Machtwort in Thailand

König verbietet Schwester Kandidatur bei Wahl

Ausland
09.02.2019 13:15

Es wäre eine Sensation in Thailand gewesen. Doch nach dem öffentlichen Rüffel ihres Bruders König Maha Vajiralongkorn (auch Rama X.) hat Prinzessin Ubolratana Rajakanya ihre Kandidatur für die Parlamentswahlen im März zurückgezogen.

Ubolratanas Kandidatur hatte den 66-jährigen Monarchen am Freitag zu einer höchst ungewöhnlichen öffentlichen Intervention veranlasst. Er tadelte die Kandidatur seiner 67-jährigen Schwester als „unangemessen und verfassungswidrig“. Ein hochrangiges Mitglied der königlichen Familie in die Politik zu bringen, sei „gegen die königlichen Traditionen und die Kultur der Nation“, hieß es in einer Erklärung. Die Monarchie stehe über der Politik.

König Rama X. ist nicht sehr erfreut über die Kandidatur seiner Schwester bei den Parlamentswahlen in Thailand. (Bild: AP)
König Rama X. ist nicht sehr erfreut über die Kandidatur seiner Schwester bei den Parlamentswahlen in Thailand.

Königliche Interventin in Innenpolitik ist die Ausnahme
Normalerweise äußert sich Thailands König nicht zu aktuellen politischen Fragen. Mit seiner Intervention setzte er den politischen Ambitionen seiner Schwester nach nur einem Tag ein Ende. Eine für Samstag vorgesehene Wahlkundgebung in der Hauptstadt Bangkok sagte ihre Partei ab.

Thailand ist seit 86 Jahren eine konstitutionelle Monarchie, seit dem Putsch im Mai 2014 eine Militärdiktatur. Für 24. März hat Ex-General und Regierungschef Prayut Chanocha (Spitzname: Onkel Tuu) erstmals seit 2011 wieder Parlamentswahlen angekündigt. Das südostasiatische Land hatte seit der Einführung der konstitutionellen Monarchie im Jahr 1932 keinen Regierungschef, der dem Königshaus entstammt.

Thailands Premierminister Prayut Chanocha (Bild: APA/AFP/ROYAL THAI GOVERNMENT)
Thailands Premierminister Prayut Chanocha

Die Partei des entmachteten Shinawatra-Clans
Kandidieren wollte sie für die Partei Thai Raksa Chart, die der einflussreichen Politikerfamilie des im Exil lebenden ehemaligen Regierungschefs und Milliardärs Thaksin Shinawatra nahesteht. Dessen Schwester Yingluck Shinawatra war ebenfalls Ministerpräsidentin, bevor sie im Mai 2014 vom Militär gestürzt wurde. Yingluck wurde wegen Korruption angeklagt und zu fünf Jahren verurteilt. Aber noch vor der Urteilsverkündung im Jahr 2017 hatte sie sich ins Ausland abgesetzt.

Die ehemalige Premierministerin Yingluck Shinawatra wurde 2017 wegen Korruption zu fünf Jahren Haft verurteilt. Sie hatte sich aber vorher ins Ausland abgesetzt, wo sie sich nach wie vor aufhält. (Bild: AFP)
Die ehemalige Premierministerin Yingluck Shinawatra wurde 2017 wegen Korruption zu fünf Jahren Haft verurteilt. Sie hatte sich aber vorher ins Ausland abgesetzt, wo sie sich nach wie vor aufhält.

Die ältere Schwester des heutigen Königs hatte vor Jahrzehnten einen US-Bürger geheiratet und auf ihre königlichen Titel verzichtet. Nach ihrer Scheidung kehrte sie in ihre Heimat zurück. Die schillernde Prinzessin ist in Filmen aufgetreten, singt, ist in den sozialen Netzwerken aktiv und Modeliebhaberin. Für das Königshaus und die Ultramonarchisten ist Thai Raksa Chart so etwas wie das rote Tuch. Bei einer Kandidatur für diese Partei wäre die Prinzessin gegen den Chef der Militärjunta angetreten, einem Verteidiger der Monarchie. Der Rückzieher von Prinzessin Ubolratana könnte nach Einschätzung Bangkoker Analysten die Wahlchancen der Junta verbessern.

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