Neue US-Vorwürfe

Forderte Saudi-Kronprinz „Kugel“ für Khashoggi?

Ausland
08.02.2019 08:36

Neue US-Geheimdiensterkenntnisse im Mordfall Jamal Khashoggi stärken den Verdacht gegen den saudi-arabischen Kronprinzen Mohammed bin Salman. Demnach habe der Kronprinz einem Mitarbeiter rund ein Jahr vor der Ermordung des Journalisten gesagt, er würde gegebenenfalls „mit einer Kugel“ gegen Khashoggi vorgehen. Unklar sei aber, inwieweit das wörtlich gemeint gewesen sei.

Die „New York Times“ beruft sich in einem aktuellen Bericht auf ein von US-Geheimdiensten abgehörtes Gespräch zwischen dem mächtigen Thronfolger und einem Mitarbeiter im September 2017. Das aufgezeichnete Gespräch wurde demnach erst kürzlich schriftlich festgehalten. Mohammed bin Salman sagte demnach, der in Washington im Exil lebende Khashoggi müsse nach Saudi-Arabien gelockt oder mit Gewalt zurückgeholt werden. Wenn das nicht gelinge, würde er „mit einer Kugel“ gegen den regierungskritischen Journalisten vorgehen.

(Bild: Ruptly, AP, krone.at-Grafik)

CIA: Kronprinz schickte Nachrichten an Khashoggi-Killer
Rund 13 Monate nach diesem Gespräch wurde Khashoggi im Konsulat des Königreichs in Istanbul von einem extra angereisten 15-köpfigen Kommando ermordet. Wie aus Dokumenten des US-Geheimdienstes CIA weiters hervorgeht, soll der Kronprinz in den Stunden vor dem Foltermord am Journalisten mindestens elf Nachrichten an den mutmaßlichen Drahtzieher der Tat verschickt haben. Die saudi-arabische Führung bestreitet, die Ermordung des Journalisten angeordnet zu haben, und macht eigenmächtig handelnde Agenten verantwortlich.

Kronprinz Mohammed bin Salman (Bild: AFP)
Kronprinz Mohammed bin Salman

US-Kongress fordert Vorgehen Trumps gegen Khashoggi-Mörder 
Der „New York Times“-Bericht erschien just vor Ablauf einer Frist des US-Kongresses an die Regierung von Präsident Donald Trump im Fall Khashoggi. Der Auswärtige Ausschuss des Senats hatte der Regierung im Oktober 120 Tage Zeit gegeben, Verantwortliche für den Mord zu benennen und gegen diese vorzugehen. Die Frist läuft am Freitag aus.

Die US-Regierung hatte bereits im vergangenen November Sanktionen gegen Vertreter des Königreichs verhängt. Die saudi-arabische Führung aber blieb unbehelligt. Dagegen machte der Senat im Dezember in einer Resolution den mächtigen Kronprinzen „verantwortlich für den Mord“ an dem Regierungskritiker. Trump setzt weiter auf ein enges Bündnis mit dem Thronfolger.

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