Kanzler und Kronprinz

Kurz besuchte Japans künftigen Kaiser

Österreich
15.02.2019 10:45

Nach seiner Südkorea-Visite ist Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) im Zuge seiner Ostasien-Reise am Freitag in Japan eingetroffen. In Tokio kam er mit Kronprinz Naruhito, der am 1. Mai den Kaiserthron besteigen soll, zusammen. Weiters stand ein Treffen mit dem rechtskonservativen Premier Shinzo Abe auf dem Programm.

Der 39-jährige Naruhito ist der älteste Sohn von Kaiser Akihito und Kaiserin Michiko. Seine Einsetzung als Kronprinz erfolgte im Februar 1991. Nun wird er den Chrysanthementhron besteigen.

Die Begegnung mit Kurz fiel herzlich aus, man vergewisserte sich der gegenseitigen Wertschätzung. Der Kanzler wünschte dem künftigen Regenten das Beste für dieses zwar nur repräsentative, aber bei der japanischen Bevölkerung sehr angesehene Amt.

(Bild: AP)

Kurz und Premier Abe auf einer Linie
 Danach wurde Kurz von Premierminister Abe empfangen. Thema waren die Europa- sowie die Weltpolitik. Mit der Aussage „Ein No-Deal-Brexit sollte vermieden werden“ unterstützte Abe bei einem gemeinsamen Auftritt vor der Presse die Linie des Bundeskanzlers. Zudem sprach sich Abe wie Österreich dafür aus, die Integration der Westbalkanstaaten in die EU voranzutreiben.

Beide Regierungschefs unterstrichen ferner ihren Willen, sich für eine atomwaffenfreie Welt einzusetzen. Mit Blick auf das zweite Treffen von US-Präsident Donald Trump mit dem nordkoreanischen Machthaber Kim Jong Un Ende des Monats waren sich beide einig, dass die internationale Staatengemeinschaft die Bemühungen zur Lösung des Konflikts um das nordkoreanische Atomwaffen- und Raketenprogramm unterstützen sollte.

Kanzler Kurz und Premier Abe (Bild: AFP)
Kanzler Kurz und Premier Abe

Der Besuch des Kanzlers in Japan steht wie jener in Südkorea im Zeichen der Wirtschaftsbeziehungen sowie des Austausches im Wissenschafts- und Technologiebereich, weshalb Kurz auch von Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) und Verkehrsminister Norbert Hofer (FPÖ) begleitet wird.

Kanzler mit Roboter und E-Roller
Gemeinsam besuchte man am Freitag auch das Unternehmen Honda, wo Kurz mit Geschäftsführer Takahiro Hachigo sprach, der ihm unter anderem einen neu entwickelten Roboter präsentierte. Danach testete der ÖVP-Chef auch noch einen E-Roller und düste mit diesem in einem Schauraum herum.

(Bild: APA/HARALD SCHNEIDER)

Japan als wichtiger Handelspartner
 Hinter China ist Japan der zweitgrößte Markt für Exportgüter und -dienstleistungen österreichischer Firmen in Asien. Erst Anfang des Monats ist mit JEFTA das neue Handelsabkommen der EU mit Japan in Kraft getreten, wodurch Zölle und andere Handelshemmnisse zwischen den EU-Staaten und Japan nahezu vollständig abgebaut wurden.

Die Außenhandelsbilanz mit Japan ist aus österreichischer Sicht negativ. Österreich exportierte laut Wirtschaftskammer 2017 in einem Ausmaß von 767 Millionen Euro weniger nach Japan als es von dort importierte. JEFTA könnte zu einem ausgeglicheneren Verhältnis führen.

Japans Ministerpräsident Shinzo Abe und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker zeigten sich in Brüssel über JEFTA erfreut. (Bild: AFP )
Japans Ministerpräsident Shinzo Abe und EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker zeigten sich in Brüssel über JEFTA erfreut.

Diplomatische Beziehungen seit 1869
 Heuer vor 150 Jahren nahmen Österreich und Japan diplomatische Beziehungen auf. 1869 hatten die beiden Kaiser Franz Joseph I. und Mutsuhito einen Freundschaftsvertrag unterzeichnet. Das Jubiläum wird beim Besuch des Kanzlers in Tokio mit einem Konzert der Wiener Philharmoniker am Samstag gefeiert.

Außerdem wird Kurz einen Abstecher nach Hiroshima machen, wo die USA am 6. August 1945 die erste von zwei Atombomben auf Japan abwarfen, um damit den Zweiten Weltkrieg auch in Ostasien zu beenden. 90.000 Menschen starben damals sofort, bis zu 170.000 an den Spätfolgen des Angriffs. Der Kanzler wird in der Hafenstadt einen Kranz in Gedenken an die Opfer niederlegen und das Hiroshima-Dokumentationszentrum besuchen.

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