„Anti-Symbol“ zerstört
Letztes Domizil von Drogenbaron Escobar gesprengt
Auf diesen Moment haben zahlreiche Kolumbianer sehnsüchtig gewartet: Das letzte Domizil des berüchtigten kolumbianischen Drogenbarons Pablo Escobar ist am Freitag kontrolliert gesprengt worden. Von einer Tribüne aus wohnten rund 1600 Menschen der Zerstörung dieses Symbols der lateinamerikanischen Drogenkriminalität bei - unter ihnen auch Angehörige der Opfer Escobars, der 1993 von einer Spezialeinheit erschossen worden war.
Die acht Stockwerke des Gebäudes in Medellin stürzten um 11.53 Uhr Ortszeit (17.53 Uhr MEZ) in sich zusammen. Escobars einstiger Wohnsitz war in den vergangenen Jahren immer mehr verfallen, eine Instandsetzung des ehemaligen Luxus-Domizils hätte elf Millionen US-Dollar (umgerechnet rund 9,7 Millionen Euro) gekostet.
Stadt will einen öffentlichen Park errichten
Stattdessen will die Stadtverwaltung etwa zweieinhalb Millionen Dollar ausgeben, um an der Stelle einen 5000 Quadratmeter großen öffentlichen Park zu Ehren der Zehntausenden Opfer von Escobar und seinem Drogenkartell zu errichten.
Escobar wurde im Dezember 1993 im Alter von 44 Jahren von einer kolumbianischen Spezialeinheit auf dem Dach eines Wohnhauses in Medellin erschossen. Zuletzt hatte der Drogenboss, der jahrelang auf der „Forbes“-Liste der reichsten Menschen weltweit stand, in dem schicken Viertel El Poblado gewohnt.
Das nun gesprengte, bunkerähnliche Gebäude mit dem Namen Monaco hatte noch die Spuren eines Autobombenanschlags des mit Escobar verfeindeten Cali-Kartells im Jahr 1988 getragen und war zusehends verfallen. Ein Vertreter der Stadtverwaltung von Medellin, der sich um den Abriss kümmert, bezeichnete das Haus im Dezember als „Anti-Symbol“. Die Kinder in Medellin sollten sich künftig nicht mehr wünschen, „dass sie Pablo Escobar werden wollen, wenn sie groß sind“, sagte er.
Escobar wird noch immer von vielen Menschen verehrt
Tatsächlich war das weiße Gebäude eine Pilgerstätte für dessen Anhänger. Auch ausländische Touristen ließen es sich bei den täglichen Besichtigungstouren im Viertel gerne zeigen. Escobar wird immer noch von vielen Kolumbianern verehrt, etwa weil viele an seinem Drogenkartell mitverdienten. Außerdem sehen einige in ihm einen Schutzpatron der Armen, der Häuser für Obdachlose errichten ließ.
Doch der Drogenboss säte vor allem Angst und Schrecken. Allein von September bis Dezember 1989 hatte Escobar Hunderte Autobomben zünden lassen, mindestens 3000 Menschen starben damals. Jahrelang bestimmte die Gewalt seines Drogenkartells das öffentliche Leben in Kolumbien.
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