Die Afghanistan-Serie
Gutachter: Asyl-Mafia „verkauft gefälschte Storys“
krone.at in Afghanistan: In der Acht-Millionen-Metropole Kabul trafen wir auch Asyl-Gutachter Karl Mahringer. Einige NGOs setzen sich schon seit über einem Jahr dafür ein, dass der gerichtlich beeidete Sachverständige von der Gutachterliste gestrichen wird. Das Verfahren läuft noch. Gegen seine Absetzung hat Mahringer Beschwerde eingelegt. Bis heute fliegt der Sachverständige mehrmals pro Jahr in die afghanische Hauptstadt, um dort Fälle vor Ort zu recherchieren.
Der Oberösterreicher sitzt in einem kleinen Büro im Zentrum von Kabul mit einem afghanischen Mitarbeiter. Vor sich haben sie eine Mappe mit gescannten Dokumenten. Mahringer geht den richterlichen Fragebogen zu einem aktuellen Fall durch. „Ich glaube, es gibt ein großes Missverständnis über meine Arbeit“, sagt der Oberösterreicher. „Alles, was ich mache, ist die Fragen des Gerichts nach bestem Wissen und Gewissen zu beantworten. Das kann ich auch ohne Zulassung als Sachverständiger.“
Mahringer war ins Kreuzfeuer der Kritik geraten, weil er in seinem ersten Bericht, der in Insider-Kreisen als „das Mahringer-Gutachten“ bezeichnet wird, keine Gründe für eine Gefährdung bei der Rückführung von Afghanen in ihre Heimat sah. Dieses Gutachten wurde als Grundlage für viele Abschiebungen herangezogen.
„Kein Gebiet, in das man nicht hinfahren kann“
Der Sachverständige kennt Afghanistan wie seine Westentasche, das Land am Hindukusch ist mittlerweile zu seiner zweiten Heimat geworden. Er ist nach wie vor überzeugt, dass Afghanistan weitgehend sicher ist. „Ich bin seit vielen Jahren in Afghanistan, de facto gibt es kein Gebiet, in das man nicht hinfahren kann. Organisationen wie die Internationale Organisation für Migration sitzen in ihren Hochsicherheitsbereichen und haben keine Ahnung, was draußen los ist. Die haben sehr viele ,Expats‘ (ausländische Mitarbeiter internationaler Firmen, Anm.) vor Ort, die aufgrund der vorgegebenen oder eingebildeten Sicherheitslage nicht hinauskönnen, die fragen dann ihre Mitarbeiter. Damit bekommst du immer eine gefilterte Information.“
Er aber reist selbst durchs Land. „Es tut mir leid, wenn meine Berichte dem widersprechen, was der Mainstream will oder sich gewisse NGOs vorstellen.“ Und letztlich sei es so, dass die Richter entscheiden, „ob sie mein Gutachten nehmen oder nicht“. Zum laufenden Verfahren gegen ihn möchte Mahringer nichts sagen. Nur so viel: Er werde mit seiner Beschwerde bis in die letzte Instanz gehen.
„Schlepper haben fabrizierte Geschichten verkauft“
Während sein Mitarbeiter gerade eine Zeugenliste durchtelefoniert, erzählt Mahringer, dass er noch keinen einzigen Fall gehabt habe, bei dem alle angegebenen Infos gestimmt hätten. „Wenn jemand verfolgt wird, hat er bis jetzt immer noch Asyl bekommen. Aber es ist bedauerlicherweise so, dass sehr viele fabrizierte Geschichten von den Schleusern gleich mitverkauft werden. Wir haben dann Fälle, wo Flüchtlinge behaupten, sie seien in eine bestimmte Gegend vor den Taliban geflüchtet, und dann stellt sich heraus, dass diese Gegend eine Taliban-Hochburg ist!“ Das schade jenen, die wirklich Asyl brauchen, so Mahringer.
Viel Glück hat sein Mitarbeiter beim Telefonieren nicht. Manche Personen, die auf Mahringers Liste stehen, heben ab, die meisten jedoch nicht. Sie sollten die Geschichte eines Flüchtlings bestätigen. Doch er gibt nicht auf: „Wenn es sein muss, fahr ich zur kilometerweit entfernten Polizeistation und kläre das persönlich.“
krone.at-Videoreporter Alexander Bischofberger hat sich eine Woche lang in Afghanistan umgesehen und beschreibt seine Eindrücke in der großen krone.at-Asyl-Serie. Hier erfahren Sie alles über die Serie und können Teil 1 und Teil 2 nachlesen.
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