„Zu große Gefahr“

Kurden: „Werden die IS-Kämpfer nicht freilassen“

Ausland
24.02.2019 12:31

Die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien will entgegen der Drohung von US-Präsident Donald Trump die dort inhaftierten Dschihadisten nicht freilassen. Der kurdische Außenbeauftragte Abdulkarim Omar sagte, die 800 ausländischen ehemaligen IS-Kämpfer seien nicht in der Gewalt der USA, sondern in kurdischen Händen (siehe Video oben). Daher habe Trump nicht über ihr Schicksal zu entscheiden. Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) tritt - sollte es zu einer Rücknahme kommen - für eine Prüfung der einzelnen Fälle ein, Innenminister Herbert Kickl (FPÖ) sprach sich bereits dezidiert dagegen aus, diese „tickenden Zeitbomben wieder ins Land zu lassen“. Das gelte auch für die Frauen, die in den Dschihad gezogen sind.

„Wir werden mit den IS-Mitgliedern gemäß den internationalen Verträgen und Konventionen umgehen, und wir werden sie nicht freilassen“, sagte Omar der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“. Auch der Berliner Vertreter der kurdischen Selbstverwaltung, Ibrahim Murad, sagte der Zeitung: „Wir verstehen nicht, warum Trump das sagt. Was hat er damit zu tun?“ Die ausländischen Gefangenen seien zwar eine Last, doch liege es nicht im kurdischen Interesse, sie auf freien Fuß zu setzen. „Das wäre auch für uns zu gefährlich“, hob Murad dem Bericht zufolge hervor.

„Diese Dschihadisten sind wie eine tickende Zeitbombe“
„Diese Dschihadisten sind wie eine tickende Zeitbombe. Wenn die Bombe platzt, ist dies eine Gefahr für die ganze Welt, nicht nur für uns“, zitierte die „FAS“ den kurdischen Vertreter in Berlin weiter. Die Dschihadisten müssten in ihren Heimatländern angeklagt und verurteilt werden. In Nordsyrien gebe es dafür nicht die notwendigen Kapazitäten. Auch kurdische Politiker in Syrien fordern schon seit Monaten die westlichen Länder auf, dass sie ihre in dem Bürgerkriegsland gefangengenommenen Staatsbürger zurückzunehmen.

Omar hob hervor, die Kurden hätten inzwischen die Grenzen ihrer Kraft erreicht. „Wir haben einen hohen Preis dafür gezahlt, unser Land zurückzuerobern“, sagte der kurdische Außenbeauftragte. „Wir können nun nicht auch noch 1500 traumatisierte ausländische Kinder erziehen.“ Es sei daher „die moralische und juristische Verantwortung“ der involvierten Länder, ihre Staatsangehörigen zurückzuholen.

Trump will europäische Staaten erpressen
Trump hatte die Europäer vor einer Woche aufgefordert, ihre bei Kämpfen gegen den IS in Ostsyrien gefangen genommenen Staatsbürger zurückzunehmen, um ihnen in ihrer Heimat den Prozess zu machen. Sonst müssten die USA sie freilassen, woraufhin damit zu rechnen sei, dass die Kämpfer nach Europa „eindringen“, schrieb der US-Präsident auf Twitter und sprach konkret Deutschland, Großbritannien und Frankreich an.

Seit Dezember sind Zehntausende Angehörige von Dschihadisten aus der letzten IS-Bastion im Osten Syriens geflohen und haben sich den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) ergeben. Unter den Gefangenen sind auch viele Europäer mit ihren Frauen und Kindern. Medienberichten zufolge sitzen mehrere Dutzend Deutsche in Syrien in kurdischer Haft. Die deutsche Bundesregierung erkennt allen ein Rückkehrrecht zu, machte jedoch bisher keine Anstalten, Deutsche aus Syrien zurückzuholen.

Kurz für Prüfung der Fälle, Kickl dezidiert gegen Rücknahme
Bundeskanzler Kurz tritt für eine Prüfung der einzelnen Fälle, von denen es seiner Ansicht nach in Österreich nur „sehr wenige“ gibt, ein. Ansonsten gab sich der Kanzler in Hinblick auf die US-Forderung zur Rücknahme von IS-Kämpfern bisher zurückhaltend.

Innenminister Kickl will keine gefangenen Mittäter des IS mit österreichischer Staatsbürgerschaft zurück ins Land holen. Das gelte auch für die Frauen der Terroristen, sagt der Minister im „Krone“-Interview: „Die vorne hätten nicht so lange Zeit Köpfe abschneiden können, wenn nicht hinten wer für sie gekocht hätte.“

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