Personalnot

Nirgendwo fehlt so viel Polizei wie in Salzburg

Salzburg
05.02.2019 07:53
Von allen Bundesländern hat Salzburg prozentuell den größten Fehlbestand: Um 14,2 % zu wenig Beamte weist die Polizei-Statistik aus. Seit Jahren geht die Zahl jener Beamten, die für den Streifendienst auch tatsächlich zur Verfügung stehen, zurück: 399 Polizisten sind es in der Stadt Salzburg, 2005 waren es noch 593.

Erinnern sie sich noch? Früher gab es die Exekutive in Orten wie Kuchl, Henndorf, Obertauern oder Großarl. Vor gerade einmal viereinhalb Jahren sperrte eine VP-Innenministerin reihenweise Polizei-Inspektionen zu. Henndorf, Maria Alm, Mariapfarr, Mühlbach am Hochkönig und Rauris wurden im Juli 2014 komplett dicht gemacht. In Adnet, Großarl, Thalgau und Obertauern blieben nur noch die Büros, wo fallweise ein Polizist vorbeischaut.

(Bild: Polizeinews)

FSG-Personalvertreter Walter Deisenberger: „Besonders im Ennspongau oder im Großarltal kann es passieren, dass entlegenere Gebiete nachts nicht angefahren werden können, wenn am zuständigen Posten in St. Johann kein Personal vorhanden ist.“

1.653 Polizisten geben die Polizeidirektion und der Innenminister mit Jahresende 2018 im aktiven Dienst an. Viele von ihnen sind aber gar nicht greifbar, weil sie woanders dienstzugeteilt sind, zu Sondereinheiten wie Frontex, Flugabschieber oder Schengenfahndung.

Statt 1.653 Polizisten hat das Land nur 1.153

Tatsächlich fehlen etwa 220 Beamte, weitere 250, oben mitgerechnete Polizisten sind Polizeischüler. Schwangerschaften von Polizistinnen, Karenzzeiten, Dauerkrankenstände verringern die Zahl der Aktiven weiter. Nicht zu vergessen: Weil 90 Dienstführende fehlen, absolvieren gerade 32 Beamte in Linz ihren mehrmonatigen Kurs. Maximaler Polizeistand nach dieser Rechnung: 1.153 Polizistinnen und Polizisten.

Beamten oft am Limit und ohne Unterstützung

Die Warnung der Salzburger Bezirkskommandanten ist unüberhörbar: Weil es überhaupt keine Reserven gibt, müssten Beamte bei kritischen Einsätzen noch länger auf Unterstützung warten: So wie am Abend des 20. Oktober 2018, als eine Polizistin und ein Polizist zu einem Mord in Zell am See gerufen wurden. Im Stiegenhaus eines Wohnblocks fanden sie Irenes Leiche. Und sie wussten nicht, ob der Täter zu dieser Zeit noch im Haus war

In der Stadt Salzburg gab es 2018 einen Pilotversuch, bei dem man mehr Streifen auf die Straße bringen wollte. Die Polizeispitze hat diesen Versuch nicht goutiert. Die aktuellen Zahlen dazu: In Lehen gab es in der letzten Woche 60 Autoeinbrüche, alleine 21 davon am vergangenen Wochenende.

Mit ihren durchschnittlich 550 Überstunden pro Beamten im Jahr ersetzen diese Polizisten im Land 430 Kollegen. Ihre Schmerzgrenze ist längst erreicht.

Porträt von Wolfgang Weber
Wolfgang Weber
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