Schwarzer vs. Ski-Idol

Feministin attackiert Moser-Pröll: „Sie lügen!“

Österreich
04.02.2019 13:01

Die deutsche Journalistin, Publizistin und Gründerin sowie Herausgeberin der Frauenzeitschrift „Emma“, Alice Schwarzer, schießt scharf gegen Österreichs Skilegende Annemarie Moser-Pröll. „Ich weiß, dass Sie lügen - und das sehr schlecht!“, wendet sich Schwarzer in einem offenen Brief an die Salzburgerin. Hintergrund der Attacken sind angebliche Briefe, die Moser-Pröll laut eigener Aussage 1971 als aktive Rennläuferin von Schwarzer erhalten haben soll. „Ich kannte Sie damals überhaupt nicht“, entgegnet Schwarzer. Moser-Pröll hatte zuletzt für mediales Aufsehen gesorgt, indem sie mutmaßliche Missbrauchsfälle im Österreichischen Skiverband (ÖSV) dementierte. Ihre Haltung wird von Schwarzer in dem offenen Brief ebenfalls kritisiert.

Stein des Anstoßes für Schwarzers Brief an das österreichische Ski-Idol war ein Interview der Salzburgerin am vergangenen Freitag in der „Tiroler Tageszeitung“. Darin sagt Moser-Pröll, dass sie im Jahr 1971, „als ich an die Weltspitze fuhr“, Briefe von der deutschen Feministin erhalten habe. Schwarzer soll Prominente schriftlich gebeten haben, sie in Sachen Gleichberechtigung zu unterstützen. „Ich machte nicht mit, weil ich nie das Gefühl hatte, dass ich irgendwo benachteiligt wurde“, so Moser-Pröll in dem Interview. 

(Bild: APA/Herbert Pfarrhofer)

Schwarzer: „Ich kannte Sie nicht“
Diese Behauptungen weist Schwarzer nun deutlich zurück: „Ich war 1971 ganze 28 Jahre alt, lebte in Paris und hatte gerade erst gelernt, dass man Feminismus mit F schreibt“, so Schwarzer in dem offenen Brief, den sie auf ihrer Website veröffentlichte. Außerdem hätte sie Moser-Pröll damals noch gar nicht gekannt, da sie sich gar nicht für den Skisport interessiere. Außerdem sei es nicht ihre Art, Prominenten zu schreiben, damit sie ihre Sache unterstützen. Das erste und bisher einzige Mal sei sie Moser-Pröll in den 80er-Jahren in einer TV-Show von Moderator Blacky Fuchsberger begegnet. „Und da musste ich mir vor Beginn der Sendung noch rasch erklären lassen, wer denn die Dame sei, mit der ich da auf der Bühne sitzen sollte. Ich kannte Sie einfach nicht“, so Schwarzer. 

Schwarzer: „Wer einmal lügt ...“
„Liebe Annemarie Moser-Pröll, Sie kennen sicherlich die Volksweisheit: Wer einmal lügt … Ja, wer einmal lügt“, schreibt Schwarzer am Schluss ihres offenen Briefs und nimmt dies offensichtlich zum Anlass, Moser-Prölls Aussagen rund um die angeblichen Missbrauchsvorfälle im ÖSV auf deren Wahrheitsgehalt zu hinterfragen. Bekanntlich wurde dem einstigen Trainer Charly Kahr und dem verstorbenen Rennfahrer Toni Sailer vorgeworfen, in den 70er-Jahren mehrere junge Frauen im ÖSV sexuell missbraucht zu haben.

Charly Kahr mit Annemarie Moser-Pröll in Wagrain bei Salzburg (Bild: Andreas Tröster)
Charly Kahr mit Annemarie Moser-Pröll in Wagrain bei Salzburg

Ins Rollen hatte den Fall im November 2017 die Ex-Skirennläuferin Nicola Werdenigg gebracht. Moser-Pröll dementierte mehrmals, dass es solche Fälle gegeben hätte. „Ich habe einen Gerechtigkeitssinn und mag nicht, wenn man Leute anpatzt. Unsere Helden sollen auch unsere Helden bleiben“, betonte die Salzburgerin nun in dem Interview und bezeichnet die Missbrauchsvorwürfe als „üble Nachrede“.

Moser-Pröll: „Schön langsam tun mir die Männer leid“
Auch an der aktuellen #metoo-Debatte lässt Moser-Pröll kein gutes Haar: „Schön langsam tun mir die Männer leid.“ Auch diese Aussagen stoßen bei Schwarzer auf wenig Gegenliebe: „Ja, gewiss, es ist schwer, von Helden Abschied zu nehmen. Aber es ist offensichtlich noch schwerer, die Wahrheit zu sagen. Oder haben Sie ein so schlechtes Gedächtnis bzw. eine so blühende Fantasie?“, so die Feministin, die Moser-Pröll nicht abkauft, von all den Missbrauchsvorfällen nichts gewusst oder bemerkt zu haben. 

Toni Sailer und Annemarie Moser-Pröll (Bild: Otto Wiesinger)
Toni Sailer und Annemarie Moser-Pröll

Schwarzer habe laut eigener Aussage seit Jahrzehnten mit Projektionen, Unterstellungen und Diffamationen zu tun. Sie wisse, dass in keinem Bereich so viel gelogen wird wie in dem Bereich der Sexualgewalt. „Aber ich käme gar nicht mehr zum Leben, wollte ich all das immer richtigstellen. Doch diesmal muss es sein. Sie lügen einfach zu dreist.“

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