Mit den Salzburger Our Survival Depends On Us gibt es in Österreich derzeit eine der spannendsten Bands abseits massentauglicher Normen zu entdecken. Das Konzept hinter Band und dem Album „Melting The Ice In The Hearts Of Men“ geht weiter über puren Musikgenuss hinaus. Live zu sehen ist das Quintett am 11. Mai beim Vienna Metal Meeting in der Wiener Arena.
Eigenständigkeit in seinem Tun ist nur den wenigsten Kunstschaffenden vergönnt. Gerade in der Musik scheint allzu oft alles gesagt, getan oder gespielt zu sein. Wo bleibt da noch Platz für Innovation und Progressivität? Dass dies mitunter eine faule Ausrede ist, beweisen seit mittlerweile 20 Jahren Our Survival Depends On Us. Das Quintett aus Salzburg versteht sich in erster Linie als ideologisch und handwerklich buntes Kollektiv an Künstlern, das seine Leidenschaften und Stärken gemeinschaftlich zu einer völlig originären Mixtur braut. „Melting The Ice In The Hearts Of Men“ nennt sich das vierte Studioalbum, das sich weder musikalisch, noch inhaltlich mit biederen Oberflächlichkeiten zufriedengibt. Die Mischung aus Doom, Sludge, atmosphärischen Sounds, Art Rock, Folk, Psychedelik und harscher Black-Metal-Referenzen fordert Geist und Seele gleichermaßen. Oder wie es Frontmann Mucho Kolb ausdrückt: „Wir passen überhaupt in kein Line-Up. Egal, mit wem wir spielen.“
Tiefergehende Klänge
Diese bewusste Unangepasstheit geht einher mit der besonderen Magie, die OSDOU auf Platte und auch live ausstrahlen. Gefertigt werden die Songs von einem Quintett auf gemeinschaftlicher Basis in der rauen Natur Abtenaus. Die Musik sehen sie dabei mehr als Begleiter für eine Reise in tiefere Bewusstseinsebenen, denn als bloße Beschallung für klanglich offene Gemüter. Dem Zufall überlassen die Freigeister dabei nichts. Inhaltlich teilt sich das Werk in vier lange, jeweils die Zehn-Minuten-Grenze überschreitende Songs auf, die sich auf ein loses Konzept berufen und dem stetig an Aufmerksamkeitsspanne verlierenden Hörer eine Menge an Konzentration und Geduld abringen. Inspiriert sind sie dabei musikalisch von so unterschiedlichen Kapazundern wie den isländischen Stilverweigerern Sigur Ros, den schwedischen Black-Metal-Pionieren Bathory oder dem britischen Prog-Rock-Allrounder Steven Wilson. All das vermischt sich mit der bewussten Naturanbetung der Salzburger Berglandschaft und einer gewissen Verschrobenheit, die für ein originäres Produkt unverzichtbar ist.
Der Band kongruent folgen zu können, erfordert ein Höchstmaß an Aufmerksamkeit. Der Albumtitel spielt einerseits auf gesellschaftliche Trends, andererseits auf die Band selbst an. Angerissen wird dabei die Tatsache, dass sich der moderne Mensch in seiner Konsumversklavung allzu schnell von der Hartherzigkeit übermannen lässt und dabei den Blick auf die Schönheit im Leben und die Botschaften zwischen den Zeilen vergisst. Durch die atmosphärische Abgeschiedenheit und der gefühlten Zeitlosigkeit am Land gelingt es OSDOU besonders intensive und epische Songkapitel zu konstruieren. Wie auch in den Songs selbst schien beim Verfassen und Einspielen ebenjener die Zeit stehen geblieben zu sein. Die Arbeitsweise des Quintetts dürfte jener der amerikanischen Kommunen-Metaller Wolves In The Throne Room ähneln, die sich für ihr Verständnis von Kunst, Kultur und Leben bewusst aus den gängigen Normen der Gesellschaft herausnehmen, um zu einem unbeeinflussten Bewusstsein zu gelangen.
Rituale & Gemeinschaft
Das kritische Hinterfragen gesellschaftlicher Dogmen ist bei den einzelnen Bandmitgliedern weit über die Musik hinaus verankert. So arbeitet Frontmann Mucho mit ehemaligen Häftlingen, ist Gitarrist/Sänger Thom Kinberger Gewerkschafter bei einem renommierten Salzburger Unternehmen und veranstaltet Bassist Bartholomäus Resch alljährlich zur Sommersonnenwende das „House Of The Holy“-Festival auf einer Salzburger Alm, wo bewusst Querdenker und Nonkonformisten erwünscht sind, um gemeinschaftlich trotz aller unterschiedlicher Gesinnungen und Denkweisen mit der Kraft von Musik und naturbelassener Abgeschiedenheit Gemeinschaftliches zu entdecken. Im OSDOU-Kontext ist inner- und außerhalb der Musik auch viel von Ritualen die Rede. Dass sich diese um Dämonenbeschwörungen oder Teufelsanbetung drehen ist ein weit verbreiteter Irrglaube. Vielmehr geht es den Künstlern darum, sich selbst zu finden und in einer Welt der Hast und des Leistungsdrucks einen Einklang mit der Natur zu finden. Die Musik dient dabei ihnen und ihren Hörern als Ventil. Am 11. Mai live beim Vienna Metal Meeting in der Wiener Arena. Karten für das Festivalhighlight gibt es unter www.oeticket.com.
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