Lebenslange Haft
Drogenboss „El Chapo“ in USA schuldig gesprochen
Der mexikanische Drogenboss Joaquin „El Chapo“ Guzman ist in seinem Strafprozess in den USA schuldig gesprochen worden und muss damit für den Rest seines Lebens ins Gefängnis. Die Jury in New York sah am Dienstag die Schuld des 61-Jährigen in allen zehn Anklagepunkten als erwiesen an. Über fast drei Monate hatte die Staatsanwaltschaft veranschaulicht, wie das mexikanische Sinaloa-Kartell tonnenweise Drogen in die USA schmuggelte und mit oftmals grausigen Methoden seine Macht zementierte.
Laut Anklage habe das Kartell unter Führung von Guzman zwischen 1989 und 2014 fast 155 Tonnen Kokain und große Mengen andere Drogen in die USA geschmuggelt. 56 Zeugen hatten in dem Mammutverfahren ausgesagt, von denen die meisten in US-Gefängnissen einsitzen. Außerdem bot die Staatsanwaltschaft Hunderte Dokumente und Dutzende abgehörte Telefonate auf.
Drogenschmuggel, Waffenhandel, Geldwäsche etc.
Die ursprünglich 17 Anklagepunkte wurden im Prozess auf zehn Punkte verringert - unter anderem Drogenschmuggel, Waffenhandel und Geldwäsche. Guzman hatte stets alle Vorwürfe zurückgewiesen. Schließlich fällte die Jury am Dienstag nach sechstägigen Beratungen den Schuldspruch. Richter Brian Cogan muss das Strafmaß noch offiziell verkünden. Aber der Schuldspruch für Guzmans „Beteiligung an einer kriminellen Vereinigung“ schreibt lebenslange Haft vor, einen Antrag auf vorzeitige Entlassung kann er nicht stellen.
Die Beweislast muss die zwölf Geschworenen geradezu erschlagen haben. Sie hörten von den frühen Tagen des Kartells in den 1980er-Jahren und wie Guzman den Drogenschmuggel revolutionierte. Die Staatsanwälte legten dar, wie er Kokain, Heroin, Metamphetamin und Marihuana in größere US-Städte liefern ließ. Im Einsatz waren demnach Autos, Lastwagen, Züge, Flugzeuge, Hubschrauber, Fischkutter und U-Boote. „El Chapo“ habe demnach in seinen bald 30 Jahren im Drogenbusiness fast 14 Milliarden Dollar (rund 12,3 Milliarden Euro) verdient.
Kartell bestach Polizisten, Militärs und Politiker
Viele Zeugen hatten bis in die grausigsten Details die Gewalttaten des mächtigen Drogenkartells geschildert. Ex-Komplizen erzählten im Zeugenstand, wie Guzman seine Konkurrenten ermorden ließ oder selbst Hand anlegte. Ein Mann sei getötet worden, weil er sich einmal weigerte, Guzman die Hand zu reichen. Ein Auftragskiller soll in einer Villa nahe der US-Grenze in einem schalldichten Raum gemordet haben, der sich dank eines Abflusses am Boden anschließend leicht säubern ließ.
Auch beschrieben die Zeugen, wie die Organisation mexikanische Polizisten, Militärs, Politiker und Regierungsmitarbeiter bestach. Mexiko hatte sich nach Guzmans erster Festnahme lange gegen die Auslieferung des Drogenbosses an die USA gewehrt. Der damalige Präsident Enrique Pena Nieto, der ebenfalls bestochen worden sein soll, hatte stets erklärt, dass „El Chapo“ von einem mexikanischen Gericht verurteilt werden solle.
Festnahme nach zweiter Flucht führte zu Auslieferung
Eine erneute, filmreife Flucht des Drogenbosses 2015, für die dieser auch Helfer in den Reihen der Sicherheitskräfte gehabt haben muss, sowie die neuerliche Festnahme „El Chapos“ führten dann aber anscheinend zu einem Sinneswandel. Die Auslieferung an die USA ging schließlich 2017 über die Bühne.
Im Sinaloa-Kartell ist nach Guzmans Abgang bereits ein Nachfolger aufgerückt. Er heißt Ismael „El Mayo“ Zambada und hat anders als „El Chapo“ noch nie das Innere einer Gefängniszelle gesehen. Hinweise, die zu seiner Festnahme führen, belohnen die USA mit bis zu fünf Millionen Dollar (rund 4,4 Millionen Euro).
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