„Das ist Bürgerkrieg“
„Gelbwesten“ bekämpfen sich nun schon gegenseitig
Die „Gelbwesten“ kämpfen seit dem Beginn ihrer Protestwelle gegen die Regierung von Präsident Emmanuel Macron gegen Vereinnahmungsversuche durch Rechtsextreme und Linksextreme. Die sehr heterogene Gruppe ist von beiden Strömungen bereits unterwandert. Heftige Debatten finden nicht nur in sozialen Netzwerken, sondern auch auf der Straße statt. So ist am Sonntag ein Video aufgetaucht, das eine Massenschlägerei zwischen „Gelbwesten“ während der Proteste am Vortag in Lyon zeigt.
Es handelt sich offenbar um Mitglieder des linken Schwarzen Blocks gegen nationalistische Gruppen der „Gelbwesten“. Augenzeugen beschrieben später „bürgerkriegsartige“ Szenen. „Ich habe so etwas noch nie gesehen. Das ist ernst. Das ist traurig“, hört man in einem anderen Video, welches von einem selbst ernannten Whistleblower mit Kontakten zur Identitären-Bewegung auf Twitter gepostet wurde (siehe unten).
Zunächst weit und breit keine Polizei zu sehen
Aus allen Winkeln sieht man „Gelbwesten“, die sich gegenseitig mit Steinen, bengalischen Feuerwerkskörpern und anderen Gegenständen bewerfen, mit Fäusten und Flaggen aufeinander einprügeln. Polizeikräfte sind auf den Aufnahmen weit und breit keine zu sehen. Erst nach minutenlangen Kämpfen mit zahlreichen Verletzten konnten Medienberichten zufolge Sicherheitskräfte, die auf einer nahe gelegenen Brücke zusammengezogen waren, die Gewalteskalation beenden. Die Hintergründe der Auseinandersetzung sind nicht bekannt. Allerdings wird in den sozialen Medien der Kampf von Linken gegen Rechte als Grund genannt. „Das war genau so unvermeidbar wie Tag und Nacht“, kommentiert ein Twitter-User die Geschehnisse des Samstags.
Am Samstag, dem mittlerweile 13. Großkampftag der „Gelbwesten“, gingen laut dem französischen Innenministerium landesweit über 51.000 Menschen auf die Straße. Die Beteiligung an den seit fast drei Monaten anhaltenden Protesten war zuletzt zurückgegangen. Am vorangegangenen Samstag gingen laut Innenministerium 58.600 Menschen auf die Straße. Die „Gelbwesten“ selbst sprachen allerdings von 116.000 Demonstranten. Zum Start der Protestbewegung waren es Mitte November noch mehr als 280.000 gewesen.
Innenminister fordert Ende der Gewalt
Die Gewalt nimmt aber eher zu als ab. Nach einem versuchten Brandanschlag auf das Haus des Parlamentspräsidenten am Freitagabend prangerte Innenminister Christophe Castaner die Stimmungsmache gegen Vertreter des Staates an. Zudem forderte er ein Ende der Gewalt. „Vielleicht ist es Zeit, mit der Gewalt aufzuhören. Vielleicht ist es an der Zeit, das systematische Infragestellen von Repräsentanten der Demokratie, das systematische Infragestellen von unseren Ordnungskräften zu beenden.“
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