„Wir rechnen mit weiteren Erkrankungen“
Laut Marianne Wassermann-Neuhold von der Landessanitätsdirektion gibt es aktuell 14 gemeldete Fälle von Masern, zwölf sind bestätigt (darunter sind drei Babys). „Wir rechnen mit weiteren Erkrankungen.“ Masern sind hoch ansteckend, die Zahl jener, die mit den Erkrankten in Kontakt gekommen sind, geht bereits in die Hunderte. Diese Personen auszuforschen ist schwierig.
Besonders heikel: Ein mit Masern infiziertes Kind kam in einer Kinderarztpraxis im Raum Hartberg mit 22 weiteren Säuglingen in Kontakt.
27 Säuglinge konntendas Spital verlassen
„Bislang wurden an der Grazer Kinderklinik 50 Babys präventiv behandelt und passiv immunisiert“, erklärten Ernst Eber, Chef der Kinderklinik, sowie Facharzt Werner Zenz. Am Mittwoch konnten 27 Kleinkinder entlassen werden, fünf neue wurden aufgenommen.
Ein erkranktes Kind geht in die Volksschule Anger. Dort dürfen daher auf Anordnung der Bezirkshauptmannschaft 26 nicht-geimpfte Kinder drei Wochen (so lange ist die Inkubationszeit) nicht am Unterricht teilnehmen. Eine solche Maßnahme gab es auch schon an der Grazer Waldorfschule.
Ärztekammer will Volksbefragung
Angesichts der aktuellen Entwicklung flammt auch die Debatte über eine Impfpflicht auf. Ärztekammer-Präsident Herwig Lindner möchte eine Volksbefragung zur Impfpflicht bzw. zur Bindung des Kinderbetreuungsgeldes an das Impfen prüfen. Auch Zenz meint, er könne sich vorstellen, dass Unterstützungsleistungen gekürzt werden, wenn Kinder nicht geimpft sind.
Der steirische Apothekerkammerpräsident Gerhard Kobinger findet, das Zwang immer das „letzte Mittel“ sein müsse, plädiert aber für „Impfmotivation“. Er weist daraufhin, dass man sich in jedem Alter mit dem Impfschutz versehen lassen kann - und diese Maßnahme sogar gratis sei. Bei ausgewiesenen Ärzten könne man sich einen Gutschein holen.
„Säuglinge sind schutzlos ausgeliefert“
Kobinger: „Es geht ja vor allem auch um Säuglinge, die aufgrund ihres Alters noch nicht geimpft werden konnten und die dem Ganzen schutzlos ausgeliefert sind.“ Um diesen „Herdenschutz“ zu erreichen, ist eine Durchimpfungsrate von 95 Prozent notwendig - davon ist die Steiermark weit entfernt.
Es sind übrigens nicht immer überzeugte Impfgegner, die auf die Spritze verzichten. „Manchmal wird es auch schlicht vergessen, weil das eine etwas spätere Impfung für ein Kind ist“, sagt der Apothekerchef.
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